Kapitel 12

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Ich schaute Matteo hilflos an. "Eh, wieso interessiert es dich so, über was wir geredet haben?" stellte ich die Gegenfrage.

"Weil ich die Wörter Gaston, verreisen und unter die Lupe nehmen gehört habe." antwortete mir Matteo mit fester Stimme.

"Was heckt ihr aus?" fragte er weiter. Ich dachte fieberhaft nach was ich ihm antworten konnte, doch mir kam keine Ausrede in den Sinn. 

"Also, eh..." stotterte ich. "Ja, ich höre" sagte er mit einem strengen Blick. "Okay, gut. Ich sag dir die Wahrheit." seufzte ich und atmete noch einmal kräftig durch.

Gerade als ich ihm alles gestehen wollte, klingelte mein Handy.  Yes, ich hatte einmal in meinem Leben tatsächlich Glück, dachte ich mir und sah Matteo entschuldigend an.

"Tut mir Leid, da muss ich ran." erklärte ich ihm mit entschuldigender Stimme. Ich fischte mein Handy aus meiner Tasche und sah auf den Display.

Als ich sah wer der Anrufer war, öffnete ich geschockt meinen Mund. Oh nein. Ich dachte sie hätte es aufgegeben.

"Willst du nicht ran gehen?" fragte mich Matteo und sah mich auffordernd an. Ich rang mit mir selbst. Entweder Matteo die Wahrheit gestehen oder meiner ehemaligen Besten Freundin gestehen wieso ich seit einem Monat wie vom Erdboden verschwunden war.

Schweren Herzens nahm ich den Anruf an und hielt das Handy an mein Ohr. "Oh mein Gott, Luna" kreischte Lil ungläubig. Wahrscheinlich hätte sie nicht damit gerechnet, dass ich abnehmen würde.

"Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht." redete sie weiter und ich hörte wie sie anfing zu weinen. Ich blieb still und merkte wie ein schlechtes Gewissen sich in mir breit machte.

"Luna, sag doch etwas." flehte sie mich förmlich an und ich hörte wie ihre Stimme immer brüchiger und leiser wurde.

Plötzlich fing ich an zu schluchzen und Tränen ringen mir über meine Wange. Alle Gefühle die sich in den letzten Wochen angestaut hatten, brachen auf einmal über mir zusammen.

Ich war nicht fähig etwas zu sagen. Kraftlos beendete ich das Telefonat und schmiss mein Handy voller Wut auf den Boden.

Ich war wütend auf mich selbst. Wieso konnte ich nicht einfach mit ihr sprechen, ihr alles erklären? Ich war feige. Sie hatte sich solche Sorgen gemacht und ich hatte nicht mal den Mut ihr alles zu erklären, verdammt.

"Luna?" kam plötzlich von Matteo. Er sah mich fassungslos an. "Hey, nicht weinen." sagte er und wirkte dabei ziemlich hilflos.

Ich sah in nur still an, währenddem Träne über Träne meine Wangen hinunter liefen.  Das alles wurde mir einfach nur zu viel.

Ich stand von meinem Stuhl auf und verliess hastig das Roller. Verdammt Luna, reiss dich doch einmal zusammen. Dachte ich mir und war genervt von mir selbst.
Ich musste lernen meine Gefühle in den Griff zu kriegen.

Auf der nächst besten Bank lies ich mich fallen und versuchte mich zu beruhigen. Du bist ein starkes Mädchen und starke Mädchen weinen nicht. Wiederholte ich immer wieder in meinem Kopf. Ich atmete kräftig durch, doch die Tränen wollten einfach nicht aufhören.

Plötzlich bemerkte ich, wie sich eine Person neben mich setzte. Ich sah auf den Platz neben mir und sah wie Matteo dort sass. Sein Blick war auf den Boden gerichtet.

"Was machst du hier?" fragte ich ihn verweint und spürte zeitgleich einen stechenden Schmerz in meiner Brust. "Ich lass dich nicht alleine, nicht wenn es dir so mies geht" flüsterte er leise, sein Blick stur auf dem Boden.

Ich sah auf meine Hände und niemand sagte mehr etwas. Wir sassen sicherlich zehn Minuten dort und schwiegen vor uns her.

Es war keine schöne Stille, eher eine bedrückende Stille. Niemand wusste so recht was sagen, trotzdem tat die Anwesenheit von Matteo gut. Ich spürte so eine Wärme und beruhigte mich allmählich.

"Willst du darüber reden? Also, wer am Telefon war?" fragte mich Matteo plötzlich und ich hörte wie er mit seinen Wörtern rang.

Ich atmete unregelmässig und öffnete dann mein Mund. Paar Sekunden später schliess ich ihn jedoch wieder und sah Matteo mit glasigen Augen an. Ich konnte nicht anders und fiel ihm um den Hals.

Er wirkte zuerst überrascht, fing sich aber relativ schnell wieder. Er strich mir behutsam über den Rücken und ich atmete seinen angenehmen Duft ein.

Irgendwann schloss ich meine Augen, da ich mich plötzlich unglaublich schwach fühlte und fiel in einen tiefen Schlaf.


Als ich wieder aufwachte, fand ich mich in meinen Bett wieder. Hatte mich etwa Matteo hier her gebracht?

Mit einem Kloss im Hals stand ich auf und sah mich im Spiegel an. Ich sah schrecklich aus. Mein Make-Up war von dem vielen Weinen vollkommen ruiniert und ich hatte rote, leicht angeschwollene Augen. Meine Haare waren gleichzusetzen mit einem Vogelnest und ich fühlte mich elend.

Ich putzte mir schnell und nicht gerade vorsichtig das Make-up aus meinem Gesicht. Mit immer noch verstrubbelten Haare ging ich runter und traf im Wohnzimmer zwei besorgt aussehende Jungs an.

"Luna" entwich meinem Cousin und er kam auf mich zu. Er nahm mich sanft in den Arm und man konnte meinen, das ich eine zerbrechliche Porzellanpuppe war.

Auch der zweite Junge stand von der Couch auf und kam mit besorgter und ernsten Miene auf mich zu. "Ich denke das gehört dir." sagte er und hielt mir mein Handy hin.

Ich starrte einige Sekunden regungslos darauf und nahm es ihm dann ab. "Danke, Matteo" bedankte ich mich fast geräuschlos.

"Kakao, Tee oder Kaffee?" fragte Gaston plötzlich und ich sah ihn perplex an. "Willst du einen Kakao, einen Tee oder einen Kaffee?" wiederholte er sich, diesmal ein wenig langsamer.

"Kakao, heiss" antwortete ich ihm knapp, nicht in der Lage einen ganzen Satz zu formulieren. "Kommt sofort." sagte er schnell und verschwand dann.

Ich spürte den Blick von Matteo auf mir, weshalb ich mich zu ihm hindrehte. Wir sahen uns tief in die Augen und mich überkam das Gefühl von Geborgenheit.

"Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein, Luna. Gehört? Nie wieder" sagte er plötzlich.

"Shit" rief er anschließend und schlug mit seiner einen Hand in die Wand. Ich schaute ihn traurig und vollkommen erschöpft an.

Wieso war ich nur so ein schrecklicher Mensch? Alle Personen die mir etwas bedeuten, litten wegen mir.

Nicole und Christian stritten sich, Nina log Gaston an und Matteo und Lillie machten sich riesige Sorgen und das alles nur, weil ich eben so war wie ich war.

Nach Regen kommt Sonne! LutteoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt