Rückblick: Edward und Amaya

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Meine Eltern waren Piraten von der guten Sorte. Solche, die zwar mal ein Dorf oder ein Schiff überfielen jedoch nicht gleich alles zerstörten. Meine Zwillingsschwester Amaya und ich arbeiteten auf ihrem Schiff, der "Cursed Tide". Jeder hätte sofort erkannt, dass Amaya und ich Zwillinge waren. Wir hatten die selben dunkelblonden Haare unserer Mutter und die Braunen Augen unseres Vaters. Was das Kämpfen anging waren wir beide Naturtalente. Wenn wir zwei gemeinsam kämpften konnte uns niemand schlagen. Wir waren einfach das perfekte Team. Wir wussten immer was die nächsten Schritte des anderen sein würden. 

An jenem Tag war unser sechzehnter Geburtstag. Unsere Eltern schenkten jeden von uns einen Dolch. Außerdem sollten wir das Kommando bei einem Überfall auf ein Handelsschiff übernehmen. Es war kein besonderes Schiff. Es war immer am besten ein Schiff zu überfallen ohne jemanden zu verletzen. Unser Vater steuerte die Cursed Tide und brachte sie auf Abfangkurs. Währenddessen sprangen Amaya und ich ins Wasser und schwammen auf das andere Schiff zu. Wir kletterten am Heck hoch und sahen sofort, dass der Steuermann alleine beim Steuer stand. Alle anderen waren bereit die Piraten abzuwähren die von Vorne kommen würden. Mit gezogenem Dolch schlich ich mich an den Steuermann heran, Amaya blieb direkt neben mir. Alle auf dem Schiff waren so darauf fixiert die Piraten abzuwehren, dass sie gar nicht mit bekamen, dass die sich eigentliche Gefahr auf der anderen Seite des Schiffes befindet. Ich zog den Steuermann zu Boden und hielt ihm den Mund zu sowie den Dolch an die Kehle. Amaya machte sich währenddessen daran seine Arme und Beine zu fesseln. Ich hielt den Mann bewusst so, dass er unsere Gesichter nicht sehen konnte. In meiner gefährlichsten Stimme flüsterte ich ihm zu: "Ich werde nun meine Hand von deinem Mund nehmen, damit meine Kollegin hier dich knebeln kann. Solltest du währenddessen auf die Dumme Idee kommen zu schreien, könnten wir auf andere Dumme Ideen kommen. Hast du verstanden?" Er versuchte zu nicken, was ich als Zustimmung verstand. Ich nahm wie versprochen meine Hand von seinem Mund, doch ich festigte den Griff um meinen Dolch. Amaya knebelte ihn sorgfältig, wenn er jetzt versuchen würde zu schreien würde ihn niemand mehr hören. "Und jetzt," flüsterte ich dem Gefesselten zu: " werden wir uns mal eure Ladung ansehen, und du spannst mal schön aus." Auf dem Bug wartete die Besatzung immer noch darauf, dass die Piraten endlich angriffen. Amaya und ich schlichen währenddessen in den Laderaum. Zu unserer Enttäuschung war er bis auf ein paar Fässer voll öl, einigen leeren Kisten und einer Schatulle leer. Die Schatulle selbst sah wertvoll aus. Mit dem Rest konnten wir nicht viel anfangen. Amaya benutzte eine ihrer Haarklammern als Dietrich. Nach kurzer Zeit öffnete sich das kleine Kästchen mit einem Klicken. In seinem inneren war etwas, das irgendwie wie eine Mango mit seltsamen schnörkeln aussah. "Glaubst du, das ist eine dieser Teufelsfrüchte?", fragte mich meine Schwester. Ich konnte nicht Antworten, denn plötzlich rief jemand hinter uns: "Was macht ihr Bälger da?" Ich wirbelte herum und sprang auf den Typen zu. Er schien wohl gedacht zu haben, dass er, falls die Piraten endlich ihren Angriff begannen, hier unten sicherer wäre. Ich landete direkt auf seiner Brust. Die Wucht meines Angriffs riss ihn zu Boden und presste ihm die Luft aus der Lunge. Als Amaya an mir vorbei lief konnte ich sehen, dass sie die Schatulle mit der Teufelsfrucht unter ihrem Arm geklemmt hatte. Ich stand von dem Typen auf und  wollte meiner Schwester folgen, doch der Mann hielt mich am Bein fest. Mit meinem freien Fuß trat ich ihm einmal ordentlich ins Gesicht, was mit einem Knacken beantwortet wurde als seine Nase brach. Er heulte laut auf, und lies mich los um sein verletztes Riechorgan zu bemittleiden. Ich nutzte die Gelegenheit und lief an Deck. Als ich den Lagerraum verließ sah mich die gesamte Besatzung verwirrt an. Um für etwas Ablenkung zu sorgen rief ich: "Oh mein Gott! Ein Seekönig!", da die Blicke weiterhin auf mich gerichtet blieben, fügte ich hinzu: "Hätte ja funktionieren können." Als die ersten Seefahrer ihre Überraschung überwunden hatten, lief ich die Treppe zum Steuerbereich hinauf wo noch immer mein Freund der Steuermann gefesselt war. Amaya war nicht zu sehen. Ich ging davon aus, dass sie es geschafft hatte und sprang selbst von Bord. Ich blieb ein paar Minuten unter Wasser, damit meine Feinde mich aus den Augen verloren. Als ich wieder Auftauchte sah ich, dass Amaya meine Ablenkung offenbar genutzt hatte, um eines der Rettungsboote zu stehlen. Ich schwamm zu ihr und sie zog mich an Bord. Als wir wieder auf der Cursed Tide waren. Zeigten wir allen unsere Beute.

Die komplette Besatzung feierte unseren erfolgreichen Überfall. Gegen Abend meldete der Ausguck, dass sich ein Sklavenschiff am Horizont befand. Unsere Eltern waren gegen die Sklaverei und gaben den befehl, das Schiff zu entern. Amaya und ich sollten die Ladung bewachen. Wir hörten, das Klingen von Schwertern und Schreie von Verwundeten. Plötzlich ging die Tür auf und unser Vater kam herein. Von einem seiner Arme tropfte Blut. Er sah uns an und sagte: "Ihr müsst sofort von hier verschwinden. Sie haben einen Teufelsfruchtnutzer dabei." Amaya und unser Vater liefen bereits hinauf aufs Deck. Ich nahm noch die Schatulle mit der Teufelsfrucht mit und folgte ihnen. Das Schiff war, das reinste Schlachtfeld. Überall lagen Leichen und verletzte und an einigen stellen wurde noch gekämpft. Ich sah wie Vater einen versuchte gegen zwei Gegner gleichzeitig zu kämpfen. Ein paar Sklavenhändler kamen auf mich zu. Einer holte mit seinem Schwert zum Schlag aus, doch ich konnte gerade noch mit meinem Dolch parieren. Plötzlich sackte mein Gegenüber zusammen. Amaya stand hinter ihm und von ihrem Dolch tropfte Blut. Sie drehte sich um und konnte gerade noch dem Hieb eines Anderen ausweichen. Ich lief auf den Typen zu und rammte ihm meinen Dolch in den Hals, woraufhin er sofort zu Boden ging. Ich sah wie jemand auf dem anderen Schiff stand. Da er sich nicht am Kampf beteiligte ging ich davon aus, dass er der Anführer ist. Amaya schien den selben Gedanken gehabt zu haben. Wir liefen über das Deck auf den feindlichen Kapitän zu. Ein weiterer Skalvenjäger stellte sich uns in den weg. Bevor er in irgendeiner Form reagieren konnte, schlüpfte ich neben ihm vorbei und verpasste ihm einen tiefen Schnitt ins Bein. Er schrie einen Moment lang vor Schmerzen, doch der Schrei verstummte als Amaya ihm im vorbeirennen ihren Dolch ins Auge rammte. Ich sprang von der Reling aus hinüber auf das andere Schiff. Erst jetzt schien der Anführer mich und Amaya wirklich zu bemerken. Ich verpasste ihm einen Schnitt über das gesamte Gesicht, als plötzlich neben mir etwas explodierte. Ich wurde von meinem Gegner weggeschleudert. Neben mir lag die Schatulle mit der Teufelsfrucht. Ich hatte nicht gemerkt, dass ich sie immer noch bei mir trug. Amaya lag etwas abseits, sie schien bewusstlos. Zwischen uns stand ein großer Typ, den ich bisher gar nicht gesehen hatte. Er ging auf Amaya zu. Ich musste irgendetwas tun um sie zu beschützen. Ich öffnete das Kästchen mit der Teufelsfrucht und nahm einen großen Bissen. Sie schmeckte widerlich aber sonst viel mir nichts auf. Verzweifelt warf nahm ich die Schatulle und warf sie auf den Typen. Sie viel einfach durch ihn hindurch, doch ich erreichte was ich erreichen wollte. Er sah nun zu mir. Für einen Sekundenbruchteil wurde es plötzlich hell und er stand direkt vor mir. Mit einer Hand nahm er mich am Hals und hob mich hoch. Ich strampelte wie wild um mich aus dem Griff meines Gegners zu lösen doch es half nichts. Ich merkte, dass es plötzlich still war. "Was machen wir mit diesen Beiden?", fragte der Kerl der mich festhielt. "Der Junge," antwortete sein Boss: "macht vermutlich mehr Ärger als er einbringt. Das Mädchen dagegen wird uns reich machen." Plötzlich lies der Große mich los und ich landete im Wasser. Obwohl ich eigentlich ein guter Schwimmer war, schien es so als ob mich das Wasser nach unten zog. Mein letzter Gedanke, bevor alles Schwarz wurde war, dass ich alles tun würde um meine Schwester zu retten.

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