Prolog

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Ich fragte jeden. Jeden einzelnen auf dieser dämlichen Party. Ich habe schon genug getrunken, ich wollte nach Hause. Das einzige, was mich daran hindert: mein Freund Marc. Normalerweise weicht er mir nicht von der Seite, wenn wir auf Partys sind, aber heute ist er einfach gegangen. Ich dachte, er musste auf die Toilette. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus, wie eine Verrückte durch die ganzen Räume zu laufen und die Leute zu fragen. Ich beschloss noch oben zu gucken. Er kifft oft mit seinen Freunden oben in einem der zig Schlafzimmer dieses großen Hauses. Während ich die Treppe hoch rannte, verschüttete ich ein wenig von meinem Bier aus dem roten Plastikbecher. Ich fing an die Türen aufzumachen und nachzusehen, ob Marc in einem dieser Räume ist. Doch meistens fand ich nur schlafende Jungen und Mädchen, die wahrscheinlich auf dem Weg ins Bett betrunken eingeschlafen sind, denn sie waren nur noch halb angezogen. Ich wollte gerade die letzte Tür des Ganges aufmachen, als ich ein weibliches Stöhnen hörte. Igitt, dachte ich, wie kann man nur auf einer Party Sex haben? Das ganze Haus ist voll, was ist wenn jemand reinkommen würde?

"Oh Gott, Baby, du hast so einen geilen Arsch", stöhnt eine männliche Stimme. Es dringt direkt in mein Ohr und ich bleibe abrupt stehen. Diese Stimme kenne ich. Mit großen Schritten gehe ich auf die Tür zu und reiße sie ohne nachzudenken auf. Zwei Köpfe ragen aus dem Bett und als sie erkennen weiten sich ihre Augen. Ich sehe, wie sich ihre Lippen bewegen, doch ich höre nicht, was sie sagen. Mir wird schlecht und mein Plastikbecher liegt schon längst auf dem Boden. Die Welt beginnt sich zu drehen und ich habe das Gefühl, ich falle gleich in Ohnmacht. Trotz meiner Bemühungen gelingt es mir nicht normal zu atmen. Ich habe meinen Kopf und schaue ein letztes Mal rüber zum Bett. "Fickt euch", waren meine letzten Worte, bevor ich aus dem Zimmer renne. Ich will hier weg. Im Hintergrund höre ich, wie mein Name gerufen wird, doch ich renne einfach weiter, raus aus dem Haus und einfach Richtung nach Hause. Ich renne, als würde mich jemand jagen, doch ich schaue gar nicht erst nach hinten, sondern laufe weiter. Meine Lunge brennt und ich bekomme Seitenstiche, doch das hält mich nicht auf. Die Schmerzen werden von meiner Wut übertrumpft. Doch als ich unsere Einfahrt sehe, fange ich an langsamer zu laufen, bis ich nicht schließlich vor der Haustür stehe.

Will ich da rein? Ich bin wäre sowieso alleine, meine Eltern sind auf Geschäftsreise, also beschließe ich mich für einige Minuten auf die Treppen zu setzen und runterkommen. Nochmal zum Zusammenfassen: Ich habe gerade meinen Freund - Nein, meinen Ex-Freund - und meine "beste" Freundin erwischt, wie sie sich die Seele aus dem Leib gefickt haben. Ich will dieses Bild aus meinem Kopf verdrängen, doch ich kann nicht. Tränen laufen mir die Wangen runter, doch ich bewege mich keinen Millimeter. Ich sitze da wie versteinert und fühle mich so unfassbar leer. Warum tun sie das? Ich habe alles für die beiden getan. Sie waren für mich die wertvollsten Menschen, doch nun sind sie in meinen Augen nichts weiter als Dreck. Mit Angelina bin ich durch dick und dünn gegangen, wir waren immer für einander da. Wir kennen uns seit der Grundschule und ich habe sie mit Stolz Schwester genannt. Und Marc? Letzte Woche sprachen wir erst von unserer gemeinsame Zukunft und wie schön wir uns all das vorstellen. Ich dachte er wäre es. Der Mann fürs Leben.

Wie lange geht das schon? Haben die das geplant? Lieben sie sich?

So viele Fragen im Kopf und ich konnte mir nicht eine beantworten. Als mir kalt wurde ging ich ins Haus, zog mir einen dicken Pulli und Hausschuhe an und ging auf meinen Balkon. Ich holte eine Schachtel Zigaretten und ein Aschenbecher aus dem kleinen Schrank und zündete mir meine Zigarette an. Ich schaute einfach in die Nacht hinein und blies den Rauch in die Luft. 

Menschen verletzen dich nur. Sie verraten und betrügen dich. Sie warten bis du am Boden liegst und treten dann nochmal zu. Ich will so etwas nie wieder. Ich will nie wieder eine Beziehung oder eine Freundschaft. Angelina und Marc waren die einzigen Menschen, die ich hatte und nun sind sie weg. Ich brauche sie nicht. Ich brauche niemanden.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 14, 2016 ⏰

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