17 - Lieber würd' ich Engel töten...

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Stirnrunzelnd starrte ich auf das Blatt vor mir, aber die Schrift verschwamm immer wieder. Die Buchstaben schienen sich in die länge zu ziehen, oder ihre Positionen zu verändern, nur um mich zu ärgern. Seufzend legte ich das Blatt wieder weg und rieb mir die Schläfen. Mein Kopf war viel zu voll, als das ich mich konzentrieren könnte. Immernoch schwirrten mir die Ereignisse der vergangen Stunden durch den Kopf, besonders ihr Ausgang. Wann war das nur passiert? Das, zwischen mir und Namrael? Ich hatte nie auch nur den Ansatz einer Deutung gemacht und eigentlich hatte ich auch nichts seinerseits gemerkt. Aber vielleicht hatte ich es nur nie mitbekommen. Schließlich war ich in Sachen Liebe nicht unbedingt sehr bewandert. Mag ich ihn denn auch? Tauchte die Frage in meinem Kopf auf. Klar, er war mein bester Freund und ich mochte ihn sehr, aber Liebe? Ich schloss meine Augen. Wirklich klar, was ich dachte, war ich mir nicht. In meinem Kopf herrschte ein einzigstes Chaos, meine ganzen Gedanken schwirrten wirr umher. Was, wenn ich in irgendeiner Weise Andeutungen gemacht hatte? Oder Namrael mich wirklich liebte und ich dies nun nicht erwiederte?

Gefühle hin oder her, es hatte jedenfalls etwas grundlegendes in unserer Freundschaft geändert. Ich sprang auf und lief hin und her, wie ein Tiger im Käfig. Dabei fielen mir einige meiner dunkelroten Haare ins Gesicht, die ich schnell hinter mein Ohr strich. Zukki, welcher sofort zu mir gerannt kam, als ich wieder den Palast betrat, sprang ebenfalls auf und bellte etwas. "Verdammt, ich bin die Tochter des Teufels! Ich sollte Engel töten und mir nicht Gedaken darüber machen, ob sich ein gefallener Engel nun in mich verliebt hat oder nicht!" fluchte ich und raufte mir meine Haare. "Da habt ihr nicht ganz unrecht." lachte plötzlich jemand neben mir. Erschrocken drehte ich mich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Jensit lehnte grinsend an der Tür und betrachtete mich mit belustigten Augen. Ich kniff meine Augen zusammen und sah ihn strafend an. "Wie oft habe ich dir schon gesagt du sollst mir nicht lauschen?" keifte ich und verschränkte meine Arme. Mein Berater grinste nur weiter. "Natürlich, in Zukunft werde ich euch bei euren Selbstgesprächen allein lassen." antwortete er dann und ging entspannt zu dem Tisch meines Arbeitszimmers. Ich knurrte und folgte mit meinem Blick seinen Bewegungen. "Darf ich fragen, wer euch in solch eine Situation bringt?" fragte der Dämon und richtete seine Augen wieder auf mich. "Darfst du nicht!" fauchte ich und sah ihn wütend an. Er grinste und tippte sich ans Kinn. "Ist der Engel der Seelen? Wie hieß er noch gleich?"

Ich knurrte erneut, was er als Bestätigung nahm. "Also stimmen die Gerüchte, interessant!" überlegte er und musterte die Papiere auf dem Tisch. "Pass auf, was du sagst!" fauchte ich bedrohlich. Jensit drehte sich erschrocken herum und hob abwehrend seine Hände. "Entschuldigung!" bekam ich als Antwort. Ich warf einen Blick auf die Papierstapel und seufzte laut. "Ich mach den Rest morgen, für heute hatte ich schon genug Aufregung." beschloss ich dann und wandte mich zum Gehen. "Ach ja, Cherubyn?" hörte ich noch die Stimme meines Beraters. "Hm?" machte ich lediglich und drehte mich wieder herum. "Wie hast du Leviathan dazu bekommen dir zu helfen?" fragte er plötzlich und war dabei wieder ins 'du' gerutscht. Ich sah ihn kurz überrascht an und zuckte dann mit meinen Schultern. "Ich schulde ihm jetzt etwas." gab ich einfach die Antwort. Jensit riss kurz seine Augen auf, ehe er sich wieder unter Kontrolle hatte und mir einen gelassenen Blick zuwarf. "Achso." antwortete er nur und widmete sich wieder den Blättern auf meinem Arbeitstisch. Ich sah ihn kurz verwirrt an, bevor ich die Tür schloss und den breiten Gang betrat. Zukki folgte mir springend.

Nach ungefähr 10 Minuten befand ich mich in meinem Zimmer und und warf mich auf mein Bett. Mein Gesicht vergrub ich in einem Kissen. Zukki legte sich neben mich und legte seine Schnauze auf meinen Rücken. Ich lächelte in mich hinein und freute mich über seine Gesellschaft. Aber natürlich wurde mir die Ruhe mal wieder nicht gegönnt. Ich hörte, wie sich die Tür öffnete und kurz darauf das Gewicht einer Person neben mir. Jemand legte mir eine Hand auf den Rücken und strich durch meine Haare. "Ich hab von dem Feuer gehört und das Leviathan es gelöscht hat, stimmt das?" fragte mich Arya liebevoll. Ich setzte mich auf sah meine Freundin zerknischt an. Diese musste bei meinem Anblick grinsen und strich mir ein paar widerspenstige Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Etwa nicht?" fragte sie bei meinem Gesicht sofort. Ich seufzte und hing meine Beine über die Bettkante. Zukki's Kopf legte ich auf meinen Schoß und kraulte die Ohren seines mittleren Kopfes. "Doch, es stimmt. Aber es ist nicht ganz alles." Den Schluss nuschelte ich mehr, Arya hörte es trotzdem. Ihre lilanen Augen blitzten belustigt auf. "Ach ja, es soll angeblich einen riesigen Schattentornado am Rand der Stadt gegeben haben, der das Feuer gelöscht hat, welches schon an den Gebäuden war." sagte sie dann mit einem Zwinkern in meine Richtung. Sofort versteifte ich mich, was mich natürlich verriet. War ja klar, dass das nicht unbemerkt bleibt. Meckerte mich meine innere Stimme an. "Keine Sorge, ich sag es auch nicht deinem Vater." lachte meine Hofdame und grinste mich an.

Mein Name ist MorgensternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt