Kapitel 3

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Keine Lust, keine Lust, keine Lust!

Eher hätte ich Lust, einen Tobsuchtsanfall zu kriegen und mich auf dem Boden zu wälzen, so wie Harry es immer tut, wenn er nicht bekommt, was er will.

Nur mit mehr Beschimpfungen. Du nervst, du nervst, du nervst!

„Ich bin beschäftigt, Schatz!", antwortet die Mutter des kleinen Jungen gefühlte zwei Stunden später aus ihrem hermetisch verriegelten Büro. „Und schrei nicht so herum, ich muss mich konzentrieren! Und versuche, Matteo richtig auszusprechen, Harry, dein Logopäde hat dir das schon tausendmal vorgesagt. Und nimm dir endlich dieses Kuscheltier aus dem Mund! Und sag Luna, dass sie an die Tür gehen soll, ich hab dir doch schon tausendmal gesagt, dass du nicht aufmachen sollst, wenn du nicht weißt, wer da ist."

Aber er hat seinen Bruder doch soeben vom Fenster aus gesehen!

Ich glaube, Sienna Lombardi ist die dümmste Person, die ich kenne - gleich nach ihrem ältesten Sohn. Zum Glück hat sie sich dafür entschieden, ihren Mädchennamen beizubehalten, anstatt den meines Vaters anzunehmen, als sie geheiratet haben. Zumindest trägt sie nicht denselben Namen wie ich. „Stolz auf meine italienische Herkunft", von wegen! Ich bin mir sicher, dass sie sich damit eine Hintertür offenhalten will. Sie ist schon bei ihrer zweiten Ehe angelangt, und das wird bestimmt nicht ihre letzte sein - oh mein Gott, holt mich hier raus. Gut, eigentlich kann sie gar nicht so dumm sein, denn sie ist die Inhaberin des luxuriösesten Hotels von ganz Key West, und es ist immer gut besucht. Aber fest steht, dass sie die größte Egoistin auf Gottes Erdboden ist. Sie verbringt ihre komplette Zeit entweder in ihrem Luxushotel, wo sie sich an ihren Angestellten abreagieren kann, oder zu Hause, wo sie Stille fordert, obwohl sie doch selbst immerzu brüllt, um allen anderen zu befehlen, sie in Ruhe zu lassen. Sie kümmert sich weder um ihre beiden Söhne - den einen hat sie ins Internat gesteckt, und den anderen halst sie Dutzenden Nannys und Babysittern auf, inklusive mir - noch macht sie Anstalten, ihnen überhaupt zuzuhören, wenn sie doch mal da ist. Oder sie nach drei Jahren Internat zu Hause willkommen zu heißen.
Ist es nach menschlichem Ermessen möglich, weniger Herz zu haben?

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Weiter? :-l

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