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Nun sitze ich hier, denke wie immer über viel zu vieles nach. Was soll ich gleich sagen? Soll ich wieder über ihn reden oder vielleicht doch über jemand anderen? Geht es dem Typen nicht langsam auf die Nerven sich immer wieder das gleiche von mir anhören zu müssen?
„Ackerman! Beweg dein Arsch.", zischt einer der Wärter und ich gehe lustlos, mit kalter Miene voraus. Der größere Kerl marschiert mir stolz hinterher – weil es ja auch so eine Leistung ist jemandem eine Beleidigung an den Kopf zu werfen – und drückt mich in das Zimmer des Therapeuten. Wie immer ist es recht dunkel und wirklich erkennen kann ich nichts. Die einzelnen Staubmilben fliegen durch die Luft und werden nur durch den kleinen Lichtspalt, welcher vom Rollo des Fensters kommt, sichtbar.

Die Tür zum Nebenraum wird geöffnet und ein junger Mann, welcher ausgesprochen hübsch ist lächelt mich freundlich an. „Guten Tag. Ihrem Blick nach zu urteilen, wussten Sie noch nicht, dass Herr Müller für die nächsten Wochen krankgeschrieben ist, richtig?" Ich schüttle nur den Kopf, wer ist der Typ? „Ich bin seine Vertretung. Ich hoffe Sie kommen damit klar.", lächelt er und ich zucke nur mit den Schultern. Der grobe Wärter schubst mich, nachdem er ein weiteres Mal meine Handschellen überprüft hatte, zu dem jungen Mann und verschwindet dann. „Kommen Sie, setzen Sie sich."

Ich folge der Anweisung, niemand hier ist so freundlich. Es ist ungewohnt, dass ich gesiezt werde oder, dass ich überhaupt nett angesprochen werde. „Mein Name ist Eren Jaeger. Wie Sie mich nun nennen, bleibt Ihnen überlassen. Ich bräuchte Ihren Namen, damit ich die Akte einsehen kann." Ich nenne ihm leise meinen Namen, sehe, wie er zu dem kleinen Schrank geht und dort herum wühlt. „Darf ich erfahren, was Dr. Müller hat? Es wäre mir lieb, wenn er wieder hier wäre."

„Nein, das fällt leider in den Bereich meiner Schweigepflicht. Wieso wollen Sie ihn?"
Ich weiß nicht genau, vielleicht weil ich dann die ganze Geschichte nicht noch einmal erzählen muss. „Macht einiges leichter. Sowohl als für dich als auch für mich."

Er nickt nur und liest sich meine Akte durch. „Mit sowas hätte ich nicht gerechnet.", murmelt er leise zu sich selber. Ich mustere ihn, seine braunen Haare sitzen perfekt, seine makellose Haut lädt schon fast dazu ein berührt zu werden, seine großen grünen Augen fliegen praktisch über das Papier, seine grazilen Finger, was er damit wohl anstellen könn – es fängt schon wieder an!

Ich seufze frustriert auf, Eren richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf mich, schaut anders als vorher. Wahrscheinlich ist er gerade meine Verbrechen durchgegangen und hat begriffen, dass ich nicht irgendein Insasse bin. „Wieso sind Sie hier, Mr. Ackerman?"

„Das steht doch da." – „Ich würde es gerne mit Ihren Worten hören. Was haben Sie getan um hier zu landen?"

Ich seufze und schaue auf den Tisch. „Ich habe eine Frau getötet, meine Mutter. Ihre Leiche habe ich verbrannt und ihre Asche habe ich auf die Straße geschmissen. Wahrscheinlich sind einige Autos drüber gefahren, keine Ahnung. Ich habe einen Jungen, meinen besten Freund, vergewaltigt und anschließend erdrosselt. Vielleicht war es auch dabei, ich erinnere mich nicht mehr ganz. Anschließend habe ich ihn zerstückelt und seine Einzelteile an seine Familie gesendet." – „Und warum haben Sie das alles getan?"

Ich schaue ihn einfach nur grinsend an. „Reine Langeweile."
Ich sehe, wie er schluckt und sichtlich eine Ablenkung will. Er versteckt seine Nase schnell in meiner Akte und schluckt noch einmal hörbar. „Würden Sie das wieder tun?" Ich zucke mit den Schultern, weiß, dass er das sieht, denn er schielt über den Rand des Papieres und betrachtet mich.

„Bereuen Sie Ihre Taten?" – „Jede einzelne Sekunde in der ich hier verrotte." Überrascht schaut er mich an. „Sie verrotten hier?" – „Wenn ich sagen würde, dass es mir hier drin gut gehen würde, wäre das eine Lüge. Ich kriege keine frische Luft, es stinkt, es ist dreckig und Sex hatte ich das letzte Mal, einen Tag bevor ich her kam. Da das nun schon zwei Jahre her ist, bin ich gelegentlich etwas überfordert. Vom Essen könnte ich kotzen, weil die Köche uns ins Essen spucken. Meine Mitinsassen nerven mich, wenn sie mich die ganze Zeit vollquatschen. Ein Grund warum ich immer Mist baue. So komme ich in die Iso und kann endlich mal entspannen und mich einfach nur abschotten von der Welt hier drinnen."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 11, 2016 ⏰

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