4. Das ist Bangkok, Baby!

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Lauras PoV

Schwitzend ging ich hinter Joshua die schmale Treppe hinauf. Wir waren erst vor zwei Stunden in Bangkok angekommen und die schwüle Luft zusammen mit der Wärme und den Abgasen der tausenden und tausenden Autos machte das Atmen schier unerträglich. Ich wusste noch nicht wie lange wir in Bangkok bleiben wollten, doch ich freute mich schon darauf die berüchtigte Stadt zu erkunden, aber zuerst hatten wir noch ein kleines, billiges Hotel gesucht, wo wir die nächsten Tage wohnen konnten. Wir hatten keine hohen Ansprüche, da wir ja sowieso die meiste Zeit unterwegs sein würden, doch trotzdem in diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher als einen Aufzug und eine ordentliche Klimaanlage, die man sonst ja überall in Thailand finden konnte. Laut Auskunft der Frau an der Rezeption gab es auch Klimaanlagen auf den Zimmern, doch ich hatte so meine Erfahrungen mit Klimaanlagen in Billighotels in Asien und das waren ganz bestimmt keine guten... Josh blieb kurz stehen um die Tasche die er trug auf seine andere Schulter zu laden, weswegen ich beinahe in ihn hineinknallt wäre. „Welche Zimmernummer haben wir eigentlich?“, fragte er leicht keuchend und ich antwortete: „32...“ „Gut dann sind wir gleich da.“ Ich nickte, auch wenn er das nicht sehen konnte und tappte ihm weiter hinterher bis wir endlich im richtigen Flur angekommen waren und er mich vorließ, so dass ich die Tür aufschließen konnte. Der Raum den ich betrat war winzig, gerade groß genug für ein Bett, einen Nachttisch, eine Kommode und ganz in ein Eck hinein gequetscht ein kleiner Tisch und ein Stuhl. Doch zumindest war die Luft hier geringfügig besser, also schien die Klima doch tatsächlich zu funktionieren. Zufrieden lud ich die Tasche, die ich die ganze Zeit getragen hatte auf das Bett und ließ meine verspannten Schultern kreisen. Auch Joshua lud seine Tasche ab und schloss die Tür. Dann kam er zu mir und legte die Arme um meine Taille. Wir lächelten uns an und er gab mir einen zärtlichen Kuss, bevor er ihn jedoch vertiefen konnte, schüttelte ich ihn auch schon wieder ab und verschwand mit den Worten: „Ich will duschen.“, in dem kleinen Raum, der wohl das Badezimmer darstellen sollte. Alles komplett verfliest, Toilette, Waschbecken und alles gleichzeitig auch noch die Dusche, da einfach nur der Duschkopf in einer Ecke an der Decke hing und ein kleines Abflussgitter am Boden war. Eilig schlüpfte ich aus meinen verschwitzten Sachen schmiss sie von der Badezimmertür aus aufs Bett und stellte mich dann unter den Duschkopf. Das Wasser das hervorschoss war eiskalt und damit genauso wie ich es wollte, nach einem anstrengenden Tag in der Hitze. Ich benutzte zum Waschen das Hotelshampoo und ließ mir von Josh ein Handtuch geben, das ich mir unter die Achseln klemmte, meine Haare ließ ich mir einfach verzottelt und nass wie sie waren über den Rücken fallen. Dank der ständigen Schwüle bekam ich sie sowieso nicht mehr durch. Auf dem Bett im Zimmer lag Joshua, der jedoch gleich aufsprang um ebenfalls duschen zu gehen. Seufzend ließ ich mich aufs Bett sinken und wühlte in der Tasche nach sauberen, frischen Klamotten. Kurze Hosen und ein weites, flatteriges Top aus einem leichten, blauen Stoff. Joshua kam ohne irgendetwas an aus dem Bad und ich betrachtete ihn grinsend. Er sah gut aus und ich genoss den Anblick, was ihm natürlich auffiel. Er zwinkerte mir zu und schlüpfte gleichzeitig in seine Boxer und gleich darauf in die dunklen Jeans, die ihm bis kurz über die Knie gingen. Anzüglich grinsend kam er zu mir geschlendert, drückte mich in die weiche Bettwäsche und beugte sich über mich. Nachdem wir uns lange geküsst hatten, lächelte ich liebevoll und fuhr durch sein noch feuchtes Haar. „Ich liebe dich.“, murmelte er sanft und verteilte einige sanfte Küsse auf meinem Hals. „Ich liebe dich auch.“, war meine schlichte Antwort, ehe ich ihn wieder rasch auf den Mund küsste. Wir lösten uns jedoch wieder ziemlich schnell, da wir beide vorhin abgemacht hatten, noch etwas zu unternehmen solange es noch hell war. Eine Kleinigkeit essen, eventuell noch shoppen gehen und dann in irgendeinen Club und Spaß haben. Diesem Plan nach standen wir auch keine halbe Stunde später irgendwo in Bangkok und aßen kleine knusprige Fleischspießchen, gebackene Bananen und frisches Obst. „Willst du dann eigentlich noch einkaufen gehen? Es ist schon ziemlich spät.“ Ich zögerte, doch dann schüttelte ich den Kopf. „Du hast Recht. Wir bleiben ja noch eine Weile in Bangkok, da werde ich schon noch zum Shoppen kommen.“ „Eben.“, er lachte leise und schmiss die leeren Tütchen, in denen sich ursprünglich das Essen befand weg. Hand in Hand liefen wir zu nächsten Straßenecke wo wir ein Tuk Tuk, eine Art Taxi, anhielten und dem Fahrer irgendwie verklickerten, dass wir zu einer coolen Bar oder Club wollten. Es war dunkel geworden und die Lichter der Stadt funkelten, als wir da waren und rasch bezahlten. Josh und ich standen vor einer Bar aus der die Musik dröhnte und durch die beiden großen Fenster sah man die bunten Lichter durch den Raum jagen. Etwas unsicher klammerte ich mich fester an Joshuas Hand, doch er ging selbstbewusst voran und betrat den vollen Raum. Er sah sich kurz um und ein Grinsen umspielte seine Mundwinkel als er die vielen tanzenden Menschen sah, von denen ein Großteil junge Asiatinnen waren, die aussahen als kamen sie direkt aus einem dieser ekelhaften Pornofilme. Josh ging zielstrebig auf die Bar zu und ich ließ mich einfach mitziehen, zwischen den tanzenden Menschen hindurch. Er verdeutlichte dem Barmann, dass er etwas mit Alkohol zu trinken haben wollte und kaum hatte er das Glas, das mit goldgelbem Bier gefüllt war in der Hand trank er es in wenigen Zügen fast leer und hielt mir dann den Rest hin. „Du weißt doch, dass ich kein Bier trinke!“, brüllte ich damit er mich über die laute Musik hinweg verstand. Josh verdrehte nur die Augen und stürzte auch den Rest der Flüssigkeit in sich hinein. „Trink doch nicht so schnell.“, murrte ich ihm ins Ohr, während ich an seinem T-Shirt zupfte, doch alles was er dazu meinte ist nur: „Ich will mein Getränk aber nicht stehen lassen. Wer weiß was die einem alles dazugeben... Und sei bitte vorsichtig ja? Bleib bitte bei mir, damit die sehen, dass du nicht allein bist.“ Ich nickte und irgendwie fand ich es süß, wie er sich um mich sorgte. Auch wenn es mir nicht gefiel, wie er sich noch zwei Gläschen Reisschnaps bestellte und auch diese innerhalb kürzester Zeit leer hatte, während ich nur an einer Cola nippte, mochte ich es, wie er sich um mich sorgte und darauf achtete, dass keiner der Typen mir hier zu Nahe kam. Er schirmte mich vorsichtig vor allem ab, in dem er sich immer zwischen mich und die einzelnen Männer im Club stellte. Ich trank meine Cola nur zur Hälfte und gab sie dann zurück, da ich sie nicht mehr wollte und für später stehen lassen wollte ich sie erst recht nicht. Wir mischten uns unter die Leute und begannen zu tanzen. Eigentlich fand ich es schön mit Josh tanzen zu gehen, doch dieser Club gefiel mir nicht. Er erinnerte mehr an ein Puff, wie an eine Bar und die spärlich bekleideten Mädchen, hätten genauso wie sie waren auf die Straße gehen können um sich ihr Geld als Prostituierte zu verdienen. Bei einigen war ich mich nicht mal sicher, ob sie nicht vielleicht tatsächlich welche waren, so wie sie sich da schon fast bettelnd und übertrieben frivol an die Männer hängten. Außer mir hatte ich bis jetzt in der gesamten Bar nur ein oder zwei andere Frauen gesehen, die keine Asiatinnen waren, während die Männer bunt gemischt aus allen verschiedenen Teilen der Welt zu kommen schienen. Ich blieb also immer dicht bei Joshua, der am Anfang auch noch immer auf mich Acht gab, doch mit jedem Reisschnaps mehr wurde er auch sorgloser und irgendwann schien es ihn gar nicht mehr zu kümmern, ob ich noch bei ihm war oder nicht. Er gondelte einfach zwischen Bar und Tanzfläche hin und her und ließ es sich auch nicht nehmen ausgiebig mit den jungen Frauen zu flirten und sich von ihnen antanzen zu lassen. Ihm mochte das ja gefallen, doch ich fand das einfach nur zum Kotzen und ich spürte wie die Eifersucht in mir zu brodeln begann. Als ich es nicht mehr aushielt, wie die ganzen Weiber sich immer wieder wie durch Zufall an seine Brust warfen beim Tanzen und nach seinem Arm griffen und er es auch noch genoss und keinen Deut mehr auf mich achtete, stürzte ich Richtung Toilette. In dem ekelerregenden kleinen Raum war zum Glück niemand außer mir und die Musik war wenigstens nicht mehr ganz so laut. Müde lehnte ich mich an der Wand an und betrachtete mein Gesicht in dem schmutzigen Spiegel. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, doch ich hatte das Gefühl, dass man in meinen Augen sehen konnte wie wütend und verletzt ich war. Wie gerne hätte ich mich jetzt hingesetzt um mich ein wenig auszuruhen, doch ein Blick auf den Boden und die Klodeckel redete mir das wieder aus und ich würde mich nicht gerade als zimperlich bezeichnen. Ich stand vielleicht schon so zehn Minuten in dem Raum und hoffte das Josh endlich auffallen würde, dass ich nicht mehr da war und er sich Sorgen machen würde und anfing mich zu suchen, als tatsächlich die Tür aufging, doch es war nicht Josh der hereinkam sondern irgendein fremder Mann. Er roch nach Alkohol und schwankte leicht, doch als er aufsah und mir direkt in die Augen blickte, merkte ich das sein Blick klar und nicht glasig war und es so schien als könnte er noch klar denken. „Oh tut mir leid.“, er lächelte mich entschuldigend an: „Ich dachte das hier sei das Männerklo.“ Sein Englisch war perfekt und weder lallte er noch schien er Mühe beim Sprechen zu haben. „Ist es ja auch. Hier gibt es anscheinend keine getrennten Waschräume.“, lächelte ich zurück und er sah mich überrascht an. „Tja dann...“ Er kam in den Waschraum, zwängte sich an mir vorbei in eine der Kabinen. Dabei fiel mir auf, dass unter dem Alkoholgeruch auch noch der eines angenehmen Aftershaves oder Parfums lag. Außerdem trug er kurze braune Hose und ein weißes Tanktop, dank welchem man gut das Tattoo auf seinem Oberarm sehen konnte. Ein fliegender Adler. Ich hörte wie er sich erleichterte, die Spülung betätigte und dann seine Hose wieder zumachte. Überrascht sah er mich an, als er wieder herauskam und bemerkte, dass ich noch immer da war. „Alles okay bei dir?“, fragte er freundlich und ich nickte, woraufhin er sich zu dem verdreckten Waschbecken wandte und einen angewiderten Laut von sich gab, ehe er das Wasser aufdrehte und sich die Hände wusch. „Warum bist du dann so ganz allein hier drin und nicht auf der Party?“ „Keine Lust mehr.“, gab ich zurück und versuchte nicht ganz so unfreundlich zu klingen. Er drehte sich zu mir um und grinste mich an: „Kann ich verstehen... Ich bin Jim und du?“ „Laura.“, stellte ich mich lächelnd vor und er fragte mich weiter: „Woher kommst du?“ „England um genauer zu sein London und du?“ „London? Das ist cool. Ursprünglich aus Texas aber aufgewachsen bin ich größtenteils hier.“ Überrascht sah ich ihn an. Zum einen weil ich nicht gedacht hätte, dass er hier aufgewachsen war und zum anderen weil sein Akzent nicht gerade nach Texas klang... allerdings hätte ich auch keine Ahnung, wo ich ihn hätte einordnen können... Er klang ja nicht mal hundertprozentig nach Amerika. „Wirklich? Du bist hier aufgewachsen? Klingt nach einer interessanten Kindheit.“ „Ja mein Dad ist damals von seiner Firma hierher versetzt worden um die neue Geschäftsstelle aufzubauen und da mussten meine Mum und ich wohl oder übel mit.“ Wir lächelten uns an um dann beide gleichzeitig zu fragen: „Wie alt bist du?“, woraufhin wir lachten. Er deutete mir mit einer Handbewegung an zuerst zu antworten und ich sagte immer noch grinsend: „18.“ „Ich bin 22.“, meinte er augenzwinkernd und mir entfuhr unwillkürlich: „Du siehst jünger aus. Eher wie 17 oder 18, aber nicht wie 22.“ „Na danke.“, er lachte schallend und ich entschuldigte mich rasch, wobei meine Wangen sich leicht färbten, doch er winkte lässig ab. „Ich weiß, dass ich jung aussehe. Normalerweise lasse ich mir auch extra einen Bart wachsen, damit ich älter aussehe, aber heute Morgen hab ich mich mal wieder rasiert.“ „Ach so.“, ich grinste etwas verlegen und er hob den Arm um sich durch sein dunkelblondes Haar zu fahren, wobei ich die Muskeln an seinem Oberarm bewundern konnte. Er schien durchtrainiert zu sein, war jedoch kein Muskelprotz, was mir wirklich gut gefiel, vor allem in Kombi mit seinen wunderschönen Ozeanblauen Augen. ‚Mist!’, fluchte ich innerlich und schalt mich selbst aus, dass ich dachte, dass irgendein Typ, den ich gerade erst kennengelernt hatte, wunderschöne Augen hat, während mein Freund nur wenige Meter von mir in einem anderen Raum tanzte. Aber wiederum er flirtete ja auch mit den ganzen Frauen hier, dann war es ja auch nicht schlimm, wenn ich so etwas dachte... Solange ich es nur dachte und nicht aussprach oder so. „Was ist? Du siehst mich so komisch an.“, klagte Jim und es klang leicht verunsichert. „Oh tut mir leid! Ich musste nur gerade an etwas denken.“, haspelte ich schnell und er schien sich wieder ein wenig zu beruhigen. „Bist du allein oder mit Freunden hier?“, fragte ich um das Gespräch wieder anzukurbeln. „Ursprünglich mit Freunden, aber die haben mich anscheinend alle im Stich gelassen und sind mit irgendwelchen hübschen Mädchen verschwunden.“, schmunzelte er und fügte dann noch hinzu: „Eigentlich wollte ich nur noch rasch auf Toilette und dann nach Hause, aber es ist schön mich mit dir zu unterhalten. Mit wem bist du hier? Ja wohl kaum allein, das wäre zu gefährlich.“ Ein leises Schnauben entfuhr mir und ich antwortete: „Ich bin mit meinem Freund hier, aber der achtet nicht mehr auf mich und lässt sich lieber von den Frauen anmachen, anstatt mal nach mir zu sehen.“ „Oh, das tut mir leid.“ Jim sah zerknirscht aus und ich versicherte ihm schnell: „Ist ja nicht so schlimm. Ich werds überleben und du kannst da ja nun wirklich nichts dafür.“ „Na trotzdem.“, gab er zurück und unwillkürlich musste ich lachen, was auch ihn zum Grinsen brachte und genau in dem Moment wurde die Tür aufgerissen. Wir fuhren beide zusammen und sahen zu Joshua, der dort im Türrahmen stand und uns misstrauisch ansah. Sein Blick war ein wenig glasig, er war verschwitzt und hatte diese aggressive, arrogante Ausstrahlung, die er immer hatte, wenn er betrunken war. Er kam in den Waschraum und stellte sich beschützend neben mich. „Wer ist das?“ Ich verzog das Gesicht bei seinem aggressiven Unterton und meinte genervt: „Das ist Jim, was dagegen?“ „Hey.“, Jim hielt Josh lächelnd die Hand hin, doch dieser sah ihn nur wütend an, worauf Jim die Hand wieder runter nahm. Ich spürte die angespannte Stimmung zwischen den beiden und machte mir ein wenig Sorgen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Joshua sich betrunken prügelte, auch wenn er das schon sehr, sehr lange nicht mehr getan hatte. Beruhigend legte ich ihm eine Hand auf den Arm und meinte: „Wir haben uns nur ein wenig unterhalten.“ Doch Josh reagierte kaum auf mich und schnauzte mich an: „Was machst du überhaupt hier? Wir hatten doch abgemacht, dass du bei mir bleibst!“ „Mir wurde die Musik zu laut. Ich hab eine Pause gebraucht.“, verteidigte ich mich, doch er machte weiter: „Und dann kannst du nicht Bescheid geben? Ich hab mir Sorgen gemacht.“ Sein Alkoholatem stieg mir in die Nase und ich wurde wütend: „Du hast dir Sorgen gemacht, ja? Dann hast du aber ganz schön lang gebraucht um zu bemerken, dass ich nicht mehr da bin, mit deinen ganzen Weibern.“ „Jetzt komm mir bloß nicht so!“, fauchte er. „Ich hab dir gesagt du sollst bei mir bleiben, du weißt wie gefährlich es für Frauen allein ist! Und stattdessen find ich dich mit irgend so einem komischen Typ.“ „Jetzt mach aber mal halblang!“, mischte sich Jim offensichtlich verärgert ein und ich spürte, wie Joshuas Arm sich unter meiner Hand anspannte. „Mach das du Land gewinnst, bevor ich wirklich wütend werde!“, zischte Josh ihn an und griff etwas grob nach meinem Arm. Ich wusste, dass er mir nicht hatte wehtun wollen, doch der Alkohol schwächte sein Urteilsvermögen und er hatte wahrscheinlich gar nicht beabsichtigt so fest zuzupacken. Doch Jim sah das offensichtlich anders, den er fauchte Josh an: „Ich werde sie sicher nicht allein mit dir lassen. Lass sie sofort los!“ Joshs Griff wurde noch fester und er schob sich leicht vor mich. „Sonst was?“ Ich schluckte und drängte mich rasch wieder zwischen die beiden. „Es ist schon in Ordnung Jim, er würde mir nicht weh tut. Und du beruhig dich bitte Josh. Es ist alles okay, ja?“ Ich versuchte meine Stimme beruhigend klingen zu lassen, doch es gelang mir kaum und ich konnte den nervösen Unterton nicht verhindern. Sowohl Jim als auch Josh gaben ihre aggressive Haltung nicht auf und ich begann mir wirklich Sorgen zu machen. Beide waren etwa gleich gebaut und sportlich genug um sich ernsthaft zu verletzen. Aber Jim war im Gegensatz zu Josh nicht betrunken. „Bitte Liebling. Lass es gut sein und uns wieder ins Hotel gehen.“ Mit einem flehenden Blick zupfte ich Josh am Ärmel, doch er schüttelte mich ungehalten ab, woraufhin Jim einen Schritt nach vorne machte. „Lass sie in Ruhe!“, fauchte er Josh ziemlich aufgebracht an, was wenn ich das mal so sagen kann, nicht seine beste Idee an diesem Abend war. Josh schubste ihn so heftig wieder zurück, dass Jim ziemlich schmerzhaft gegen das Waschbecken knallte. Er hatte überhaupt keine Chance sich aufzurappeln, als Josh schon wieder bei ihm war. Mir entfuhr ein kleiner Schrei in der Erwartung, dass Joshua Jim eine verpassen würde, doch ich hatte mich getäuscht. Anstatt ihn zu schlagen, packte er ihn grob und drückte ihn gegen des Waschbecken. „Sag mir nicht wie ich meine Freundin zu behandeln habe und spiel dich nicht so auf, das ist ja lächerlich!“ In diesem Moment kam er mir wieder erstaunlich nüchtern aber auch verdammt sauer vor. Er ließ Jim wieder los, der sich wohl nicht so ganz entscheiden konnte, ob er es dabei belassen sollte oder eine Prügelei anzetteln sollte. Als Josh nach meinem Arm greifen wollte, wahrscheinlich um mich rauszuziehen, schlug Jim zu. Seine Faust traf Josh knapp unter seinem linken Auge und gleich darauf, als er zum zweiten Mal zuschlug, die empfindliche Stelle direkt unter Joshuas linkem Ohr. Ich hörte wie mein Freund schmerzerfüllt aufkeuchte und etwas zurücktaumelte und das machte mich unfassbar wütend. Schön und gut, dass Jim mich vielleicht nur beschützen wollte, aber immerhin kannte ich ihn erst seit ein paar Minuten und Josh war mein Freund, der vielleicht unachtsam und grob mir gegenüber war, aber den Jim deswegen nicht einfach so schlagen konnte. Beschützend stellte ich mich vor Josh und damit zwischen die beiden Männer, was für einen Beobachter bestimmt recht lustig ausgesehen hätte, da sie beide ein gutes Stück größer waren als ich und jeder von ihnen mich mit Leichtigkeit hätte beiseite schieben können. „Wage es nicht ihn nochmal zu schlagen!“, schimpfte ich wütend. „Ich weiß es zu schätzen, dass du mich beschützen willst, aber er ist mein Freund und er würde mir nicht absichtlich wehtun.“ Vielleicht bildete ich es mir nur ein, doch es kam mir so vor, als würde Jim seine angespannte Haltung ein wenig lockern, woraufhin ich mich zu Josh umdrehte, der vor Zorn schon richtig zitterte. „Bitte Josh.“, flehte ich leise: „Beruhige dich und lass uns zurück zum Hotel gehen. Ich will nicht, dass du dich mit ihm schlägst.“ Die beiden jungen Männer stierten sich noch eine Weile über meinen Kopf hinweg an, doch dann nickte Josh abgehackt und griff nach meiner Hand um mich aus dem Waschraum zu bringen. Jim blieb zurück und ich bedauerte es, dass unser Gespräch so enden musste und das wegen nichts eigentlich. Ich verstand ja nicht einmal so genau, warum die beiden sich beinahe geprügelt hätten. Stolpernd ging ich hinter Josh her aus der Bar hinaus, kaum standen wir auf der Straße, winkte er ein Tuk Tuk herbei und manövrierte mich hinein. „Autsch!“, jammerte ich leise auf, als ich unsanft auf den harten Sitz fiel und er sich neben mich setzte. Noch immer hatte er kein Wort zu mir gesagt und wütend fauchte ich ihn an: „Was sollte das?“ „Was sollte was?“ „Dein Verhalten! Du hättest dich beinahe geprügelt! Wegen nichts!“ Aufschnaubend sah er mich an: „Nichts nennst du es also, wenn mir irgend so ein dahergelaufener Idiot vorschreibt, dass ich dich in Ruhe lassen soll?“ Wütend funkelten wir uns an und bei dem Blick in seine noch immer glasigen Augen, schrie ich innerlich auf. Da hatte ich doch meine Antwort! Er war so gewesen, weil er betrunken war und dann immer zu einem aggressiven Arsch wurde. Ich wandte mich von ihm ab und sah enttäuscht auf die vorbeirauschende Straße. So hatte ich mir meinen ersten Abend in Bangkok sicherlich nicht vorgestellt. Der Fahrer hielt vor unserem Hotel, wir bezahlten ihn und dann gingen wir schweigend zu unserem Zimmer. Dort angekommen ließ ich mich frustriert aufs Bett fallen und wand mich von Josh ab. Ich spürte wie die Matratze neben mir einsank, als dieser sich ebenfalls auf das Bett legte und dicht zu mir rutschte. „Tut mir leid.“, murmelte er in mein Ohr und küsste sanft mein Ohrläppchen. Ich drehte mich zu ihm um und nahm wieder den Alkoholgeruch, der in seinem Atem mitschwamm wahr. „Sollte es dir auch.“, seufzte ich und obwohl es mich anwiderte küsste ich ihn sanft auf den Mund um ihm zu zeigen, dass ich nicht mehr böse war. Seine schönen Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln und obwohl ich gerade noch wütend auf ihn gewesen war, tat er mir irgendwie auch leid, als ich die Schwellung unter seinem linken Auge bemerkte. „Tuts arg weh?“, fragte ich und biss mir auf die Lippen. „Geht schon.“ Ich verdrehte die Augen... Typisch Mann, nur ja nicht zugeben, dass man Schmerzen hatte! Ich stand wieder auf und kramte in der Tasche nach einer kühlenden Heilsalbe, wobei ich auch nach unseren Handys fischte und diese aufs Bett warf. Ich kletterte wieder zu Josh und schmierte ihm vorsichtig die Region unter seinem Auge und  die unter seinem Ohr ein und warf die Salbe dann wieder in die Tasche zurück. „Danke.“, murmelte er und ich lächelte kurz. Wir legten uns nebeneinander und ich entsperrte mein Handy. Schon seit über einer Woche hatte ich es nicht mehr benutzt und es nur vorhin am Flughafen aufgeladen, jedoch ohne auf es zu achten. Ich hatte jede Menge Anrufe in Abwesenheit und neue Nachrichten. Die Anrufe waren fast alle von Zayn, zwei jedoch von meinen Eltern und einer von Jean. Bei den Nachrichten dagegen war nur eine einzige von Zayn mit der Bitte so bald ich die Nachricht sah bei ihm anzurufen. Ich spürte wie Josh sich an mich schmiegte und mir über die Schulter auf meinen Bildschirm sah. „Ich sollte Zayn anrufen. Es scheint dringend zu sein.“ „Muss das jetzt sein? Es ist schon ziemlich spät!“, kam postwendend ein Murren von Joshua und ich meinte leicht zickig: „Ja das muss jetzt sein! Außerdem ist in London noch nicht mal zehn Uhr Abends.“ „Mir egal!“, fauchte Josh: „Ich will nicht, dass du ihn anrufst.“ „Du kannst es mir nicht verbieten!“ Langsam wurde ich wieder wütend. Was sollte das denn jetzt? Warum sollte ich meinen besten Freund nicht anrufen, wenn er mich doch dringend darum gebeten hatte. Ich wollte schon auf ‚Anrufen’ klicken, als Josh mir mein Handy aus der Hand riss. „Ich sagte, dass ich nicht will, dass du ihn anrufst!“ Joshua sah mich wütend. „Spinnst du jetzt total? Du hast mir nicht vorzuschreiben, mit wem ich telefoniere und mit wem nicht. Gib mir sofort mein Handy wieder!“ Als er nur wütend den Kopf schüttelte, versuchte ich an mein Handy zu kommen, doch er hielt es außerhalb meiner Reichweite. Wir hatten uns schon oft gegenseitig auf diese Weise geärgert, doch dieses Mal war es etwas anderes. Josh war aggressiv und die Situation war alles andere als lustig. „Gib mir mein Handy!“, versuchte ich in einem ruhigen Ton zu sagen, doch er raunzte mich an: „Damit du Zayn, deinen ach so tollen Loverboy anrufen kannst? Bestimmt nicht!“ Er sprang vom Bett auf und stellte sich ins Zimmer. „Ich weiß wirklich nicht was das jetzt soll! Das ist total kindisch.“, fauchte ich wütend. Gut okay Joshua war manchmal eifersüchtig und auch ein wenig besitzergreifend, aber das war echt extrem. Er konnte mir nicht einfach mein Handy abnehmen und mir verbieten, dass ich Zayn anrufe. Ich stand jetzt ebenfalls auf und stellte mich vor Josh. „Gib mir mein Handy!“ Seine Augen blickten mich kalt an, als er stur den Kopf schüttelte und ich verstand einfach nicht was das sollte. Josh war immer ein wenig auf Zayn eifersüchtig gewesen, aber ich dachte er hätte inzwischen akzeptieren können, dass das zwischen Zayn und mir vielleicht mehr als eine normale Freundschaft war aber mit Sicherheit keine Liebe oder irgendwas in die Richtung. „Bitte Josh, gib mir jetzt mein Handy.“, versuchte ich möglichst ruhig zu sagen, doch meine Stimme vibrierte förmlich vor Wut. „Nein! Ich will nicht, dass du mit Zayn telefonierst!“ „Aber warum?“ Am liebsten hätte ich vor Frust geheult, die Situation begann mir allmählich über den Kopf zu wachsen, da ich nicht wusste, wie ich mich am besten verhielt. „Kapierst dus nicht? Dieser Idiot ist doch über beide Ohren in dich verschossen! Ich könnte jedes Mal kotzen wenn er dich wieder so ansieht! Und jedes verdammte Mal, wenn er pfeift kommst du wie ein Hund angelaufen, damit unserem ach so tollen Liebling auch ja nichts fehlt.“ Geschockt sah ich meinen Freund an. Eifersucht okay... Aber das klang echt schon krank. „Zwischen mir und Zayn ist nichts, wie oft denn noch?“, herrschte ich ihn an und hielt mühsam die Tränen der Wut zurück. Am liebsten hätte ich Josh vor die Füße geschleudert, dass ich jetzt viel lieber bei Zayn in London wäre, als hier bei ihm, doch er war schon wütend genug. „Das glaubst du doch wohl selbst nicht!“ Seine Stimme klang verächtlich und schnitt mir tief ins Herz. „Doch...“, murmelte ich leise und fügte hinzu: „Zwischen Zayn und mir war nie was und da wird nie etwas sein, außer Freundschaft. Er ist mir wichtig und das solltest du akzeptieren!“ „Ich will es aber nicht akzeptieren!“ Seine Augen glänzten fiebrig und auf seinem Hals waren inzwischen rote Flecke zu sehen. Mit einem Mal sagte er erstaunlich ruhig: „Du willst dein Handy um deinen ach so fantastischen Zayn anzurufen? Hier bitte du kannst es haben!“ Mit diesen Worten knallte er mein Handy mit voller Wucht an die gegenüberliegende Wand, wo es in tausend Einzelteile zerbrach. Geschockt sah ich auf mein zerstörtes Handy. Sekundenlang war es völlig still, dann wandte ich mich wieder zu Josh, der überheblich grinste und schlug ihm mit aller Kraft ins Gesicht. Meine Hand hinterließ einen knallroten Abdruck auf seiner Wange und zitternd sah ich ihn an. Niemals hätte ich daran gedacht, so weit zu gehen und ihn mit der flachen Hand ins Gesicht zu schlagen. Als Joshua wieder aufsah und mir in die Augen blickte, wusste ich, dass ich zu weit gegangen war. Ich hätte ihn nicht schlagen dürfen. Diese Erkenntnis traf mich zusammen mit seiner Ohrfeige. Er hatte mir so hart ins Gesicht geschlagen, dass mir ein leiser Schrei entwich und meine Lippe aufplatzte. Mein Kopf flog zur Seite und ich begann am ganzen Körper unkontrolliert zu beben. Die Tränen flossen mir übers Gesicht als ich meinen Kopf wieder zu ihm wandte. Mein Mund stand leicht offen und ich konnte und wollte einfach nicht glauben, dass er tatsächlich zugeschlagen hatte! Dass er mich geschlagen hatte! Er sah noch immer verdammt wütend aus und tatsächlich holte er zum zweiten Mal aus. Ich sah seine Hand kommen, doch ich konnte nichts dagegen machen, dass sie mich zum zweiten Mal im Gesicht traf. Diesmal noch heftiger als beim ersten Mal. So heftig dass ich zur Seite geschleudert wurde und auf dem Bett landete. Meine Wange brannte und ich konnte das Blut pulsieren spüren. Ich drehte mich irgendwie auf den Rücken und plötzlich war ER wieder über mir. Er packte meine Handgelenke und drückte mich nieder. Ich wimmerte auf vor Schmerz und Angst. „Wage es nie wieder mich zu schlagen, du kleine Schlampe.“ Ich sah ihm in die Augen, während mir die Tränen heiß über das Gesicht flossen. Noch einmal drückte er mich fest in das Bett und dann ließ er mich endlich los. Kurz darauf hörte ich die Zimmertür knallen. Das erste Mal seitdem er mich auf das Bett gepresst hatte, konnte ich wieder atmen. Doch meine Atmung ging nur schnappweise und die Panik überschwemmte mich immer und immer wieder. Leise schluchzend und wimmernd rollte ich mich auf dem Bett zu einer Kugel zusammen und versuchte wieder richtig Luft zu bekommen. Ich versuchte mir vorzustellen, wie ich bei Zayn und meinen Eltern war. Tete, Jana und Melissa waren auch da. Genau wie Jean mein bester Freund und sein Freund Pablo. Ich stellte mir vor, dass wir alle zusammen irgendwo saßen und uns unterhielten und Spaß hatten, bis ich wieder halbwegs normal atmen konnte. Noch eine Weile blieb ich so liegen und dachte daran, wie beschützend mich Zayn immer an sich drückte. Warum konnte er jetzt nicht hier sein? Ein weiteres Mal wimmerte ich auf, doch ich versuchte mein Weinen zu unterdrücken. Als ich wieder einen etwas ruhigeren Kopf hatte, konnte ich die Schmerzen spüren. Mein ganzer Körper schien förmlich vor Schmerz und Angst zu schreien und mein Herz schien meine Brust fast zu zersprengen. Zitternd stand ich auf und wankte ins Badezimmer. Mein Spiegelbild erschreckte mich. Meine Wange war knallrot und ein blutiger Kratzer zog sich über meinen Wangenknochen. Meine Lippe war aufgeplatzt und geschwollen und die Augen rot. Meine Handgelenke taten unfassbar weh und ich war mir sicher, dass man morgen, die Stellen an denen Joshua mich gepackt hatte, sehen konnte. Ich hielt mein Top hoch und betrachtete meinen Hüftknochen, der schmerzhaft pochte. Er war an die Bettkante geknallt, als ich auf das Bett geflogen war. Ein Wimmern stieg wieder in meiner Kehle auf und ich konnte es noch gar nicht so Recht fassen. Joshua hatte mich geschlagen! Mein Freund hatte mich zweimal geohrfeigt! Er war betrunken und hatte aus einer irrsinnigen Eifersucht heraus zugeschlagen! Ausgerechnet Joshua, der mich immer vor allem hatte beschützen wollen und bei dem ich gedacht hatte, dass er mich nie körperlich verletzen würde. Von dem ich gedacht hatte, dass er mich wirklich liebt und ich ihm wichtig bin. Plötzlich kam mir ein schrecklicher Gedanke. Was wenn er wiederkam? Was wenn er wiederkam und ich noch immer hier war? Ich rannte ins Schlafzimmer zurück und in Windeseile warf ich alle meine Sachen in meine Tasche. Dazu nahm ich mir noch alles Geld, dass ich in Joshuas Tasche fand und versteckte seinen Reisepass zusammen mit seiner Kreditkarte in einer kleinen Nische in der Wand hinter der Tür, in der Hoffnung, dass ihn das erst einmal aufhalten würde. Ich wusste, dass es gefährlich war, als Frau Nachts allein in Bangkok, doch das war mir egal. Um nichts auf der Welt wollte ich in diesem Hotel bleiben, wo Joshua jederzeit auftauchen konnte und womöglich noch immer nicht nüchtern, dafür aber noch wütend war. Sobald ich alle meine Sachen hatte, rannte ich aus dem Zimmer die Treppen hinunter. Bloß weg hier! Das Adrenalin pulsierte durch meine Adern, als ich in die Nacht hinein in Bangkok weglief... Weg von Joshua und weg von der schrecklichen Erinnerung. Weg von dem Gefühl, ein armseliges Mädchen zu sein, dass von ihrem Freund geschlagen wurde.  So weit wie nur irgend möglich weg!

wie versprochen ein endlich mal langes Kapitel :D Ich hoffe es hat euch gefallen ;)

mal so ne frage gibt es eig i.welche Losh, also Laura und Josh, shipper? oder sind alle für Laura+Zayn (Layn ;D)?

so das wars dann wieder von mir, bis Dienstag :)

xo laudea 

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