Kapitel 1 - Die Jäger

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"Die Straßen sind um diese Zeit unglaublich ruhig!", sage ich abwesend zu mir selbst, während ich von der Hauptstraße meines Dorfes in die Richtung des Waldeinganges gehe. Egal wo ich lang gehe, überall fallen die Blätter der Bäume um mich herum. Der Herbst ist schon fast vorbei und trotzdem sehen alle Bäume noch so vollständig aus. Der Herbst ist meine Lieblingsjahreszeit, trotz der grauen, kalten Tage. Langsam richte ich meinen Blick wieder auf den Weg, bevor ich noch über etwas stolpere. Es wäre echt unschön, wenn mein dunkelblauer Mantel auf dem Weg dreckig wird, schließlich kann ich ihn im Wald nicht wechseln oder richtig waschen. Vielleicht wäre das aber auch nicht das Komischste an der ganzen Nacht oder auch der ganzen Woche, denn ein unbekannter Mann, der sich nicht mal vorstellt und dann auch noch Leute zum Wald bestellt ist definitiv nicht besser! Warum bin ich dem Gerede überhaupt gefolgt? "Sich um 23 Uhr am Waldeingang treffen.. das klingt, als würde man uns ermorden oder entführen wollen!", grübel ich leise seufzend vor mich hin, während meine Augen schon die Laubbäume des Waldes erfassen. "Jetzt umzudrehen wäre jedoch auch doof. Schließlich bin ich viel zu neugierig.", sage ich, während ich mich unsicher umsehe. Das mit der Neugierde ist doch schon fast ein Fluch!

Noch leise mit mir weiter diskutierend gehe ich schneller gen Wald, bis mir auffällt, dass schon zwei Weitere am Eingang stehen. "Das ist also der Ort der fragwürdigen Ereignisse?", murmel ich leise vor mich hin, während ich tief in den dunklen Wald starre. "Hey!", begrüßt mich eine feminine Stimme. "Oh, hey!", gebe ich verlegen zurück, da ich mich schon fast in einer Art Trance befand. "Ich bin Sayu und wie heißt du?", fragt mich die Person und wartet auf eine Antwort. "Ich bin Sayo! Wie lustig, dass sich unsere Namen zu ähnlich sind!", gebe ich kichernd zurück, um meine Abwesenheit zu überspielen. "Jetzt sind wir wohl zu dritt! Die Person, die mich ansprach scheint aber zu spät zu kommen.", meint Sayu. Ich deute auf die dritte Person im Bunde, die sich grade an einem Baum stützt: "Und das ist dann?". "Oh, der.. er wollte nicht mit mir sprechen, glaube ich. Er lief einfach an mir vorbei und lehnte sich an den Baum. Er kam auch erst vor zwei Minuten!", gibt Sayu nachdenklich zurück. Wie lange wartet sie hier bitte schon?! Langsam wende ich meinen Blick zu dem Unbekannten und seufze. Mit Menschen sprechen war noch nie meine Stärke. "Warte kurz.", sage ich leise zu Sayu, während mich meine Füße schon zum Anderen tragen. Der Unbekannte ist ziemlich groß. Geschätzt könnte er 1.90m sein. Das ist ein riesiger Unterschied zu meinen 1.53m, was die Sache noch etwas komischer Macht. Sayu ist aber auch grade mal drei Zentimeter größer als ich. Vorsichtig stelle ich mich vor die große Person und versuche ein Wort aus mir zu bekommen. "I..Ich bi..bin Sayo. Wie.. lautet dein Name?", stottere ich vorsichtig vor mich hin, während ich eine halbwegs bequeme Haltung einnehme. "Ich bin Kuro. Warum so verängstigt?", meint die nun bekannte Person mit fragendem Gesicht, "Hast du Angst im Dunkeln?". "Ey! Ich spreche nun Mal nicht oft mit anderen!", sage ich gespielt verärgert, da ich sehe, dass sich auf Kuros Gesicht langsam ein Grinsen bildet. "Mit Zwergen wohl öfter.", meint Kuro, der sich zusammenreißen muss, nicht zu lachen. "Ein Wunder, dass du mich von da oben hören kannst.", gebe ich breit grinsend zurück. "Du.. hast dich grade selbst beleidigt.", meint er mit einem aufgesetzten Pokerface. "Ich weiß!", sage ich ironisch lachend, während ich meine Handfläche gegen meinen Kopf schlage. Kuro muss ebenso lachen, da er es sich nicht mehr zurück halten kann. Auch Sayu stößt langsam zu uns. Sie scheint uns zugehört zu haben, bei dem breiten Grinsen, was wohl nicht von einem guten Witz kam. Dazu müssten Bäume schon mit Menschen reden.. Komischer Gedanke. "Scheint, als würdet ihr euch gut verstehen!", behauptet Sayu, während sie mir heimlich zuzwinkert. "Klar, schließlich müssen wir gemeinsam die Nacht überstehen, huh?", sage ich scherzhaft, während ich Sayu leicht die Zunge raus strecke. "Ach! Er heißt übrigens Kuro.", sage ich zu Sayu gedreht. "Beziehungsweise..", sage ich, während ich mich zu Kuro drehe und auf Sayu zeige, "das ist Sayu!". "Mal sehen, wann der Typ, der uns hergerufen hat ankommt!", sage ich seufzend, während ich etwas zurück gehe und auf einen abgeschlagenen Baumstamm setze. Sayu guckt mir kurz hinterher und entscheidet sich dafür, sich auch auf den Stamm zu setzen. Und so warten wir in der unglaublich stillen Nacht. Nun fällt mir erst auf, wie ähnlich mir Sayu auch sieht. Sie hat braune, lange Haare, mit einem Pony über ihrem rechten Auge, fast wie ich. Nur habe ich weiße Haare und einen längeren Pony! Wie ich trägt sie ebenfalls einen Mantel, nur ihrer ist dunkelgrün. Unter dem Mantel scheint sie nur ein graues T-Shirt zu tragen und eine recht hellgrüne Hose. Grün ist bestimmt ihre Lieblingsfarbe. Kuro war der Einzige von uns, der keine Jacke oder einen Mantel trug. Er hatte einen schwarzen, ärmellosen Pullover. Welche Funktion haben die eigentlich? Außerdem trägt er eine knielange, orange Hose. Sein Outfit sieht, bis auf den orangen Schal um seinen Hals, nicht sehr warm aus. Jedoch trage ich auch nur ein recht kurzes Kleid unter meinem Mantel und meine kniehohen Stiefel, welche ich ,ebenso wie das Kleid, sehr gerne trage, da nichts davon meine Bewegungen einschränkt, und mich trotzdem vor zu viel Kälte schützt, auch wenn ich, was das angeht nicht sehr empfindlich bin.

In Gedanken versunken nehme ich mein Handy aus der rechten Hosentasche und erschrecke, als ich merke, dass wir schon 30 Minuten warten. Es scheint nicht danach, als ob der mysteriöse Mann noch kommen wollen würde, also stehe ich auf und gehe auf einen Fleck, zentral von unseren Plätzen. "So langsam denke ich, wir sollten zu dritt gehen.", sage ich seufzend, aber verständlich. Die beiden "Mitforscher" wenden ihre Blicke in meine Richtung. "Meinst du?", fragt Sayu mit einem eher verwirrten Ausdruck. "Wir sollten doch hier warten.", kommt monoton von Kuros Seite. "Ich denke, das dieser komische Typ auch alleine zu uns findet, da er sich hier auszukennen scheint.", gebe ich als Erklärung zurück. "Hmm... ja.", antwortet Sayu nachdenklich. Ich lasse meinen Blick etwas schweifen, da ich nach einem starken Argument suche, auch Kuro zu überzeugen, bis mein Blick an einem kleinen Lichtchen hängen bleibt. "Huh, was ist das?", frage ich verwundert, ohne eine schnelle Antwort zu erwarten. "Huh, was denn?", fragt Sayu verwundert, während sie zu mir geht. Wortlos zeige ich auf das Licht, welches ich weiterhin beobachte.

Es scheint wie auf dem Boden zu tanzen nur mit einem kleinen Abstand

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Es scheint wie auf dem Boden zu tanzen nur mit einem kleinen Abstand. Für ein Glühwürmchen scheint es jedoch zu groß. Sayu wendet nun auch ihren Blick dem kleinen Licht zu. In diesem Moment tanzt es etwas tiefer in den Wald, wo es wartet. Will es... das wir ihm folgen? Das wäre doch absurd! Sayu sieht fordernd zu mir und scheint etwas aufgeregt zu sein. Freudig sagt sie: "Ui! Komm, lasst uns da hinterher!". Ich entgegne ihr jedoch etwas unsicher: "Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.. aber ganz ehrlich.. was soll da bitte passieren? Ich habe einen guten Orientierungssinn!", worauf Sayu nur kurz lächelnd sagt, "Probieren geht über Studieren!", bevor sie langsam dem Licht folgt. Langsam drehe ich mich zu Kuro, der noch immer ganz schön ruhig ist. "Kommst du mit?", frage ich ihn freundlich lächelnd. "Besser als hier zu warten.", antwortet er knapp, bevor wir Sayu langsam folgen, um sie nicht ganz zu verlieren.

Eine gefühlte Ewigkeit folgen wir nun schon dem kleinen Licht. Wir haben uns zwischendurch auch entschieden eher nebeneinander zu laufen. Ungeduldig schaue ich wieder auf mein Handy. Die Digitaluhr auf meinem Display springt auf 00:00Uhr um und geht danach sofort aus, obwohl der Akku vorhin noch 89% betrug?! Plötzlich erscheinen Lichter überall! Als wären es Irrlichter tanzen sie um uns herum und danach zu einem riesigen Baum vor uns. Schnell hocke ich mich hinter eine riesige Hecke etwas weiter vom Weg entfernt und winke Sayu und Kuro zu, da mir das alles nicht geheuer ist. "Hey! Kommt!", flüstere ich laut. Sie hocken sich auch hinter die hohe, breite Hecke. Vorsichtig gucken wir durch die Äste und noch grünen Blätter der Hecke. Nun tanzen alle kleinen Lichter, um den gigantischen, eichenartigen Baum. Er leuchtet hellblau auf und in der untersten Gabelung der Baumstammhälften bildete sich ein noch grelleres Licht, aus welchem eine riesige, anscheinend gerüstete Gestalt tritt...

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