29. Die Schlacht beginnt

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Nathaniel überblickte die Ebene. Noch war nichts zu sehen, doch das würde nicht mehr lange so bleiben. Die Soldaten liefen auf dem Gelände auf und ab und trafen die letzten Vorbereitungen.
Avina trat zu ihm. Es wäre ihm immer noch lieber, sie wäre weit weg von hier, doch das würde sie nicht mitmachen also zwang er sich ein Lächeln ab. Avina drückte sich an ihn und er blendete dem Lärm der aufgestellten Armee hinter sich völlig aus.
"Was denkst du, wie das heute endet?", wollte sie von ihm wissen und Nathaniel umarmte sie während sein Blick über die momentan alle samt mit Bögen bewaffneten Männer glitt. Egal wer gewinnt es endete in Blut und Leid, doch das konnte er ihr nicht sagen. Viele gute Menschen würden heute ihr Leben verlieren.
"Mit einem neuen Zeitalter.", antwortete er stattdessen.
"Ob es das des Lichts oder das der Dunkelheit wird liegt ganz bei uns."
Avina sah zu ihm auf und biss sich auf die Lippen.
"Ich meinte für uns."
Nathaniel küsste sie statt zu antworten. Er wusste, dass er, gerade nachdem er das Bündnis mit Kalistrien versaut hatte, ganz oben auf der Abschussliste stand. Avina gab sich aber nicht mit einem Kuss zufrieden.
"Nun sag schon", forderte sie ihn auf und er schloss die Augen.
"Ich hab gesehen, welche Zukunft wir haben könnten und ich habe nicht vor, sie mir nehmen zu lassen."
Das war das, was er dachte seit er bei den Sirenen war und zumindest das konnte er ihr ehrlich sagen. Avina lächelte nun kurz. "Das klingt nicht schlecht.", sie seufzte. "Und jetzt komm! Wir stehen hier vorne, wie die Zielscheiben."
Nathaniel folgte ihr ein wenig widerwillig hinter die Reihen der Bodenschützen. Sie hatte schließlich Recht. Er wurde dort nicht gebraucht und war schon so Zielscheibe genug, durfte sich aber auf keinen Fall töten lassen, bevor er seinen Spezialauftrag erledigt hatte. Was natürlich nicht hieß, dass er sich danach einfach töten ließ. Aber ihr kleiner Trick konnte über Sieg und Niederlage entscheiden.
Der Ruf eines Raben ließ ihn in den Himmel blicken und er lief zu der Tasche, die an einem Baum hing. Er nahm sie ab und trug sie zu dem einen kleinen Busch, der hier stand. William landete dabei auf seiner Schulter. Er hüpfte dann hinter den Busch und wurde zum Mensch. Nathaniel hielt ihm die Kleidung aus der Tasche hin und noch während er sich anzog, erklärte Will.
"Ich konnte sie vom Turm aus sehen. Es sind wirklich viele ... fast zu viele.", gab er zu bedenken.
"Dann hoffen wir, dass unser Plan funktioniert."
"Das wird nicht reichen. Wir brauchen Verstärkung."
"Und woher?", wollte Nathaniel wissen.
William musste nicht lange überlegen "Ich schicke Boten los. Wir brauchen die Männer aus den kleinen Dörfern."
"Die werden aber eine Weile brauchen. Wenn du sie sehen konntest, sind sie spätestens in ein, zwei Stunden hier."
Wieder überlegte Will, dann antwortete er:
"Du musst zu den Leuten von Sondra. Sicher gibt es dabei Gestaltwandler die fliegen können. Vögel kommen schneller voran."
Nathaniel nickte. Das war eine gute Idee.
"Ich geh sofort los und du ziehst dir wieder eine Rüstung an."
Damit lief er auch schon los.
William legte seine Rüstung an und als Nathaniel zurück kam, berichtete er:
"Ich habe zwei Falken gefunden. Das sind ziemlich schnelle Vögel außerdem hab ich trotzdem auch noch die eine Eule losgeschickt." Eigentlich waren ihm drei fast zu wenig aber einen Geparden wollte er nicht entbehren. Im Kampf war er einfach nützlicher, als auf lange Strecken schnell.

William nickte und legte gerade sein Schwert an. Das war das letzte Teil seiner Rüstung und er nahm noch einen schluck aus seiner Wasserflasche. Wein wäre besser für seine Nerven, doch er brauchte heute sicher all seine Sinne. Und auf einmal hörte er das Trampeln von Pferden. Nathaniel sah, wie er auf einmal ziemlich blass wurde und nur kurz nach Williams Wolfsinnen, schlug auch seine magische Vorahnung Alarm. Die Haare in seinen Nacken stellten sich auf und er wusste Dämonen waren in unmittelbarer Nähe.
"Sie kommen.", flüsterte William und ergriff den Bogen. Zuerst würde er mit ihm kämpfen. Er war ihm eigentlich lieber als ein Schwert, doch im Nahkampf würde er dieses noch brauchen.
Nathaniel legte ihm eine Hand auf die Schulter.
"Wir sehen uns wenn alles vorbei ist."
Es war ihm gar nicht wohl bei dem Plan, dass Will sich Daron stellen musste, wenn er selbst so weit fort war, doch er war gegen seinen Vater keine Hilfe. Will lief also zu den Bogenschützen und wurde dort von Castiel empfangen. Er würde sich um Darons magische Abwehr kümmern, denn dagegen könnte er selbst nichts ausrichten. Castiel betrachtete den noch jungen König der seine Unsicherheit recht gut verbarg, doch Castiel war selbst einmal Herrscher gewesen und wusste was für ein Druck auf ihm lastete.
"Es wird schon alles gut gehen.", versuchte er ihn ein wenig aufzumuntern und legte einen Pfeil an seinen Bogen. Auch William tat das und hielt seinen Blick auf den Horizont gerichtet, wo plötzlich schwarze Punkte erschienen. Schnell wurden sie größer und nahmen die grässliche Gestalt vieler Dämonen an. Gefolgt von vielen Männern auf Pferden. Castiel musste schlucken. Allein die pure Masse war beängstigend. Kriegstrommeln ertönten von Feindesseite aus. Sie bildeten einen rhythmischen Puls. Der Puls des Krieges. Ein Wunder, dass Sumar-Gardo so lange standhalten konnte. Nur fehlten ihnen durch diese Mauer nun die besten Soldaten des Landes in der Hauptschlacht. "Bodenschützen!", rief William und alle samt machten sich feuerbereit. "Legt an!"
Alle um Castiel herum und auch er selbst spannten ihre Bögen und zielten auf die heranreitende Armee. "Und Feuer!", schrie William über den Lärm und alle ließen ihre Pfeile fliegen. Das gleichzeitige Surren der Sehnen war fast schon betäubend und jeder konnte sehen, wie sich die Salve von Pfeilen über ihre Gegner ergoss. Einige wurden zu Fall gebracht, doch lange konnten sie nicht zusehen. William schrie erneut:
"Bereit!?"
Und alle hielten ihre Bögen bereits gespannt. 
"Schuss!" 
Und das nächste Meer von Pfeilen flog durch den Himmel. Es folgten weitere und die Bodenschützen arbeiteten monoton. Sie hätten die Anweisungen nicht mehr gebraucht, auch wenn William ab und an ihre Höhe korrigierte. Castiel hatte die Umgebung um sich herum schon vergessen als wieder die Pfeile flogen. So ging es weiter, eh sie nur noch knappe 400 Meter entfernt waren.

Larwenia Band 6 - Lord of Dark and DespairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt