4. Kapitel

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Ich stand in einer leeren Halle. Im Nichts. Um mich herum nur Schwärze. Ich konnte nicht einmal ausmachen, wie groß dieser Raum wirklich war, geschweige denn ob sich irgendwo eine Tür befand. Vorsichtig tastete ich an meinem Körper entlang, um vielleicht irgendwo eine Lichtquelle zu finden. Da! Ich zog eine kleine Taschenlampe hervor und schaltete sie mit einem leisen 'Klick' an. Nun konnte ich mich besser umsehen: In dieser Halle wurde etwas gelagert, augenscheinlich Instrumente. In der Mitte stand ein großer Flügel und daneben ein Spiegel. Neben dem Spiegel stand eine E-Gitarre. Ich schritt langsam auf das Tasteninstrument zu; Klaviere hatten mich schon immer fasziniert. Ich legte meine Hand auf die kühlen Tasten, doch gerade als ich anfangen wollte zu spielen, vernahm ich ein Flüstern aus dem Spiegel. Neugierig betrachtete ich ihn und stellte mich davor, sah jedoch wider Erwarten nicht mein Abbild darin, sondern meine alten Erinnerungen, und auch nur die von der positiven Sorte. Ich war gerade dabei, mich in ihnen zu verlieren, da spürte ich eine Hand auf der Schulter. Verwirrt und auch etwas verärgert blickte ich mich um- und sah direkt in Henrys Gesicht. Gerade wollte ich ihn fragen, was er hier tat, da lächelte er und seine Lippen näherten sich den meinen. Auf einmal erfasste mich der Drang, ihn küssen zu wollen, doch als er nur noch wenige Millimeter entfernt war, erhob er plötzlich seine Hand und schlug mir mit voller Wucht ins Gesicht. Benommen hielt ich mir die Wange und drehte mich wieder zum Spiegel, die Erinnerungen sollten meine Schmerzen überdecken, doch auch den Spiegel zerschlug er mit einem wilden Lachen. Verzweiflung überkam mich, wieso sollte Henry meine schönen Erinnerungen zerstören wollen!? Plötzlich packte er mein Handgelenk und alle negativen Erfahrungen prasselten wieder auf mich ein, all die Beschimpfungen und Schmähungen, all meine enttäuschten Hoffnungen...ich versuchte mich zu lösen, doch ich kam einfach nicht frei. Mit einem Mal tauchten noch mehr Jungs auf, die alle genau wie Henry aussahen, und hielten mich ebenfalls fest, der Gedankenstrom wurde immer heftiger und drängte mich zu Boden, meine Schreie und das Lachen der vielen Henrys vermischten sich und ich spürte wie ich fiel...


Schreiend wachte ich aus meinem Traum auf. Was zum Teufel war das für eine Vision gewesen!? Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich ohnehin aufstehen musste, also quälte ich mich aus dem Bett und zog mich an. Den ganzen Morgen über war ich ziemlich nachdenklich...konnte der Traum etwas zu bedeuten haben? Ich grübelte und grübelte, aber mir fiel einfach keine Erklärung ein. "Hey, Jasmin! Hallo, ich hab dich gerade was gefragt!" "Huh, was? Sorry Becci, ich war in Gedanken. Was ist los?" "Ich hab dich gefragt, ob du Lust hast, dich mal wieder mit mir zu treffen...wir können ja nach neuen Alben von Fall Out Boy oder so gucken gehen oder einfach so bummeln gehen.", erklärte sie mir genervt. "Wieso bist du eigentlich die ganze Zeit so abwesend? Das bist du schon den ganzen Morgen." "Ach, ich hatte einen komischen Traum, nichts weiter." Ich erzählte Becci die ganze Geschichte, doch anstatt nachdenklich zu sein, grinste sie nur. "Was? Ist doch beunruhigend oder nicht?", fragte ich sie. "Schon irgendwie, aber...kann es sein, dass du dich in ihn verliebst?" "Was!?! Wie kommst du denn darauf!?" "Du beobachtest ihn schon den ganzen Morgen",gluckste sie und brach in Kichern aus, als ich sie fragend anguckte. Hatte ich das wirklich getan? Zu allem Überfluss kam in dem Moment auch noch Henry an unseren Tisch. "Geht's ihr gut?", fragte er mich und deutete auf meine beste Freundin, die immernoch vor Lachen halb auf dem Tisch lag. Ich antwortete "Öhm...ich glaube nicht.", und sah ihn an. Er lächelte, was in mir plötzlich eine gewisse Wärme auslöste. Mühsam versuchte ich das zu verbergen; ich wollte das nicht spüren! Warum rief er überhaupt so etwas in mir hervor!? "Naja, jedenfalls...wollte ich dich fragen ob...", er stockte und biss sich auf die Lippe, was irgendwie wirklich gut aussah, "...ob du mir vielleicht deine Nummer gibst." Warte...was!?! Das konnte er nicht ernst meinen! Wieso sollte er von so einem hässlichen Entlein wie mir die Nummer haben wollen!? Außerdem kannte er mich doch gar nicht...Plötzlich machte sich mein Mund mal wieder selbstständig und ich sprudelte los:"Aber...du kennst mich doch gar nicht...und wieso solltest du von einer wie mir schon die Nummer haben wollen? Warum fragst du mich das? Frag doch lieber wen anders...ich glaube nicht, dass du mich mögen wirst, wenn du mich erst besser kennengelernt hast." Ach verdammt, ich hasste diese Eigenheit, in Gegenwart von Menschen, zu denen ich mich in irgendeiner Weise hingezogen fühlte, einfach drauflos zu reden! Er schaute mich jedoch nur freundlich an. "Hey, ich finde doch wirklich sehr sympathisch und habe das Gefühl, dass wir uns gut verstehen werden. Und mein Gefühl täuscht mich nie! Ich würde wirklich gerne deine Nummer haben. Ist das zu viel verlangt?" "N...nein...", stotterte ich. "Gut! Schreibst du mir sie auf?" "Okay..." Wie in Trance kritzelte ich meine Handynummer auf ein Stück Papier und gab es ihm. Für eine Millisekunde berührten sich unsere Fingerspitzen und ich spürte, wie Hitze in mein Gesicht schoss...oh Mann, ich reagierte echt extrem auf alles, was der Typ tat. Pfeifend setzte er sich wieder auf seinen Platz neben mich und Becci, die sich inzwischen wieder eingekriegt hatte, starrte mich an, als hätte ich soeben den Mount Everest ohne Sicherung bestiegen. "Was ist?", fragte ich sie. "Du hast ein vernünftiges Gespräch mit einem Jungen geführt! Und er hat dich nach deiner Nummer gefragt! Oh mein Gott, ich bin so stolz auf dich!!", meinte sie und fiel mir um den Hals. "Becci, du weißt wie sehr ich sowas in der Öffentlichkeit hasse...", murrte ich, doch sie ließ mich nicht los. Erst als ich anfing, mich zu winden und zu zappeln, lockerte sie ihren Griff etwas. "Tut mir leid, aber ich freue mich so für dich..." "Danke, aber trotzdem war das komisch...naja, egal...", erwiderte ich, als in dem Moment der Lehrer um die Ecke kam und der Unterricht begann.







Hey! Sorry, dass so lange nichts kam, aber ich hatte einfach weder Zeit noch Lust zu updaten. Dafür ist das hier jetzt ein etwas längeres Kapitel, als Entschädigung sozusagen. Joa, sonst gibt es nix mehr zu erzählen, also bis in den nächsten Anmerkungen! ;)
Sina ^^

You Build Me Up And Then You Destroy Me.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt