Ich sah die Welt das erste Mal mit anderen Augen. Beziehungsweise das Leben. Denn dort, wo früher die ganzen Hochhäuser, Shoppingcenter und Institute standen, waren nur noch Ruinen zu sehen. Überall wuchsen Bäume aus den Strassen und die Stadt erinnerte mich irgendwie an den Regenwald, wenn er sich das zurückholte, was ihm gehörte. Denn genau das tat unsere Erde: sie erlangte wieder die Oberhand und holte sich das wieder zurück, was ihr gehörte und was der Mensch zerstört hatte. Das Virus befiel also auch Pflanzen. Städte sahen aus wie Regenwälder und die Fläche zwischen den Städten waren durch die Klimaverschiebung entweder Steppe, Wald oder Taiga. Ich wünschte mir einfach die alte Welt wieder.
Wir liefen nebeneinander und waren sehr wachsam. Ich bemerkte, wie Ardian bei einem Wildkaninchen zusammenzuckte und erschrocken zur Seite sprang. Thaddeus lachte und ich verdrehte aus Instinkt meine Augen. Ich musste denen wohl zeigen, dass ich nicht nachgeben würde, nur weil ich allein mit drei Jungs in einem Team war. Ich war mit Abstand die Kontrollierteste unter uns. Zwar war ich nicht die schnellste, da ich von zwei Werwölfen und einem Hexer-Werwolf-Hybriden umgeben war, aber die Kontrolle meiner Waffen und die Zielsicherheit waren genauso wie meine Gewaltkontrolle meisterhaft.
Deshalb haben mich alle aus dem Lager "die eiskalte Prinzessin" genannt. Möglicherweise waren ihre Instinkte besser, aber das effektive Töten war ganz allein meine Stärke. Wesen wie meine Mates waren einfach am Zerfleischen interessiert. Aber da auch sie anscheinend in den Lagern trainiert hatten, waren auch sie Kampfmaschinen. Also durfte ich sie nicht unterschätzen. Das gleiche galt jedoch für sie - schließlich war ich als Racheengel ein Vampir-Engel-Hybrid.
"Seid vorsichtig, wir betreten gleich die Innenstadt. Ich höre von überall dieses Röcheln, also müssen sie ganz in der Nähe sein. Am Besten gehen wir immer erst in den Häusern schauen, ob wir Menschen finden. Wenn wir draussen sind, können wir uns um die Zombies kümmern. Aber erst die Verletzten.", schlug Alex vor. Ich nickte ihm zu und Thaddeus stellte sich vor mich, um mich zu beschützen. "Da vorn kommen schon die ersten. Ich werde dich beschützen, Baby." Er grinste mich an und ich zog meine Augenbraue hoch. Alex mischte sich nun auch noch ein. "Storm. Kannst du schonmal im Shoppingcenter schauen, ob sich dort Menschen befinden?" Ich wollte gerade protestieren, doch er schaute mich bittend an. Ich seufzte und lief in Richtung der Mall.
Ganz sicher hatten sich dort Personen verbarrikadiert. Die Tür ging weder auf, noch liess sie sich zertreten. Sie hatten die Tür von innen zugenagelt und auch die Schaufenster waren zugestellt. Ich hielt Ausschau nach einem Weg nach innen, doch finden konnte ich nichts. Nur in Höhe von drei Metern sah ich ein Fenster, das normal offen war. Also nicht irgendwie zugenagelt, wahrscheinlich wurde dieses Fenster als Beobachtungspunkt genutzt. Ich kraxelte so gut es ging an der Wand hoch - also ich zog mich an Rillen mit Hilfe meiner Dolche hoch - und verschwand im Fenster. Und sofort waren Waffen auf mich gerichtet. Ich glaub, ich sah nicht recht. Das waren Felix, Rewi, Marley und Simon, die dort waren! In diesem Moment erkannten sie mich auch und nahmen ihre Waffen runter. In der Tat hatte ich mich in der letzten Woche Uni mit ihnen angefreundet und sie umarmten mich."Warum bist du hier?" Felix schaute mich erstaunt an und wirkte sehr überrascht. "Und..mit wem bist du hier?" In diesem Augenblick erinnerte ich mich an die Jungs und rannte zum Fenster. Als ich sie alle sah, wie sie vollkommen mit den Zombies überfordert waren, fing ich widerwillig an zu lachen. Dann entfaltete ich meinen Hightech - Bogen und spannte ihn. Ich verzauberte den Pfeil mit einem Explosionszauber und zielte. Da die Zombies sich nicht wirklich schnell bewegten, konnte ich den Pfeil auf die Mitte lenken und ihn abfeuern. Als alle Zombies in Flammen aufgingen, schauten die Jungs in meine Richtung zum Fenster. Ich stützte mich mit dem Ellbogen auf dem Fensterbrett ab, legte meinen Kopf in die Hand und winkte grinsend zu meinen Partnern. Ich spürte förmlich, wie ihnen die Münder runterklappten und sie komplett mit der Situation überfordert waren.
"Wie bist du da hoch gekommen?!",rief Ardian zu mir hoch. "Tja, nur weil ich ein menschenähnliches Wesen bin, heißt das nicht dass ich nicht an Wänden hochkraxeln kann! Und jetzt schwingt eure Ärsche hierbhoch!" Jap, die Führungsrolle gefiel mir sehr gut. Ich hatte sie kurzerhand einfach mal an mich gerissen.
Schließlich waren sie fünf Minuten nach meinem Einsatz alle oben versammelt und eine riesige Begrüßungsrunde fand statt. Zehn Minuten später erzählten wir unseren hilfesuchenden Freunden den Grund für unsere Ankunft und für unsere Hilfe. Es nahm ein wenig Zeit in Anspruch, doch es war schneller vorbei als gedacht.Schließlich rief ich einen Hubschrauber zu der Stelle und wir machten wieder los. "Bitte geht auf das Dach, wenn der Heli da ist! Wir sehen uns dann später, passt gut auf euch auf!", rief ich ihnen noch von unten zu. Sie wunken aus den Fenstern und ich hörte schon von Weitem den herannahenden Helikopter der Sekte. Wir liefen weiter die Straßen entlang und hielten Ausschau nach unseren ungebetenen Gästen und möglicherweise nach einem verbleibenden Menschlein auf der Flucht. Doch nix begegnete uns auf dem Weg, außer vereinzelt ein paar Infizierte. Ich sah, wie meine Wohnung in Sichtweite kam und mir fiel etwas Entscheidendes ein. ALLE meine Sachen waren dort eingesperrt, und waren dafür gedacht, einfach zu vergammeln. Also rannte ich so schnell es ging in das Haus, in meine Wohnung und holte eine Kiste unter meinem Bett hervor. Alex war mir nachgekommen, jedoch fragte er nicht, was da drin war, weil er anscheinend die Beschreibung des Kartons gelesen hatte. "Erlebnisse und Reisen", das war mein eigenes erstes Tagebuch, das ich führte. Nur mit den Geschehnissen der letzten Jahre.
Mein Werwolffreund ist ein wenig stärker als ich, deshalb gingen wir auch zusammen runter, er mit meinem Beutel mit der Kiste in der Hand. Als wir unten bei den Anderen ankamen, machten wir uns wieder auf den Weg. Ich ignorierte mal den fragenden Blick von Tjarks und ging einfach weiter.
Ich hoffte, wir würden ein wenig mehr Leute vor dem Virus bewahren, doch die Suche war noch nicht vorbei, im Gegenteil. Sie hatte gerade erst angefangen.
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[ABGESCHLOSSEN] Fight, Love, Apocalypse. ~Taddl FF~
Fiksi PenggemarDie Kampfelite der Übernatürlichen. Sie war dafür da, um die Menschen zu beschützen. Egal, vor was. Und jedes Jahrzehnt werden neue Auszubildende rausgesucht. Er ist unter ihnen. Taddl. Er fährt mit ins Trainingslager. Und dann, dann sieht er sie...