,,Okay, sagen wir mal, wir finden die beiden Auserwählten schon morgen und können dann so, rechtzeitig wieder zurück zum Dämmerungsland wandern. Wie sollen wir das hinbekommen? Es ist doch unwahrscheinlich, dass sie ebenfalls in McMineVille leben." ,meinte Corey nachdenklich, dabei kräuselte sich ihre Stirn in Falten. Sie lief neben Lee her, der zwar so ausschaute, als würde er ihr zuhören, dennoch konnte man ihm ansehen, dass er sich über irgendwas sehr den Kopf zerbrach.
,,Wir wissen von dem Verrückten nun, dass die Schatten ihren Anhaltspunkt in McMineVille gefunden haben und sich in diesem Gebiet auf die Suche machen." ,erklärte ihr Lee. ,,Zwar deutet nichts darauf hin, dass es auch so ist, dennoch müssen wir jede erdenkliche Spur nutzen." Corey seufzte und fuhr sich mit einer Hand über ihre schmerzende Schulter, die durch das Tragen des schweren Rucksacks in tiefe Mitleidenschaft gezogen wurde. Nach kurzen überlegen, hatten sich die drei zu ihr nach Hause aufmachen, wo sie die restliche Zeit der Nacht bleiben und sich ausruhen wollten. Außerdem konnte Corey von dem Vorhaben, ihre Mutter endlich mal wiederzusehen, nicht abgebracht werden.
Alex lief, die Hände in der Jackentasche vergraben, mit hoch erhobenen Kopf vor ihnen her. Nachdem sich Corey Minuten zuvor von ihm gelöst und sich ihre Kleidung peinlich berührt glatt gestrichen hatte, hatte er kein Wort mehr mit ihr gewechselt. Corey muss sich mit ihren Gefühlen so langsam mal auseinander setzten, sonst hat sie irgendwann einem Haufen von Problemen. ,,Ich gehe gleich nochmal zu mir nach Hause, da hole ich ein paar Sachen." ,meldete sich auf einmal der Katzenjunge und warf einen Blick über die Schulter zu ihnen. Unbehaglich strich sich die zweite Auserwählte eine Haarsträhne hinter das Ohr, bei dem Gedanken, dass Alex ihr ebenfalls Jahre verschwiegen hatte, dass seine Eltern nicht auf Geschäftsreisen waren, sondern dort überhaupt nicht lebten. Dieses Thema sollte sie ebenfalls nochmal ansprechen.
,,Tu das, immerhin müssen wir uns wieder etwas vorbereiten und zur Ruhe kommen. Willst du danach rüber kommen, oder bei dir drüben schlafen?" Blinzelnd sah sie in seine leuchtend gelben Augen, die sie neutral musterten. ,,Ich denke nicht, dass ich alleine in diesem Haus schlafen werde." ,entschied er knapp, wobei Coreys Herz einen Hüpfer machte. ,,Da möchte ich lieber bei euch beiden bleiben. Dort bei mir kann es Abends ganz schön still und einsam werden. Du-"
,,Corey!" ,unterbrach der blinde ehemalige Helfer Alex und packte sie am Arm. ,,Du hast doch noch das Buch von deinem Vater, nicht wahr? Vielleicht steht ja dort geschrieben, wo und wie wir die beiden Auserwählten finden können." Corey brach überrascht den Blickkontakt zwischen ihren Helfer und sich ab, wendete sich um und verlagerte ihre ungeteilte Aufmerksamkeit auf Lee. Leider entging Corey der verletzte Blick von Alex, sein Mundwinkel senkten sich nach unten und er drehte sich wieder nach vorne, mit einer so gleichgültigen Haltung, dass es Corey doch hätte merken müssen. Leider tat sie auch das nicht.
,,Stimmt, jetzt wo du es sagst. Ich habe das Buch noch nicht durchgeblättert, geschweige denn durchgelesen." Sie fuhr sich durch ihre Haare, die durch den fehlenden sorglichen Umgang ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurden. ,,Vielleicht steht da ja wirklich was drin. Moment." Corey blieb stehen und ließ ihren Rucksack von den Schultern gleiten, nach ein paar Sekunden hatte sie das in Leder gebundene Buch bereits in ihren Händen und schloss wieder den Rucksack. Alex war stehen geblieben und kam nun zu ihnen hinüber, sodass sie drei nebeneinander herlaufen konnten.
Hastig blätterte Corey das letzte Überbleibsel ihres Vaters durch, bis sie an die Stelle kam, wo sie zuletzt gelesen hatte. ,,Kapitel 3-" Auf einmal wurde der Gehweg vor ihnen durch das kalte, weiße Licht eines Autoscheinwerfers erhellt. Mit einer fließenden Bewegung zog Alex die Kapuze über seinen Kopf, bedeckte seine spitzen Katzenohren und drehte seinen Kopf von der Straße weg, sodass auch seine gelben Katzenaugen das Licht, was ihnen entgegen schien, nicht reflektierte. ,,-Der Fluch." Das Auto war vorbei gefahren und nun schien nur wieder das dreckig, gelbe Licht der Straßenlaternen auf sie nieder.
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Das Lied der Auserwählten
FantasiCorey und Alex. Seit mehr als fünf Jahren Nachbarn und beste Freunde. Corey vertraut Alex mehr, als jemand anderen auf der Welt und das wusste er zu schätzen. Sie wussten alles über den anderen, sie erzählten sich jede Einzelheiten und beschützen s...