#Dilemma - Who do I choose?

Chapter I

Es war Antoines erster Schultag an seiner neuen Schule "The Flying Steps". Sein Vater Alain arbeitete als Biologe an einer Universität in Lyon in Frankreich. Er war gut in dem, was er tat und das schätzten seine Mitarbeitenden sehr an ihm, doch sein Arbeitgeber Jean-Luc Lloris hatte andere Pläne mit ihm und versetzte ihn ins Ausland bei einer Partneruniversität in Kalifornien. Sie brauchten Mitarbeiter wie Alain und so war dies nach ein paar Telefonaten auch beschlossene Sache, ansonsten hätte er seine Stelle als Biologe wohl komplett vergessen können. Antoines Mutter Isabelle war wenig begeistert von dieser Idee und weigerte sich zu Beginn das Haus zu verkaufen. Nachdem man wochenlang auf sie eingeredet hatte, liess sie sich dann schlussendlich doch umstimmen und fing an sich damit abzufinden, zukünftig in Amerika leben zu müssen. Antoine war wütend auf seine Eltern. Keiner fragte ihn nach seiner Meinung, wie er es finden würde, umzuziehen und neu anzufangen. Es war ja nicht so, als hätte er keine Freunde in Mâcon, ganz im Gegenteil. Er war in Frankreich glücklich gewesen. Glücklich gewesen in dem Land zu leben, in welchem er aufgewachsen war. Doch mit diesem Umzug änderte sich alles. Er musste sich von seinen zwei besten Freunden wohl für immer verabschieden. Nie wieder würden sie zu dritt etwas unternehmen oder zusammen zur Schule gehen können. All das war mit diesem lächerlichen Umzug gestorben. Und nun stand er vor dem grossen Eingangstor seiner neuen Schule und weigerte sich die Schwelle zu überschreiten. Doch er wusste, dass es nichts bringen würde, jetzt noch den Rebellen rauszuhängen. Früher oder später würde er sich überwinden müssen, weshalb er es bleiben liess und sich Richtung Eingangstor bewegte. Er war so oder so schon zu spät dran, deshalb brauchte er, sich auch nicht zu beeilen. Nachdem er ins Innere gelangt war, holte er aus seiner schwarzen Lederjacke den Stundenplan und den Schulplan heraus, den er vor dem Schulaufbruch so lustlos in seine Jackentasche gesteckt hatte. "Zimmer 231, Englisch", stand auf dem Plan und somit machte er sich auf dem Weg zum zweiten Stock.

Die Schüler aus der Klasse SP3A (3. Sportklasse A) waren wie immer unruhig, laut und unerträglich für Misses Hafer. In dieser Klasse unterrichtete sie Englisch, Mathematik und Geschichte. Alles Fächer, in denen die meisten dieser Schüler ungenügend oder sogar aufs unterirdischste abstanken. Sie war eine gute Lehrerin, jedoch konnte die SP3A, sie nicht ausstehen, weshalb sie einen feuchten Dreck auf ihren Unterricht gaben. Und dabei war Misses Hafer doch ihre Klassenlehrerin. Nachdem Antoine das Klassenzimmer gefunden hatte, klopfte er an und plötzlich wurde es mucksmäuschenstill. Alle richteten ihre Aufmerksamkeit zur Tür, die sich gerade öffnete. Misses Hafer hatte so etwas wie Stille in dieser Klasse noch nie wahrgenommen. Sie hatte die Hoffnung schon im ersten Jahr verloren. Antoine trat ein und schloss die Tür hinter sich. Alle Augenpaare waren auf ihn gerichtet. Er fühlte sich mehr als nur unwohl, als sein Blick durch den Raum glitt. "Du musst Antoine Griezmann sein. Herzlich Willkommen auf der Flying Steps Sportschule!", begrüsste ihn Misses Hafer lächelnd und Antoine erwiderte es. Zum einen aus Höflichkeit und zum anderen, weil er zwar verstanden hatte, was sie gesagt hatte, jedoch nicht darauf antworten wollte. Er ging Konversationen mit fremden Personen gerne aus dem Weg, sofern man sie umgehen konnte. "Warum erzählst du uns nicht etwas von dir? Du kommst also aus Frankreich?" Antoine nickte. "Hast du irgendwelche Hobbys?" Er schüttelte den Kopf. Ein paar Mädchen fingen an zu kichern. Antoine musterte sie. Der Kleidung nach zu urteilen, waren sie Cheerleader. Sein Blick glitt zum Ostblock. Drei Typen, die ihm den Rücken kehrten, spielten irgendwelche bescheuerten Rennspiele auf ihren Handys. Die Schüler im hintersten Abteil hatten ihre Köpfe auf den Tischen und schienen zu schlafen. Der Rest der Mädchen schrieb sich entweder gegenseitig Nachrichten oder lackierte sich mitten im Unterricht die Nägel. Es gab wie es aussah keinen hier drinnen, der sich für die Neuankündigung des neuen Schülers interessierte. Auch wenn sie noch vor ein paar Minuten wie gebannt zur Tür starrten. Keinem interessierte es. Ausser vielleicht einen: er schrieb gelegentlich was in sein schwarzes Notizbuch rein, ansonsten hatte er die Augen stets bei ihm. Antoine wurde nervös, denn er war wirklich schön anzuschauen. Blonde, kinnlange Haare, volle Lippen, haselnussbraune Augen und ein gut gebauter Körper – Antoine konnte sein trainiertes Sixpack durch das weisse Shirt erkennen – Er sah wirklich gut aus. Zu seinem Pech hatte er total vergessen, dass er ihn minutenlang angestarrt hatte, sowohl die Lehrerin als auch der Junge schauten ihn fragend an. Antoine war die ganze Sache einfach nur peinlich. Wie konnte er sich nur in seine schönen, braunen Augen verlieren? Er schaute beschämt zu Boden. "Na gut, Antoine. Setz dich doch einfach irgendwo hin und dann schauen wir nachher weiter, okay?", sagte sie und er nickte. Der Junge schaute ihm beim Vorbeigehen unauffällig hinterher, doch der Franzose konnte seinen Blick klar und deutlich spüren.