Nicole
Aretha hatte geschafft was unglaublich schien. Meine Laune hatte wieder ein Level erreicht, was mehr in Richtung Sonnenschein zeigte, als die dunklen und schweren Gewitterwolken. Eine kleine Ewigkeit brauchte es um die Tränen weg zu bekommen und leise sang ich die Zeilen von „I say a little Prayer to you" mit. Ich widmende sie meiner Schwester und schickte sie ihr stumm mit auf den Weg.
„The moment i wake up before i put on my makeup i say a little prayer for you while combin' my hair now and wonderin' what dress to wear now i say a little prayer for you"
Ich musste zurück in den Alltag finden, sonst würde ich womöglich noch an all dem was war zerbrechen. Das war natürlich nicht mein Ziel. Nach dem Marco und ich uns wieder angenähert hatten wohl erst recht nicht.
Zum wiederholten Mal zog ich nun die Kiste mit den Bildern aus meinem Kleiderschrank und nahm mir vor, die unzähligen Bilder zu sortieren. Auch ich brauchte offenbar eine Therapie. Vielleicht war es aber auch einfach nur der Wille mich meiner bösen Geister auf meine ganz eigene Art zu stellen und Aretha half mir dabei. Sang ich anfangs noch zögerlich mit, ging es irgendwann über in ein Mitspielen des Saxophones und dann machten sich meine Beine selbstständig und ich tanzte ausgelassen zu „Respect" durch mein Schlafzimmer. Auch der gekonnte Hüftschwung fehlte nicht, der vor dem Schrankspiegel aussah wie aus einem 60er Jahre underground Soul Club in Memphis entsprungenen. Bei „Oh happy Day" war es dann ganz vorbei und ich trällerte wie ein Vögelchen wie eins Whoopy Goldberg in „Sister Act". Den ich als Kind schon geliebt hatte und deswegen unbedingt Nonne werden wollte. Genau das waren die positiven Gedanken, die ich einfach brauchte. Nun kamen sie zu mir zurück, als hätte ich ein Fenster weit geöffnet und ich dachte an meinen Vater. Er liebte es zu tanzen und brachte es mir natürlich bei. Ich stellte mich in Grundposition, hob meine Augen und schloss meine Augen. Die Klänge von „I never loved a man the way i love you" kamen und gingen. Aretha sang unermüdlich und ging über in „You make me feel like a natural Woman" und ich dachte sofort an Marco. Ein breites Lächeln spielte um meine Lippen und meine Gedanken waren in der Gegenwart und bei diesem unglaublichen Menschen, der es nach kurzer Zeit geschafft hatte, mein Herz so tief zu berühren. Meine Arme, die eben noch ordentlich in der Luft hielten, sanken runter und ich legte meine Hände auf die Brust wie ein verknallter Teenager. Oh ja, ich war verknallt und es ging schon weit darüber hinaus. Ich liebte ihn und die Tage in Bali und jeden anderen Tag den ich bis jetzt mit ihm verbringen durfte. Wenn Yvonne Recht behielt, stand einer wundervollen Zukunft nichts mehr im Weg. Eine weiß getünchte Zukunft, mit viel Glitzer und Glimmer. Einem endlosen Sonnenuntergang und das zufriedene Erwachen nach einer erfüllten Nacht. Wobei diese Erfüllung nicht zwangsläufig nur im übertragenen Sinn sein müsste. Mein Hirn wurde bei dieser Zweideutigkeit direkt mit einer Flut von Bildern überströmt, die mir die Schamesröte ins Gesicht trieben.
Der Schreck fuhr mir durch die Knochen, als sich etwas um meine Hüfte legte, sich eng an meinen Rücken schmiegte und sich in meinem Takt mitwiegte. Ich riss meine Augen auf und wirbelte soweit es mir möglich war rum und sah geradewegs in genau die Augen, die ich mir eben noch vorgestellt hatte. „Ma ... Marco?"-„Hey Süße, genau der bin ich" grinste er mich frech an, legte mir eine Hand in den Nacken, um mich zärtlich und doch unverschämt zu küssen. Als er leider von mir abließ, waren wir schon beide ganze schön benebelt. Ich sah in seine Augen, doch er starrte auf meine Lippen und biss sich selbst auf seine untere. „Ich hab dich vermisst" raunte er mir leise zu und ich merkte, wie meine Knie langsam nachgaben. Es passt alles so wunderbar in meine weiße Zukunft und ich konnte deutlich den Glitzerregen in den Regenbogenfarben sehen. Sanft legte ich meinen Kopf an seine Brust, nur um seinen Herzschlag zu hören und flüsterte ihm dasselbe zu. Fest umschlang ich seine Taille mit meinen Armen und wollte ihn auf keinen Fall mehr los lassen, doch dann kam mir etwas ganz anderes. Abrupt drückte ich mich von ihm weg und sah ihn ernst an „sag mal, wie bist du überhaupt rein gekommen?"-„Luca" schmunzelte er mich an, was ich mit einem gespielten ernst „na ich glaub es ja nicht. Der lässt ja jeden rein" quittierte. „Ach ich bin jeder?"-„Da Luca ein Verbot hat an die Türe zu gehen, ist es ein jeder" zwinkerte ich ihm zu und stemmt die Hände in die Hüften „ich glaub ich muss ihn mal schimpfen". „Das lässt du schön bleiben" er griff nach meinen Handgelenken, zog mich wieder an sich und suchte meine Lippen, um sie zärtlich immer wieder zu küssen und nuschelte dabei „das kannst du später noch machen. Ich hab gewaltigen Nachholbedarf"-„nicht nur du".
Aretha hatte fertig gesungen und wir standen, immer noch uns küssend, mitten im Raum und wogen weiter unsere Hüften hin und her. Wer brauchte schon eine Musik von außen, wenn der Herzschlag doch absolut reichte? „Mama!!!" da war sie wieder, die Realität und ich weigerte mich ihrem Rufen zu folgen. „Niiicooollle!!!"-„das klingt ernst" nuschelte Marco, doch ich schüttelte nur mit dem Kopf. Meine Hände waren gerade damit beschäftig sich unter sein Shirt zu schieben, um diese perfekten Bauchmuskeln zu besuchen. „Niiicooollle!!!"-„er lässt nicht locker"-„mir egal" ich war am Ziel und drückte meine Handballen fest gegen diese Bauchdecke, die sich gerade anspannte und leicht zuckte, als ich kurz mit den Fingernägeln meiner rechten Hand, um seinen Bauchnabel streifte. „Niiicooollle!!!"-„du solltest ..."-„nee. Da ist nix" unterbrach ich Marco direkt, doch dann donnerte die Zimmertür auf und schlug gegen das Regal dahinter. „Nicole, ich brauch deine Hilfe" Marco und ich waren längst auseinander gesprungen, als hätte man uns bei etwas Verbotenen erwischt und mein kleiner Bruder stand mit einer vorwurfsvollen Miene und einer Flasche Fanta in meinem Zimmer. „Ich bekomm die nicht auf" schmollte er und hielt uns die Flasche entgegen. Es brauchte nur einen kurzen Seitenblick zwischen Marco und mir und wir fingen an zu kichern. „Eine Flasche Fanta, das neuste Verhütungsmittel auf dem Markt" murmelte Marco in meine Richtung und aus dem Kichern wurde ein lauter Lacher. Luca sah mich leicht verstört an, dann, als hätte ich sie nicht mehr alle. Ich konnte damit leben und wollte gerade nach der Flasche greifen, doch Marco war schneller. „Hier großer!" mit einem leisen Zischen hatte er das Getränk in Null-Komma-Nix geöffnet und ich schob liebevoll meinen Bruder wieder raus vor die Tür, die ich hinter ihm schloss. Ich lehnte mich gegen das Holz und sah Marco von unten herauf an „wo waren wir stehen geblieben?"-„du warst gerade dabei, Dinge zu tun, die sich super auf später verschieben lassen. Dann wenn wir mehr Ruhe haben und nicht deinen Bruder vor dem Verdursten retten müssen" er zwinkerte mir zu, kam aber dann rüber um mich ein weiteres Mal zärtlich zu küssen. Es war viel zu schnell vorbei, denn Marco wollte mit mir und Luca etwas unternehmen, weswegen wir auch wenig später bei ihm im Auto saßen und nicht genau wussten wohin die Reise ging.
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Ich, meine Schwester und Marco II Eiskalte Rache
ФанфикDas Leben der 27 jährigen Nicole scheint nicht unter einem besonders guten Stern zu stehen. Ihre Eltern starben vor 6 Jahren. Sie muss aufhören zu studieren, um die Verantwortung für ihre Geschwister zu übernehmen. Der kleine Bruder Luca kommt sc...