6. Plötzliche Abreise

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Jim bleibt noch zwei weitere Tage im Bett um sich auszuruhen während ich zur Arbeit gehe. Nachmittags komme ich wieder nach Hause und finde Jim am ersten Tag im Schlafzimmer, wo er sich in der Bettdecke vergraben hat, aber am zweiten Tag kommt er mir mit einem Lächeln aus der Küche entgegen.
"Na, wie war dein Tag?", fragt er mich und ich hänge meinen Mantel an die Garderobe.
"Ach, ganz gut. Geht's dir wieder besser?"
Er zuckt mit den Schultern und kommt auf mich zu.
"Ich fühle mich viel besser als noch vor zwei Tagen, vorallem da du wieder hier bist."
Mit einem Lachen nehme ich ihn in den Arm und gebe ihm danach einen Kuss.
"Freut mich dass ich dich wieder voll funktionsfähig bei mir habe", meine ich grinsend und er lacht. Er wirkt viel entspannter und fitter als noch vor zwei Tagen, außerdem hat er wieder Farbe im Gesicht und klagt nicht mehr über Kopfschmerzen. Die Wunde an seiner Augenbraue ist kaum noch zu sehen und auch sein Fieber ist weg.
"Hast du Hunger?", fragt er mich und ich nicke, dann gehen wir in die Küche. Während wir gemeinsam Essen machen, erzählen wir uns gegenseitig von unserem Tag, denn Seb war für kurze Zeit hier bei Jim.
"Also kannst du morgen wieder zur Arbeit gehen?", erkundige ich mich und Jim nickt.
"Sehr wahrscheinlich, aber Halsbonbons und Taschentücher sollte ich trotzdem mitnehmen."
Wie um seine Aussage zu unterstreichen muss er plötzlich niesen und putzt sich daraufhin die Nase.
Den restlichen Tag verbringen wir zusammen, und die restlichen zwei Tage lang geht Jim tatsächlich wieder zur Arbeit, allerdings arbeitet er nicht so lange wie sonst.
Obwohl er mir nichts sagt, merke ich dass ihn etwas beschäftigt. Er ist ein wenig schweigsamer, und manchmal erwische ich ihn dabei wie er mich nachdenklich und ernst anschaut, oder irgendwie einsam irgendwo steht und gleichzeitig traurig und ernst aussieht. Jedes Mal habe ich das Gefühl dass es wegen mir ist, aber ich habe keine Ahnung was ich getan haben könnte. Und wenn ich versuche ihn zu fragen lächelt er nur und weicht der Frage aus. Es fühlt sich fast so an wie damals, als er mir verheimlicht hat wer er wirklich ist. Hoffentlich tut dieses Geheimnis weniger weh.

~~~

Ich werde mitten in der Nacht durch irgendetwas wach und finde Jim nicht mehr in unserem Bett, sondern vor dem Kleiderschrank, wo er sich gerade ein Jackett anzieht. Es ist dunkel draußen und nur die Lampe auf Jims Nachttisch spendet ein wenig Licht.
"Jim?", murmele ich und schaue auf die Uhr. Mein Mann dreht sich zu mir um und ich setze mich verwirrt auf.
"Es ist zehn vor vier."
"Ich weiß Honey, aber ich muss auf eine Geschäftsreise", antwortet er und knöpft sich das Jackett zu, während ich überrascht aufhorche.
"Geschäftsreise? Wieso? Und wohin?"
Da runzelt er leicht die Stirn und richtet seine Krawatte.
"Habe ich dir nicht Bescheid gesagt?"
"Nein..."
"Oh, ich hätte schwören können dass du es wusstest, aber egal. Jetzt weißt du es."
Er schließt seinen kleinen Rollkoffer und ich reibe mir die Augen.
"Ich fahre nach Dover, eine wichtige Konferenz findet dort statt", erklärt Jim mir und ich seufze.
"Und wie lange wirst du weg sein?"
"Zwei Wochen."
"Zwei Wochen? Das ist nicht fair!"
Ich kann nicht verhindern dass meine Stimme einen jammernden Unterton bekommt und Jim lächelt kurz, dann setzt er sich zu mir aufs Bett.
"Das Leben ist nicht fair", meint er und gibt mir einen Kuss, da rücke ich näher zu ihm und schlinge beide Arme um seinen Oberkörper.
"Was soll ich denn ohne dich machen, zwei Wochen lang?"
"Du könntest... mit Katie telefonieren, oder... ins Kino gehen."
Es hört sich so an als wolle er noch etwas sagen, doch er schweigt. Ich schaue ihn traurig an und seufze, dann lasse ich ihn los.
"Pass auf dich auf Jim."
"Mach ich."
Er steht auf, zieht sich sein Jackett glatt und nimmt seinen Rollkoffer.
"Bis in zwei Wochen Honey."
"Bis dahin", murmele ich bedrückt, da ist Jim auch schon weg. Kurze Zeit später höre ich die Haustür, dann bin ich ganz alleine im Haus. Zwei Wochen. Das ist doch nicht sein Ernst?!
Müde schalte ich das Licht aus, lege mich wieder hin und drehe mich auf die Seite um nochmal zu schlafen, vielleicht ist es ja nur ein Traum.

Moriarty In Love - The GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt