3. Aufbruch

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" Lucy steh auf. Wir müssen die was zeigen!", wecken Sam und Mia mich liebevoll auf.

Zwei unglaublich müde Gesichter lächeln mich leicht mitleidig an. Ich räkle mich und stehe zum letzten mal für eine lange Zeit aus meinem gewohnten, vertrautem Bett auf. Sofort nehmen mich meine Schwestern an die Hand und zerren mich aus dem Zimmer. Mir bleibt gar keine Zeit um zu fragen, was denn so wichtig ist und wo sich mich hinbringen. Immer weiter rennen sie mit mir den Flur entlang, bis wir vor ihrem Zimmer stehen.

"Also" setzt Mia an " als wir gestern von der ganzen Geschichte mit der Akademie erfahren haben, hast du uns richtig leid getan..."

"Mädels, ihr könnt nichts dafür. Keiner kann das. Außerdem kann man das nicht mehr ändern, deswegen wäre es das Beste sich darüber keine Gedanken mehr zu machen, sondern es einfach auf sich zukommen zu lassen."

" Uns ist dann irgendwann auch bewusst geworden, dass man es nicht mehr verhindern kann", fuhr Sam fort "vor allem nicht in so kurzer Zeit. Glaub uns wir sind jede mögliche Option durchgegangen! Doch irgendwann ist uns bewusst geworden, dass man zwar nicht entscheiden kann, ob man es macht, dafür aber um so mehr, wie man es macht!"

" Wir wollen, dass du immer du selbst bleibst, egal in welcher aussichtslosen Situation du auch gerade bist. So wie du bist, bist du nämlich perfekt."

"Aaaalso haben Mia und ich uns gedacht, helfen wir dir schon gleich am ersten Tag einen ersten Eindruck zu schaffen, der sich gewaschen hat!"

"Ja! Sam und ich waren gestern die ganze Nacht nämlich auf, um dir ein Kleid zu designen!"

" WAS?! Ihr wart extra für mich die ganze Zeit wach um mir ein Kleid für heute zu designen?"

Ich bin fassungslos. Das ist einer der nettesten Dinge, die jemals für mich gemacht worden ist.

" Es wurde vorgeschrieben, dass es ein weißes, bodenlanges Abendkleid sein soll, dass mindestens eine Schicht Tüll besitzt. Wir mussten dir einfach etwas Elegantes designen, da wir ja nicht wollen , dass du wie ein Marshmallow oder wie ein Cupcake aussiehst", sagt Sam und öffnet die Tür zum Zimmer der Beiden. Und da ist es! Das schönste Kleid was ich jemals gesehen habe! Es ist ein natürlich fließendes A-Linien Kleid, mit einer kleiden Schleppe, tiefem V-Ausschnitt und einem wunderschönen Farbverlauf von bordeauxrot zu weiß. Es ist so traumhaft und elegant, das mir Tränen in die Augen schießen.

" Keiner hat gesagt, dass es ganz weiß sein soll! Weil wir ja wissen, dass Bordeaux deine Lieblingsfarbe ist, haben wir gedacht, das du dich damit auch am wohlsten fühlen wirst. Du musst einfach aus der Situation das beste machen, denn keiner kann dich daran hindern das alles auf deine Art zu machen", kicherte Mia.

Ich kann nicht anders, ich fange vor Glück so wunderbare Schwestern zu haben an zu weinen und nehme die Engel für eine kurze Unendlichkeit in den Arm.

Irgendwann werde ich von einer Zofe gefunden, die mich schon seit einer Ewigkeit hektisch sucht. Ich habe jetzt schon den ganzen Zeitplan meiner Mutter durcheinander gebracht. Immer wenn ein großes Event bevor steht, ordnet sie für mich eine rundum Verschönerung an. Dieses mal ist es besonders intensiv. Ich werde geschrubbt, gecremt, gelasert und vieles mehr, bis ich makellos aussehe. Als nächstes werde ich zu einem Hair- und Makeupartist geschickt, wo ich auch widerwillig hinschlürfe.

" Hallo ich bin Miguel dein persönlicher Speziallist für Haare und Makeup. Ich werde dafür sorgen, dass du in der Zeit der Royal Akademie immer blendend aussiehst. Wie möchtest du deine Haare?"

"Was?", frage ich unverständlich.

" Och Schätzchen, ich fragte: Wie möchtest du deine Haare?", antwortet mein Hair- und Makeupartist sichtlich belustigt.

"Ich... Ich durfte noch nie mitbestimmen...", gebe ich stotternd von mir.

" Heute aber schon. Das hat deine Mutter höchstpersönlich angeordnet. Sieh es mal so: Der heutige Tag dreht sich nur um dich. Es geht nicht um diplomatische Beziehungen oder das Image deines Hauses, nein. Heute geht es nur um dich. Sag mir einfach wie du dich am wohlsten fühlst und ich werde dafür sorgen, dass du jeden verzauberst mit deinem Aussehen."

"Also... Ich wäre gerne natürlich und mit offenen Haaren."

"Perfekt. So soll es sein."

Eine ganze Stunde lang ist Miguel beschäftigt, bis er sein Werk ein letztes mal mustert und mit einem zufriedenen Lächeln feststellt, dass er sich selber übertroffen hat. Das war nicht gelogen. Der Blick in den Spiegel macht mich sprachlos. Meine natürliche Schönheit ist perfekt betont, wie mir Miguel erklärt. Ich bin wirklich und wahrhaftig wunderschön. Meine haselnuss braunen Haare sind glänzend wie Seide und liegen wie ein Fächer auf meinen Schultern, meine Augen sind leicht schimmernd geschminkt, sodass meine gold-braunen Augen betont werden und meine Wangen wurden Konturiert, dass meine hohen Wangenknochen noch mehr zur Geltung kommen.

Ich kann Miguel's Arbeit aber auch nur kurz betrachten, da ich sofort von einer Zofe abgeholt werde um mein Kleid anzuziehen. Ich schlüpfe in das Kleid, was meine Schwestern designt haben und ziehe dazu schlichte, weiße Highheels an und gehe noch ein letztes mal in mein Zimmer.

Es ist nichts besonderes, aber ich liebe es. Es ist immer schon mein Rückzugsort gewesen, wo ich hin gegangen bin, um nachzudenken, mich auszuruhen oder einfach nur allein zu sein. Wer weiß, ob ich in der Akademie überhaupt so einen Ort haben werde.

Eins ist mir auf jedenfall schon von Anfang an klar gewesen. Mein Leben wird richtig auf den Kopf gestellt.

Behutsam klopft es an meiner Tür und meine Mutter tritt ein:

" Schatz, es kommen gleich die Leute, die dich hier abholen. Deine Sachen kommen hinterher...Was ich dir eigentlich sagen wollte ist, dass wir nie wollten, dass du... naja... Wir alle lieben und unterstützen dich bei allem was du tust Lucy. Ich möchte das du das weißt. Außerdem siehst du so wunderschön aus..."

Meiner Mutter laufen die Tränen herunter und ich hasse mich dafür, dass ich jemals für einen kurzen Moment gedacht habe, sie sei keine liebende Mutter, denn das war sie auf jedenfall.

Mir laufen auch fast die Tränen herunter, doch meine Mutter ermahnt mich schlucksend es nicht zu tun und ich tue es nicht. Ihr zuliebe werde ich mindestens heute perfekt sein.

Ich bekomme nur einen kurzen Abschied von meiner Familie, da der Fahrer, der mich mit einer Limousine abholt um mich zur Royal Academy zu fahren wir, dazu drängt, dass ich auf die Minute genau ins Auto steige. Obwohl es nur ein kurzer Abschied ist, ist es auch einer der schwersten und emotionalsten. Alle außer ich fangen an zu weinen und wir versichern einander, dass wir uns lieben und für immer eine Familie bleiben.

Ich werde mit zarter Gewalt von meiner Familie entfernt und in die Limousine geleitet. Und schon beginnt die Reise in mein neues Leben. In eine unbekannte Zukunft. Ich schaue noch ein letztes mal nach hinten zu meiner Familie und mein Zuhause, bis ich es nicht mehr sehen kann und dann schaue ich nach vorn.

Das Bild war meine Inspiration für dieses Kapitel:D

Quelle: http://weheartit.com/entry/228256952

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