Kapitel 5

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Stunden später saß Vera im Speisesaal. Sie hatte den Fraß, den sie als Essen verkauften, aufgegessen. Mit einem Lächeln verabschiedete sie sich von Lea und Luise.

Aaron hielt Vera, die gerade zur Tür hinaus wollte, auf.

''Wo gehst du hin?'' fragte er. Sofort trat das gewohnte Kribbeln ein. ''Ähm...Ich wollte frische Luft schnappen'' sagte sie nervös und klemmte sich eine Haarsträhne hinters Ohr. ''Kann ich mit kommen?'' bat er lächelnd. Ihre Knie wurden weich und sie befürchtete am ganzen Körper zu zittern, wenn er nicht aufhörte so zu Lächeln. Atemlos nickte sie. Würde es das erste vernünftige Gespräch zwischen uns werden?

Sie wand sich ab und er folgte ihr.

Sein Arm berührte leicht ihre Schulter, als sie nebeneinander her gingen. Seine Kälte traf sie unvorbereitet und ließ sie erschaudern.

''Tut mir leid.'' Irritiert sah sie ihn an. ''Ich bin manchmal etwas, wie soll ich es sagen? Wechselhaft?'', gab er lächelnd zu. Immer noch irritiert nickte sie schließlich. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen, wofür er sich entschuldigte und wieso er eigenartig sein sollte. Zugegeben, er ist schon etwas anders. Irgendwie, eigenartig..., gab sie im Stillen zu.

Sie gingen auf den Hof.
''Was läuft da mit dieser Mia?'' beschämt, das gesagt zu haben, drehte sie sich um und lief weiter.

Er ergriff ihre Hüften und zog sie zurück. Ihr Herz schlug schlagartig schneller. Ihre Blicke trafen sich.

''Da läuft gar nichts. Ich hatte früher viel mit ihr zu tun, aber das ist vorbei.'' Ungläubig sah sie zu ihm auf. Sie wusste was sie gesehen hatte und das war alles andere als Nichts. So sollte ich nicht denken! Ermahnte sie sich. ''Ich schwöre dir, dass ich nichts mit ihr zu schaffen habe.'' Erst jetzt ließ er ihre Hüfte los und nahm ihre Hände, was ein ähnliches Gefühl hervorrief.

Sie ließ zu, dass seine Kälte ihren Körper durchströmte und sich in Wärme umwandelte. Ohne es zu bemerken entspannte sie sich.

Sie standen sich gegenüber und er hielt noch immer ihre Hand.

''Aaron, kann ich dich etwas fragen?''

''Klar'', er nickte und Vera entzog ihm ihre Hände.

''Wieso sind deine Augen jetzt schwarz, obwohl sie sonst immer orange sind?''

''Das kann ich dir nicht sagen, es ist zu kompliziert.'' Seine Miene verdunkelte sich und er ging fort, ohne ein weiteres Wort zu sagen.

War es so kompliziert, oder wollte er einfach nicht sagen wieso?

Sie ließ ihn gehen. Für den Moment war es besser.

Sie hatte das Schulgelände verlassen und den Wald erreicht. Da sie einen freien Kopf bekommen wollte, lief sie weiter, auch wenn sie sich nicht auskannte.

Was war an der Frage so schlimm, dass seine Miene sich so gravierend verändert hatte?

Ein Rauschen ertönte und sie vermutete einen Bach oder Fluss in der Nähe.

Ein kleiner wunderschöner See lag vor ihr. Das Wasser war so klar, dass man den Grund sehen konnte. In der Nähe schien ein Wasserfall zu sein, da man rauschendes Wasser hören konnte. Sie setzte sich ans Ufer, zog ihre Schuhe aus und ließ das Wasser über ihre Füße fließen.

Was war nur los..? Ich bin erst einen Tag hier und schon ist alles kompliziert.

Auf ihrer früheren Schule war es anders. Sie war die Außenseiterin gewesen. Dort hatte sie immer einen klaren Kopf, keine Probleme mit den Jungs, geschweige denn komische Gefühle, die sie nicht erklären konnte. Hier war ihr Leben sofort auf den Kopf gestellt worden, ohne eine einzige Erklärung. Sie verzweifelte fast an dem Chaos in ihrem Kopf.

Vom Engel geküsst Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt