Ganz ohne Zwang bitte!

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Als ich nach diesem ewig langem Schultag wieder zu Hause ankam und das Essen auf dem Tisch stand, ließ ich mich auf die Küchenbank fallen. Ich fiel wie ein ausgehungerter Tiger über die Nudeln mit Tomatensauce her. ,,Da hat es aber jemand eilig!", meinte Dodo schmunzelnd. ,,Ja, if treff mif fpäfer nfoch fit den Fjungs!", antwortete ich mit vollem Mund. Dodo lachte und als ich fertig gekaut hatte, fragte ich: ,,Kannst du mich so gegen drei zum Fasanengarten sieben bringen?" ,,Klar, was willst du denn da?" ,,Treffen mit den Jungs und falls Leo eine Idee hatte auch mit Müller." 

Ich saß an meinem Schreibtisch und versuchte diese blöden Brüche auszurechnen, als meine Uhr mich erlöste und drei Uhr anzeigte. Ich sprintete nach unten und nach draußen, wo ich direkt in Dodos Tesla sprang. Sie hatte wohl schon auf mich gewartet, denn sie ließ bereits den Motor an und fuhr los. 

Als sie vorm Fasanengarten sieben hielt, fragte ich mich: Bin ich hier wirklich richtig?

Meine stille Frage wurde durch Matze beantwortet, der vor dem Gartentor auf mich zu warten schien. ,,Ich fahr dann später mit Leo und Elias zurück!", sagte ich noch zu Dodo, dann war ich auch schon weg. ,,Wie schlimm war Leos Idee?", fragte ich Matze und fürchtete mich insgeheim vor der Antwort. ,,Schlimmer als der Gestank von alten Socken!", antwortete dieser, ,,Er hat sie mit dem schwarzen Punkt verwahrnt!" ,,Dieser Idiot!", rief ich aus, ,,Zwingen bringt in diesem Fall überhaupt nichts!" 

Er führte mich durch den Garten und zu einem Baumhaus. Als ich gerade die Leiter ergreifen wollte, sagte Matze noch zu mir: ,,Übrigens haben wir für dich auch einen Vertrag und ein Trikot besorgt." Oben im Baumhaus angekommen sah ich auf einem kleinen Tisch ein Blatt Papier und ein Messer liegen. Ich entrollte das Papier und darauf stand ganz oben: Pascale, die Flamme. Rückennummer 16. Ich zog ohne zu zögern das Messer aus der Hülle, schlitzte mir damit den Daumen etwas auf und drückte ihn aufs Papier, wobei ich von allen Anwesenden beobachtet wurde. ,,Also", meinte ich dann, ,,Irgendwelche Ideen?" Schweigen. ,,Ich hab's!", meinte Joshi plötzlich, ,,Sie will doch die erste Frau in der Männer-National-Mannschaft sein! Wir müssen ihr nur verklickern, dass ein Talentscout zum Spiel kommt!" ,,Ja! Das ist genial!", rief Leo schon begeistert. Ich schlug mir die Hand vor die Stirn und murmelte: ,,Allmächtige Dinokake!" Ich nahm die Hand wieder runter und wurde von allen angestarrt. ,,Jungs!", fing ich an, ,,Zwingen zieht bei Mädchen nicht! Da ist wirklich jedes Mädchen gleich! Mädchen wollen erobert werden! Sie hat sich verknallt!" ,,Oh und wie sie das hat!", gab Oskar zurück. ,,Ja, aber höchstwahrscheinlich irrt sie sich. Ich denke nämlich, sie liebt einen anderen!", entgegnete ich und sah dabei Leo an. Alle anderen richteten ihren Blick ebenfalls auf Leo und dieser rief: ,,Das stimmt doch niemals!" ,,Jammerschade, denn das ist es, was sie jetzt braucht. Ich meine damit einen ehrlichen und aufrichtigen Liebesbrief!", erklärte ich. ,,Quatsch mit Glibberschleim!", rief Leo empört. ,,Leo, ich sage das nur ungern, aber sie hat Recht! Sie zu belügen ist keine Lösung, wir müssen alle aufrichtig zu ihr sein! Ganz besonders du, denn sie denkt wahrscheinlich, dass du nur ans Spiel und an den Sieg denken kannst!", schaltete sich sein Bruder ein. 

