Prolog

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Tinte.
Durch Tinte wird eine Tür zu einer anderen Welt aufgestoßen. Zu einer Welt, wo ein kleiner Hobbit einen Ring findet und so die Geschicke seiner Heimat und aller angrenzenden Reiche verändert; zu einer Welt, wo ein Junge überlebt hat und so auserwählt wurde, dem größten, dunkelsten Magier seiner Zeit gegenüber zutreten; zu einer Welt, wo jedes Jahr entsetzliche Kämpfe, „Hungerspiele" genannt, ausgetragen werden und sich ein Mädchen zum Symbol einer Revolution aufschwingt. Tinte ist das Tor zu einer Welt, wo das Wort „unmöglich" nicht existiert, sondern nur „unvorstellbar". Wenn sich die Augen durch das Labyrinth aus Bögen, Linien und Punkten vortasten, dann öffnet sich ein Tor... nein... ein Wirbelsturm aus Buchstaben und Wörtern und Sätzen entsteht, fesselt den Leser in einem starken Band, der ihn in diese Welt aus Tinte und Papier entführt, wo sich die Schwärze und das Königsblaue in alte Häuser, weglose Wälder, unbezwingbare Gebirge, dunkle Festungen, und klaren Flüssen kristallisieren.

Und der Wirbelsturm dieser Geschichte entführt uns in das Jahr 1888, das Papier kristallisiert sich in den Big Ben, der sich majestätisch über der Themse in die schwarze Londoner Nacht erhebt; die Tinte verläuft zu den dichten, gelblichen Smog, der sich schwer über die alten, Straßen legt und das Parlamentshaus samt den weltbekannten Glockenturm zu verschlucken droht.

Trotz der der frühen Stunden war das East End erstaunlich ruhig. Keine Nachtschwärmer taumelten über die schmutzigen Straßen, die dunklen Brauhäuser und Schankräume der Wirtshäuser waren verwaist und die Frauen langweilten sich in den Bordellen. Ganz als ob jedem eine finstere Vorahnung beschlichen hätte. Lediglich ein paar Straßendirnen schlichen auf den Nebenstraßen entlang, auf der Suche nach nicht ganz so ehrenhafter, aber umso mehr zahlender Kundschaft; damit sie sich einen weiteren Tag in den klaghaften Räumen der Häuser ihrer Zuhälter leisten konnten.

Die große Hauptstraße lag verlassen da. Nur die großen, heruntergekommenen Wohnhäuser, Schenken und verruchten Etablissements ragten über den stinkenden Nebel auf, der sich über der Straße sammelte.

Doch die Stille, die sich friedlich und zugleich bedrohlich über den Stadtteil gelegt hatte, wurde gestört. Gestört von einem Schatten, der beinahe so bedrohlich und ruhig wie ein Wolf über die Straße schritt. Schon längst hatte sich der Schatten sein Ziel ausgesucht. Sie drückte sich gerade an einer Straßenlaterne rum und pries hoffnungsvoll ihren Körper als Ware an. Er schritt leise von hinten an sie heran. Sie bemerkte die Gefahr nicht, nur ein Kitzeln im Nacken warnte sie, doch die Dirne tat es lediglich als ein Frösteln ab.

Ein gellender Schrei zerriss die Stille der Londoner Nacht; Blut spritzte auf vom Regen nasse Kopfsteinpflaster. Gedärm wand sich aus ihrer Bauchhöhle. Und das Werk war vollbracht.

Zeugen... waren nur die Sterne.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 02, 2017 ⏰

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