CODE - Gefährliche Gegenwart

Kapitel 16

,,Dean! Wir werden endlich-"
,,Reece, kannst du bitte-"
Ich ignorierte ihn.
,,Wir werden sie alle retten! Und-"
,,Reece!"
Sein Schrei ließ mich verstummen.
,,Was ist?",fragte ich mir gerunzelter Stirn und sah ihn an.
,,Langsamer. Fahr. Bitte. Langsamer.",bat er mich. Durch meine Freunde habe ich seinen Rollstuhl förmlich die Treppe runtergeworfen. 
,,Sorry.",sagte ich nur und konnte mir ein dämliches Grinsen nicht verkneifen.
Wir kamen in der großen Halle an, ich stellte mich neben Dean, blickte ruhig in die Menschenmenge und wartete geduldig auf Mars Ansage. 
,,Ich habe sie hergeholt. Ihr könnt sie fragen, was auch immer ihr wollt.",meinte Mars und wies auf uns. Das nahm ich als übernehmen der Anführerrolle und stellte mich genau in die Mitte. Nun wurde ich von ungefähr nur fünfzig Leuten angeguckt, obwohl ich dachte, dass es mehr sind. Sie redeten durcheinander.
,,Beruhigt euch..."
Meine Stimme versank im Gebrabbel der Anderen, ich sah verunsichert zu Mars der mich nur mit seinem Wie-willst-du-das-meistern-Blick anguckte.
,,Hey! Haltet alle eure Fressen!",schrie jetzt Dean, was zwar bei den anderen Eindruck machte, mich aber zum Lachen brachte.
,,Okay, okay, hört zu! Was wollt ihr wissen?",fragte ich noch ein bisschen lachend und sah sie an.
,,Wie viele halten sich im Gebäude auf!",kam es von hinten, ich runzelte die Stirn und sah Dean an. Keine Ahnung.
Der schien gerade zu überlegen, ob er die Wahrheit sagen sollte, oder nicht. Mit würde Schlagartig bewusst, dass das alles in einer Sekunde platzen könnte.
Es war still, ungewöhlich still.
,,Eigentlich gibt es mehrere Gebäude..."
Es wurde Laut, jetzt trat Mars in die Mitte.
,,Hört mal alle zu! Wenn das hier nicht läuft, könnt ihr mit Konsequenzen rechnen, und zwar alle!",rief jetzt Mars. Es wurde erneut ruhig und es machte mich wütend, dass hier nur auf die Männer gehört wurde.
,,Dean fasst jetzt alles für euch zusammen.",sagte ich laut.
,,Hier in der Nähe gibt es drei Standorte der NC, der Standsitz des Präsidenten, die Hallen und die Ausbildungsplätze für Leute wie..."
Er blickte hilfesuchend zu mir, doch ich hatte keine Formulierung.
,,Leute wie dich.",vervollständigte eine Frau Deans Satz.
Ich sah sie starr an, während Dean und Mars nervöse Blicke tauschten, was mich allerdings nicht davon abhielt auf sie zuzugehen.
,,Wie heißt du.",knurrte ich sie an.
Mars hielt mich an der Schulter fest.
,,Lass sein, Reece."
Ich drehte mich zu ihm um.
,,Ich sorge für Ruhe! Also lass mich.",fauchte ich und drehte mich wieder zu der Frau.
,,Kaly.",sagte sie kühl.
,,Okay, Kaly. Ich kann eigentlich ganz nett sein, aber manchmal ist es einfach besser, die Klappe zu halten, alles klar?",spuckte ich ihr entgegen. Dann drehte ich mich um, Mars lief direkt neben mir.
,,Du kannst nett sein?",fragte er grinsend. Ich ignorierte ihn und ging zu Dean.
Er sah mich kurz irritiert an, dann fuhr er fort.
,,Äh, in den Hallen sind die Meisten Gefangenen, die sortiert werden zwischen Brauchbar und Unbrauchbar. Reece kann euch mehr erzählen."
Ich warf Dean einen wütenden Blick zu, da ich nicht erzählen wollte. Ich wollte mich nicht an das alles erinnern, doch es gab keine andere Möglichkeit. Ich musste jetzt alles geben, oder das Stürmen dieser Dreckshalle würde für immer nur ein Wunsch bleiben.
,,Ich werde euch jetzt alles erzählen, da ich sowieso keine andere Wahl habe.",lächelte ich gequält und fuhr fort.
,,Es war der fünfzehnte Oktober, ich ging sie gewöhnlich zur Schule, meine Eltern waren erst vor kurzem gestorben und Lion war die Person, der ich absolut vertraute und es immer noch tue. Unsere Klasse wurde überfallen, von zwei Männern die nach jemandem suchten und sie nahmen mich mit."
Ich sagte bewusst nicht, dass es Dean gewesen war, weil ich ihn nicht als Böse darstellen wollte. Und obwohl er gezwungen wurde wusste ich, dass manche Leute es nicht verstehen würden.
,,Sobald ich in der NC angekommen war, sollte ich unserem und dem Präsidenten aus West Stellone vorgestellt werden. Dean begleitete mich und sagte mir am Ende, dass ich gehen dürfe, was natürlich nicht stimmte."
Dean lächelte mich leicht an, ich räusperte mich und fuhr fort. Jetzt würde der dumme Teil meinerseits kommen.
,,Da ich sicherlich nicht die hellste Leuchte in diesem Raum bin, verstand ich nicht, dass er mir helfen wollte. Ich wollte dummerweise bleiben und musste dann auch. Es... dort waren..."
Ich brach ab und sah auf meine Füße. Ich konnte mich ganz genau an den Gestank erinnern, an die abgehungerten Leute.
Jemand legte einen Arm um meine Schulter, ich ließ es zu, da ich annahm er wäre Dean. Jedoch würde Dean in seiner Lage da nicht drankommen.
,,Geht's dir gut?",fragte Mars. Dean hatte den Faden längst aufgegriffen und erzählte von den Zellen.
,,Können wir woanders hin?",sagte ich anstelle einer Antwort, da es mir hier zu eng war. Mars führte mich durch die Menschenmenge und blieb hinter der letzten Person stehen. Dean erzählte immer noch von dem Zustand der Gefangenenzellen.
,,Unser Club könnte endlich in die Geschichte eingehen, und das nur deinetwegen.",murmelte Mars.
,,Ich habe Angst dich oder Dean zu verlieren.",gab ich zu und sah zu ihm hinauf.
,,Wirst du nicht. Wir sind zwei starke Typen, wir schaffen das."
Es war das erste Mal, dass Mars einigermaßen gut über Dean sprach.