,,Und wie soll ich bitte einen Brief schreiben? Ich meine, einen Brief! Einen... Ach, Kake verdammte!", brüllte Leo fast. Ich setzte mich neben und meinte: ,,Schließ die Augen und denk dabei an Müller!" Er zog zwar eine Augenbraue hoch, aber schloss die Augen. ,,Und, woran denkst du?", fragte ich nach einer Weile. ,,An Fußball?", meinte er unsicher. Die anderen stöhnten im Chor auf, doch ich sagte nur: ,,Ruhig da hinten! Gut so, mach weiter Leo. Woran denkst du jetzt?" ,,An ihr Lächeln?" ,,Bist du dir sicher?" ,,Ja! An ihr Lächeln! Und ich will, dass sie bei mir ist! Wenn sie da ist, dann ist es so, als wäre mein ganzes Leben heller und wärmer." ,,Schreib das auf!"

Wir trugen alle eine Menge Zeug zusammen und am Ende hatten wir tatsächlich einen Liebesbrief zu Stande bekommen:

Geliebte Müller,

ohne dich ist mein Leben dunkel und kalt, weil dein Lächeln die Wärme mitnimmt, wenn du gehst und ohne deine strahlenden Augen alle Farben verschwinden. Ohne dich lohnt es sich nicht, zu kämpfen,  weil kein Kampf noch einen Sinn hat und mein Herz seine Hoffnungsquelle verlor. Eigentlich will ich nur sagen: Ich liebe dich. Für immer. Ich kann dich nicht zwingen, aber ich bitte dich, bei allem, was mir etwas bedeutet und bei allem, was mir heilig ist: Komm zurück und lasse die Sonne, alle Farben und meine Hoffnung wieder erstrahlen. Ich bitte dich.

Dein Leo

,,Terrortoristischer Möhrensalat!", rief Joshua aus, ,,Und davon ist garantiert nix gelogen?" Das brachte uns alle zum lachen. 

20 Minuten später...

Leo war mit Finn los, um den Brief zu überbringen und wir anderen warteten in Camelot. Als Leo wieder in den Garten kam, fragten Elias und ich gleichzeitig: ,,Und?" Statt zu antworten schmiss Leo sein Fahrrad hin und rauschte an uns vorbei. ,,Naja", antwortete dann Finn, ,,Es war gar nicht mal so schlecht. Für den Anfang." 

Wir beschlossen zur Abwechslung in den Teufelstopf zu fahren und das Stadion zu renovieren. Das Zeug war dort schon gestapelt. Nach etwa zwei Stunden waren wir fertig und saßen auf den Sofas. Leo wirkte irgendwie so richtig depri, weshalb ich zu ihm sagte: ,,Hey, bei sowas muss man abwarten. Kannst du in jedem Liebesroman lesen!" ,,Aber dein Cousin ist 15! Und ich bin erst 12", widersprach er. ,,Wenn mein Cousin wirklich 15 ist, dann bin ich 35!", war es an mir, zu widersprechen, ,,Er guckt schließlich immer noch gerne Barbie-Filme!" Die Jungs lachten sich darüber ordentlich einen ab und auch Leo grinste etwas. ,,Geduld ist die Lösung für fast alles", meinte ich noch und warf einen Blick auf mein Handy. ,,Heiliger Hexenkessel! Es ist schon 17:50 Uhr!" ,,Kake verdammte! Mama dreht durch Leo!", rief Elias erschrocken. Schon kam Bewegung in unsere Runde. Alle schwangen sich auf ihre Räder nur ich fuhr mal wieder hinten bei Elias mit. 

Als ich zu Hause durch die Tür kam, war es schon kurz nach sechs. 

DWK - Mein verkorkstes LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt