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Entsetzt starrt Sherlock mit ausdruckslosem Blick auf die Wand vor sich. Diese Entscheidung ist unmöglich zu treffen. Doch genau so hatte er es von Anfang an geplant. Und das Traurige daran, was Sherlock so wütend auf sich macht, ist, dass er es hätte kommen sehen müssen. Denn nun ist der entscheidende Moment gekommen. Er muss wählen, zwischen Mycroft und John. Den Beiden Menschen, die ihm am Meisten auf dieser Erde bedeuten.John oder Mycroft, Mycroft oder John. Diese drei Wörter schwirren in seinem Kopf umher und hämmern und pochen gegen die Schädelwand. Einen von Beiden muss er töten, und zwar jetzt. Falls nicht würde er selbst sterben und er weiß, dass er dies den Beiden nicht antun kann. Innerlich kennt er die Entscheidung, doch er will sie auf keinen Fall wahr haben. Allmählich verdüstert sich sein Blick und er beginnt einen inneren Kampf mit sich selbst, einen Kampf zwischen Herz und Verstand.
Noch nie zuvor viel ihm eine Entscheidung so schwer. Noch nie zu vor fühlte er etwas so derartig intensives für eine andere Person als John. Jawn. Der absolut schönste Name auf diesem Planeten. Sein kleiner, liebevoller Soldat, der ihm nun schon oft sein Leben rettete. Wie ein Film spult er alle gemeinsamen Momente mit John nochmal in seinem Kopf ab. Es gab so viele Momente, in denen er es ihm hat sagen wollen. Doch nie erschien es ihm passend genug oder er verlor den Mut, es ihm zu sagen, dass er ihn liebt.

Mycroft. Sein Bruder, die britische Regierung in Person. Er entscheidet über das Schicksal vieler Personen und rettete Sherlock ebenfalls mehr als einmal das Leben. Das Leben. Verächtlich schnauft Sherlock aus. Genau dies hatte er jetzt in der Hand. Von den Beiden ihm wichtigsten Menschen auf der Welt.
Er hadert weiter. Mycroft entscheidet über das Wohl Englands, konnte bisher alles wieder geradebiegen. Bis auf das hier. Schießt es ihm durch den Kopf. Auch, wenn man oft das Gegenteil behaupten könnte, aber Mycroft sorgt sich um seinen kleinen Bruder. Immer. Zu jeder Zeit.

Gelassen steht er links hinter Sherlock, sich seinem Tod sicher. Er würde es nicht übers Herz bringen, John Watson zu erschießen. Zu töten. Er hat damit gerechnet, dass etwas passieren wird. Jedoch konnte Mycroft sich nicht vorstellen, dass er  soweit gehen würde. Doch er ist bereit zu sterben, für seinen Bruder. Er würde so vieles für seinen kleinen Bruder tun.

Entsetzt und mit weit aufgerissenen Augen starrt er den Consulting Detective an. Langsam beginnt er zu realisieren. Sherlock soll wählen. Muss wählen. Zwischen ihm und Mycroft. John wird klar, dass der Detektiv ihn töten wird. Sherlock ist ein mit dem Verstand handelner Mensch. Niemals würde er quasi die britische Regierung selbst töten. England stünde im Chaos. So viele Menschen, die er vor dem Tod bewahrt, darunter Sherlock. Seinen Sherlawk. Es fiel ihm schwer, sich einzugestehen, bisexuell zu sein, doch er ist es. Er liebt Sherlock. Seine kühlen Augen, die anfangen zu leuchten, sobald sie einen neuen Fall haben. Seine Locken, die widerspenstig in alle Richtungen stehen und dabei so sexy aussehen. Sein kindisches Verhalten, wenn er mal wieder gelangweilt ist und seine Eingeschnapptheit, wenn John in einer Sache Recht hatte. Er liebt alles an ihm. Doch er hat es Sherlock nie gesagt. Wie gut seine Haare riechen, wenn er morgens aus der Dusche kommt, wie unglaublich toll seine Augen sind. Das er ihn liebt. Immer hatte John Angst, dass sein Liebesgeständnis von Sherlock als chemischer Defekt abgetan wird und dieser ihn Auslacht. Doch nun, da er sterben würde, will er es Sherlock so leicht wie möglich machen.

Mit sich ringend sieht Sherlock ein, dass das einzig Vernünftige wäre, Mycroft am Leben zu lassen. Er kann nicht die britische Regierung töten. Das steht nicht in seiner Macht. Mit einer Wut auf sich selbst, immer auf seinen Verstand zu hören, versteinert sich seine sowieso schon bittere Miene und es kullert eine verzweifelte Träne seine Wange herunter. Seine Hand bahnt sich einen Weg in seine hintere Hosentasche, in der sich der Revolver befindet. Dann nimmt er all seinen Mut zusammen, will diese Worte so aufrichtig und entschuldigend wie nur irgend möglich formulieren. Sherlock holt tief Luft, sieht ausdruckslos und doch sanft ins Nichts und bringt ein weiches "Ich liebe dich." hervor. Dann schaut er schmerzerfüllt auf. John erhebt seinen Blick und sieht ihn mit offenem Mund an, unfähig etwas zu erwidern. In dieser Sekunde beschließt John, Sherlock bei dieser Entscheidung unter die Arme zu greifen, da er alleine dazu nicht in der Lage sein wird.

Unfähig, etwas zu tun oder zu sagen, steht Mycroft da und bobachtet die Szene, die sich neben ihm abspielt.

Eine zweite Träne bahnt sich seinen Weg Sherlocks Wange entlang, über die Wangenknochen und auf den Boden fallend. Tiefe Trauer liegt in Sherlocks Blick, als dieser sich zu John umdreht. Ihre Blicke treffen sich. Sherlock geht einen Schritt auf John zu, dann weigert sich sein Körper mit aller Kraft dagegen, John näher zu kommen. Hilflos sieht er John an. Dieser bekommt nur ein müdes Lächeln zu stande, welches ihm flüchtig über's Gesicht huscht. Dann geht er einen Schritt auf Sherlock zu, dann noch einen und noch einen, bis er schließlich direkt vor Sherlock stehen bleibt und zu ihm hochschaut. "Ich liebe dich, John." Flüstert Sherlock abermals kaum hörbar und verzweifelt, einen Kampf gegen seine Tränen austragend. "Ich weiß." Antwortet John ebenso leise und sieht Sherlock in die Augen. "Und ich liebe dich, Sherlock William Scott Holmes" Dann bricht seine Stimme weg. Es ist das erste Mal, dass John ihn mit seinem vollständigen Namen anspricht, doch irgendwie hilft es ihm. Er zieht Sherlock zu sich herunter und küsst ihn leidenschaftlich, krallt seine Finger in Sherlocks Haare und versucht all seinen Gefühlen in diesem Kuss Ausdruck zu verleihen. Schmerz, Erleichterung, Liebe, Dankbarkeit... Sherlock erwidert den Kuss und legt ebenso all' seine Gefühle hinein. Er zieht John mit der linken Hand fest an sich, will ihn nie wieder los lassen. Plötzlich schiebt sich Johns Hand in Richtung des Revolvers, legt sich auf Sherlocks und holt ihn heraus. Seine Hand führend hält John sich den Revolver gegen die Brust, umklammert dabei stets Sherlocks Hand. Dessen Gehirn rattert und rattert, weiß was John vor hat, will es aber nicht zulassen. Er will John nicht sterben lassen. Er tat alles in seiner Macht stehende, um dies zu verhindern, und doch kommt es letzten Endes so weit. Er verliert den Kampf gegen die Tränen und fängt bitterlich an zu weinen. John vertieft den Kuss weiter, versucht, Sherlock zu trösten. Dann legt sich seine Hand fester um die vom Sherlock, langsam drückt er zu. Kurz bevor der Schuss ausgelöst wird, beendet Sherlock den Kuss, legt seine Stirn gegen Johns, während seine Tränen ungehindert auf den Boden fallen und er ein paar Mal aufschluchzt. Sherlock sieht ihn an und haucht "Jawn.". Dann wird der Schuss ausgelöst, John tut es Sherlock nach und flüstert seinen Namen. Dann ertönt ein Knall, Johns Hand erschlafft und er fällt zu Boden. Sherlock stolpert nach hinten, realisiert das Geschehene, beginnt, am ganzen Körper zu zittern und schlägt sich, die Tötungsmaschine immer noch in der Hand haltend, die Hände vor dem Kopf zusammen, ehe er zusammenbricht und jämmerlich heult. So liegt er auf dem Boden, die Tränen in Strömen die Wange runter kullernd und scheint sein Herz zu hören, welches kreischend in tausend Stücke zersplittert. Plötzlich erwacht Mycroft aus seiner Starre, die Zeit über unfähig, etwas zu sagen oder zu handeln. Schnell geht er zu Sherlock und kniet sich vor ihn. Sich beinahe so elend wie Sherlock fühlend, nimmt er diesen in dem Arm und wiegt ihn hin und her, wie ein kleines Kind. Wie seinen kleinen Bruder, der gerade seine Liebe verloren hat. Der zum ersten Mal Gefühle zuließ, die zu stark sind, als das er dagegen hätte ankommen können. Und die er nun erst Recht für immer verschlossen halten wird, in einem riesigen Saal in seinem Gedächtnispalast, welcher nur für John geschaffen wurde und in dem seine Liebe zu John niemals enden wird.

Soo, dass war Oneshot Nummer 1 :)
Habt ihr die Taschentücher rausholen müssen, oder ging es mit den Feels einigermaßen? :D Ich weiß, ich bin fies, gerade das als ersten Oneshot und somit als Einstieg zu nehmen, aber ich wollte dieses Szenario, welches in meinem Kopf herumspukt seit dem ich den Trailer zum ersten Mal sah, unbedingt aufschreiben und... naja. Das war dann halt auch Gleich das Erste was ich aufschrieb xD Ich hoffe, ihr hattet einen schönen Tag und genießt ihn weiterhin :)

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 28, 2016 ⏰

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