Kapitel 7 - Die Psychiatrie

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Am nächsten Morgen wache ich durch lautes Geschrei auf. Ich bin immer noch, wie am Tag zuvor an das Bett gefesselt. Das Geschrei wird immer lauter und ich bekomme Angst. Ich versuche nach draußen zu gucken aber die Jalousien sind heruntergelassen, weshalb mir der Blick nach draußen verwehrt wird. Im nächsten Moment geht die Tür schwungvoll auf.

"Guten Morgen, Julie." Es ist Herr Hansen, der nun vor meinem Bett steht.

"Morgen." Antworte ich noch etwas verschlafen.

"Ich werde dich jetzt vom Bett entfesseln. Du kommst jetzt in ein anderes Zimmer." Vorsichtig hält er meine Handgelenke fest und macht die Fesseln ab.

"Komm mit!"

Ich folge ihm durch mehrere Gänge. Überall sind Menschen, die mit sich selber reden, gegen die Wände schlagen, rumschreien oder andere Sachen machen. Fakt ist: Ich bin in einer Irrenanstalt mit Irren eingesperrt. Vereinzelt starren mich zwielichtige Gestalten an.

Nach einiger Zeit bleibt Herr Hansen vor einem Zimmer stehen und schließt die Tür auf.

Das Zimmer sieht hell und freundlich aus. Es stehen ein Bett und ein kleiner Tisch mit einem Stuhl im Zimmer.

Ich sitze jetzt schon ein paar Stunden an dem kleinen Tisch und starre die weiße Wand vor mir an. Meine Gedanken kommen und gehen aber es bleibt kein fester Gedanke bestehen.

Es klopft an der Tür und Herr Hansen kommt herein.

"Hier kommt das Mittagessen!" Fröhlich pfeift er vor sich hin.

Er stellt mir ein Teller Nudeln mit Soße vor die Nase und setzt sich auf den kleinen Stuhl. Ich gucke kurz auf den Teller, schiebe ihn beiseite und starre wieder gegen die Wand.

"Nee, nee! Die Nudeln sind nicht nur zum Angucken da. Iss ein bisschen!"

Ich schüttle meinen Kopf.

"Ich bleibe so lange hier sitzen bis du etwas gegessen hast!"

Ich zucke mit den Schultern.

Tatsächlich bleibt Herr Hansen die ganze Zeit bei mir im Zimmer, doch ich rühre den Teller nicht an. Ich denke nicht mal daran auch nur ein kleines bisschen vom Teller zu essen.

Mittlerweile sind gefühlte zwei Stunden vergangen.

Wieder klopft es an der Tür, diesmal ist es eine Schwester, die herein kommt.

"Besuch ist da! Kann ich den Mann hereinlassen?"

Herr Hansen nickt und Björn betritt das Zimmer.

"Hallo Kleine." Er lächelt mir leicht zu.

"Hallo."

"Wie geht es dir?" fragt er mich nach einer Weile.

"Geht so." antworte ich ihm knapp.

"Sie verweigert sich etwas zu Essen. Sie sitzt jetzt schon seit drei Stunden vor diesem Teller und hat ihn nicht angerührt. Nur einmal ganz kurz um ihn weg zu schieben aber ansonsten gar nicht."

"Ach man, kleine. Iss ein bisschen und wenn es nur ein Löffel ist."

Wieder schüttle ich mit dem Kopf.

Björn nimmt einen Löffel voll Nudeln und steckt sich den Löffel in den Mund.

"Mhh, die Nudeln sind echt lecker! Solltest du unbedingt mal probieren."

Ich seufze und fange an ein Bisschen zu essen. Ich esse und esse und kann gar nicht mehr aufhören. Innerhalb von fünf Minuten ist der Teller leer.

Mein neues Leben mit einem fremden Mann - #Wattbooks2017 #WPOlymphicsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt