pov. Jeon Jungkook
"Okay, okay, ich bin 19, gerade erst geworden. Jetzt musst du mir aber auch dein Alter verraten!" lächelte ich ihn herausvordernt an.
"20. Ich bin 20."
Und genau das war der Anfang unserer gefühlt endlos langen Konversation, die noch die ganze Nacht andauern sollte. Wir redeten über viele Dinge, von Büchern wie auch von dem, welches ich gerade noch las, über unsere Lebenssituation, bis sogar über tiefgründigere Gedanken und bald hatte ich nicht mehr das Gefühl, meine Gedanken mit einem Menschen auszutauschen, den ich heute erst kennengelernt hatte. Taehyung sprach über seine jüngeren Brüder, auf welche Schule er gegangen war, an welche Uni er gerne gegangen wäre, jedoch die Studiengebühren nicht mal ansatzweise hätte zahlen können und dass er jenes Café, in dem wir unsere Nacht verbrachten, von seinen Eltern übernommen habe, welche sich nun Jobs in anderen Bereichen zuwendeten.
Ich musste über die Gespräche feststellen, dass Taehyung sich für mich immer interessanter machte, aber nicht nur durch das, was er sagte, sondern auch durch das, was er währenddessen tat. Wie er sich eine Haarsträhne zurückstrich oder wie man beide Zahnreihen sah, wenn er sein knuffiges Kastenlächeln aufsetzte. Seine Augen strahlten während meinen Erzählungen pure Interesse aus, also entweder juckte ihn wirklich, was ich von mir gab oder er hätte für diese schauspielerischen Leistungen einen Oskar verdient. Und dabei war er nur ein Kellner in einem netten, kleinen Café am Rande einer Großstadt und ich wusste nicht, wie oft er Leute in solche Gespräche verwickelte, doch irgendetwas sagte mir doch, dass es wohl nicht allzu oft vorkam.
Wir verstanden uns super gut, weshalb wir sogar Nummern austauschten. Ja, das taten wir, denn es war keinesfalls mehr gewöhnlicher Smalltalk den man mit einem Kellner, beziehungsweise einem Kunden führt.
"Es kommt nicht oft vor, also genau genommen kam es noch gar nicht vor, dass ich hier mit einer Person so lange geredet habe. Ich denke du bist ein interessanter Mensch, Jungkook. Wenn man in einem Cafe arbeitet, trifft man nun mal viele Leute, aber jemand wie du ist mir noch nie begegnet."
Das waren seine letzten Worte, bevor ich feststellte, dass es bereits kurz vor halb fünf war und ich an diesem Tag ja zur Uni musste. Panik überkam mich, da ich nicht geschlafen oder etwas für die Uni getan hatte. Ich könnte noch drei Stunden nachhhause.
"Jungkook, ist was?"
Mir fiel auf, dass ich während meiner innerlichen Panikattacke wohl plötzlich auf die Wand vor mich gestarrt und geschockt geschaut haben muss, was auf außenstehende schon relativ absurd gewirkt haben könnte. Hupsi.
"Ich.. muss nachhause."
Nicht sehr originell, wenn man gezwungen war, eine nebenbei unglaublich schöne Person plötzlich zu verlassen. Aber ich erklärte es ihm schnell und natürlich konnte Taehyung meine Situation nachvollziehen und nickte verstehend. Ja, er war schön. Und von diesem Gedanken war ich eigentlich selbst ein wenig überrascht.
Ich schnappte mir meine dunkle Stoffjacke, die im Gegensatz zu meiner Kleidung leider noch relativ feucht war und fuhr mir durch meine Haare, sodass sie mir nicht mehr ganz so im Gesicht hingen. Ich wollte schon in Richtung Tür gehen, drehte mich aber noch einmal schnell du Taehyung, der soeben das Latte-Macchiato-Glas samt Untertasse und Löffel neben der Spüle abstellte. Nun wirkte er traurig."Danke für den schönen Abend, ich würde mich freuen, wenn du bald mal wiederkommen könntest!"
Ein leichtes, unsicheres Lächeln, während er mir Demian mit der Erklärung, ich könne es doch zuhause weiterlesen, in die Hand drückte.
"Achja, ähm und, viel Glück in der Uni."
"Ich habe zu danken." flüsterte ich fast, ehe ich schnellen Schrittes auf den Ausgang zuging und in der Dunkelheit verschwand.
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reflection ~ taekook
FanfictionDiese Geschichte ist lediglich noch für (schöne) Erinnerungen online. Liebe ist so 'ne witzige Angelegenheit. Jeder weiß, dass sie positive und negative Seiten haben kann, und dass es weder gut beeinflussbar, noch berechenbar, noch immer fair ist...