chapter 2

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pov. jeon jungkook

Und somit fing ein neues Semester an, mein erstes, um genau zu sein. Wie schnell die Zeit doch verging, bei diesem Gedanken erinnerte ich mich an meinen ersten Schultag, wie ich mich noch zurechtzupfte und dann aufgeregt meine viel zu schwere Schultüte übernahm, die mir bis zum Hals reichte. Es fühlt sich an, als wäre es gestern gewesen, als ich zum ersten mal die großen Türen der Grundschule erblickte. Und dabei ist es doch schon ein Stück her.
Jetzt bin ich offizieller Kunststudent. Und dadurch muss ich schon wieder zurückdenken, daran, wie ich es geschafft hatte, als ich meinen Abschluss in der Hand hielt und als ich diesen Brief bekam, der die Botschaft meiner Aufnahme an der National University of Art beinhaltete. Und als ich meine Mutter vor Freude ansprang.

Ich umfasste den kleinen Griff der Klingel mit meinen kalten Fingern und betätigte sie. Meine Kleidung, Haare, ja, so ziemlich alles an mir war komplett durchnässt, als ich an einem Montag, nach meinem allerersten Tag an der Universität, in einem kleinem, aber dennoch gemütlich aussehendem Café stand und den blonden Kellner musterte, während das hohe Läuten der Klingel in meine Ohren drang.

In meinen Augen sah der Kellner, der sich vor mir um einige Gläser in Regalen kümmerte, auf irgendeine Weise sofort unglaublich interessant aus, seine blonden Haare fielen ihm vor seine braunen Augen, was mich darauf schließen ließ, dass sie wohl gerfärbt sein mussten. Also seine Haare, nicht seine Augen. Nun schaute er auf und blickte in meine Augen.

"Herzlich willkommen hier! Oh, du musst neu sein hier in der Gegend. Ich habe dich noch nie gesehen, denke ich, oder?"

Seine Stimme war tief und meine Nackenhaare stellten sich zusehens auf. Vielleicht auch einfach nur, weil mir immernoch kalt war, obwohl es an meinem Aufenthaltsort ziemlich warm zu seien schien.

"Oh ähm, ja, ich studier wohl ab jetzt hier. Aber erst seit diesem Semester."

Seinen Mund zierte nun ein für manche vielleicht unscheinbares, aber dennoch freundliches Lächeln. Nun ja, unsere Konversation war möglicherweise etwas oberflächlich, aber dennoch ganz nett bis schon fast das, was ich als "schön" bezeichnen würde. Allerdings dauerte diese auch nicht allzu lange an, da inzwischen mein Latte Macchiato fertig war und ich mich mit diesem auf eines der unzähligen, roten Sofas zurückzog. Unter meinem Gewicht sank das Kunstleder der Couch ein, während ich an meinem heißen Getränk schlürfte, welches mich an frühe Morgen, kalte Regentage und gute Bücher erinnerte. Das mit den Regentage würde, welch Ironie, sogar auf meine jetzige Situation zutreffen, "nur noch die Bücher fehlten" war mein Gedanke in diesem Moment, mit welchem ich mich zu dem Bücherregal hinter mir umwendete und meinen Blick über die endlos vielen Titel und Autoren schweifen ließ.
Letztlich blieben meine Augen wie automatisch an einem Buch hängen.

Hermann Hesse - Demain.

Meinen Latte Macchiato zog ich an der Untertasse ein Stück zur Seite, sodass ich Platz hatte, meine Arme aufzustützen und die Geschichte vom Protagonisten, Emil Sinclair, über sein Aufwachsen in zwei Welten und seine Jugend riss mich unglaublich in ihren Bann.
Nebenbei wurde auch mein Getränk leer, sonst wäre es zu meinem großen Bedauern wohl abgekühlt und das wollte ich nun auch nicht, auch meine Sachen trockneten zusehens. Mit großer Überraschung bemerkte ich nach einiger Zeit, dass ich schon über die Hälfte des Buches gelesen hatte und damit kam mir auch der Gedanke in den Sinn, dass ich wohl schon relativ lang hier gesessen haben muss.
Ich schaute auf mein Handy, 22: 02 Uhr. Ich räusperte mich.

"Ähm, entschuldigung, also, wann schließen sie eigentlich?"

Der Angesprochene, der blonde Kellner mit den braunen Augen, saß bis soeben selbst noch auf einem der etlichen Sofas und stöberte in Büchern, doch jetzt schaute er zu mir auf. Erst jetzt bemerkte ich auch, dass ich, im Gegensatz zu vorhin, inzwischen alleine mit ihm war, was mich um diese Zeit jedoch keineswegs verwunderte.

"Ich schließe unterschiedlich, wann ich möchte oder wann der letzte Gast nachhause gegangen ist."

Schon wieder dieses warme Lächeln seinerseits.

"Achja und, sag Taehyung zu mir."

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reflection ~ taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt