everything happens for a reason

109 8 7
                                    

Für Nathalie

Strand. Australien. Eine frische Brise, welche mir durch die Haare wehte.

Ich zog meine Strickjacke ein wenig enger um mich herum und genoss den wunderschönen Ausblick aufs Meer.

Ganz in Gedanken versunken bemerkte ich nicht, wie ein kleines Mädchen auf mich zukam und mir sanft am Jackensaum zupfte, um auf sich Aufmerksam zu machen.

Ich blickte nach unten und schaute in zwei strahlend grün/blaue Augen, welche mich anstrahlten.

"Was ist das da an deinem Handgelenk?" fragte sie mich mit kindlicher Stimme.

Ich blickte auf mein Handgelenk und begutachtete die kleine Perle, welche ich mir vor Jahren hatte stechen lassen. Automatisch musste ich lächeln.

"Das da, kleines, ist ein Tattoo".

"Und warum ist das da?"

Ich schaute in ihr kleines niedliches Gesicht, ihre großen Augen schauten mich neugierig an und lange blonde Haare umspielten ihr Gesicht.

Ich erzählte nicht jedem die Geschichte der kleinen Perle, die meisten Menschen waren es nicht wert, dass ich ihnen meine Zeit opferte. Im Endeffekt interessierte es sie ja doch nicht.

Doch das kleine Mädchen war anders. Sie war etwas besonderes, das merkte ich sofort.

Ich nahm sie an der Hand, führte sie zu einer naheliegenden Bank und zog sie auf meinen Schoß.

"Weißt du, das ist eine kleine Perle, da an meinem Handgelenk und weißt du was Perlen sind?"

"Ja, man kann sie als Schmuck benutzen"

Ich lächelte sanft.

"Ja, da hast du recht, viele Leute tragen Perlen als Schmuck. Aber weißt du was Perlen noch sind? Sie sind echt."

Ich schaute das Mädchen an und wartete auf ihre Reaktion. Viele Kinder hätten jetzt das Interesse verloren, doch sie schien nur noch neugieriger als zu Beginn.

"Erzähl mir die Geschichte"

Also fing ich an zu erzählen.

"Weißt du, vor ein paar Jahren bin ich in einer kleinen Stadt in Deutschland zur Schule gegangen. Die Stadt hieß Bremen und ich war jung. Vielleicht so um die 16. Ich hatte viele Freunde.

Dachte ich jedenfalls zu der Zeit. Bekannte, Freunde, sehr gute Freunde und eine beste Freundin.

Sie alle waren mir wichtig und wir hatten oft Spaß zusammen. Meine beste Freundin und ich waren in so einer Mädchengruppe. Es schien perfekt zu sein, keiner redete schlecht über den anderen, wir feierten wilde Partys, fuhren zusammen in den Urlaub, trafen uns mit Jungs, gingen schwimmen und machten alles das, was Teenager halt so machten. Ich machte mir viele Gedanken darum, gut bei Leuten anzukommen, die eigentlich völlig unwichtig waren. Ich traf mich mit Jungs, die mich nicht die Bohne interessierten und stocklangweilig waren. Auf Partys versuchte ich Spaß zu haben, redete mit Leuten, die mir eigentlich egal waren und tat so, als wäre alles verdammt lustig. Es war alles ein blödes Spiel. Ich tat so, als würde ich mich für Sie interessieren und sie machten es ebenso. Doch im Endeffekt, interessierte sich jeder nur für sich selbst. Ich verbrachte eben viel Zeit damit, das zu tun, was ich dachte, was normal ist.

Schule. Schule war in den letzten Jahren nie wirklich mein Ding gewesen. Jeden Tag neue Gerüchte, der ständige Drang, beliebt zu sein, beliebt zu bleiben, gut bei den Jungs anzukommen, die tollsten Klamotten zu haben. Jeder meinte, den anderen zu kennen- doch in Wirklichkeit? Kannte überhaupt irgendjemand den anderen so richtig? Wusste irgendeiner wer ich wirklich war? Es war doch alles viel zu oberflächlich. Es waren die cool, die die neusten Sachen hatten, das beste Handy. Die, die sich dem Gesamtbild anpassten. Ich frage mich, ob die anderen glücklich waren. Ich war es nicht.

everything happens for a reasonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt