Ich liege in Axls Bett und kann nicht einschlafen. Draußen stürmt es, Blitze erhellen die Nacht, lautes Donnergrollen folgt.
Wir hatten heute mal wieder neues Essen bestellt und scheinbar hatten die Jungs Schwierigkeiten, ihr Management wieder aus der Hütte zu kriegen, weshalb ich mindestens eine halbe Stunde schweigend im Bad saß und gehofft habe, dass niemand aufs Klo muss. Axl hatte dann geklopft, als das Management wieder weg war und ich habe ihm geholfen, die Einkäufe einzuräumen.
Ich frage mich wie die Jungs bei dem Krach schlafen können, als es erneut donnert. Ich höre Stevens Schnarchen und drehe mich um. Ich bin schon seit über zwei Wochen hier, stelle ich fest.
Die Überlegung, ob ich nicht eigentlich schon längst hätte gehen sollen, nagt an mir, denn ich habe das Gefühl, dass ich mich noch immer vor meinen Problemen hier verstecke. Gleichzeitig weigert sich etwas in mir, zu gehen. Die Fünf schaffen es, mich immer zum Lachen zu bringen und bedrängen mich nicht. Nicht selten sagen sie, dass es hier, seit ich da bin, viel mehr Spaß macht.
Auch, dass meine Freunde schon seit über zwei Wochen nichts mehr von mir gehört haben, weil ich mein Handy vermutlich im Wald verloren habe, frustriert mich und ich fühle mich schlecht. Langsam wird mir klar, dass ich mich bei ihnen melden sollte. Die Gewissensbisse machen diese Idee jedoch nicht besser. Und leider kenne ich meine Freunde so gut, dass ich genau weiß, wie sie reagieren würden, wenn ich ihnen erzähle, was passiert ist. Und wenn ich es ihnen verschweige, werden sie dies ebenfalls merken.
Genervt schiebe ich die Gedanken von mir weg, da sie mich nur deprimieren und wachhalten.
Wieder drehe ich mich um, als plötzlich eine Gestalt vor mir steht.
"Bist du wach?", höre ich Axl leise fragen und ich nicke, füge aber noch schnell ein geflüstertes "Ja" hinzu, da ich nicht weiß, ob er das Nicken überhaupt gesehen hat. Ich richte mich auf und Axl setzt sich auf den Rand seines Bettes.
"Kannst du nicht schlafen?", fragt er und blickt mich an.
"Nicht wirklich", murmele ich, "Du auch nicht?"
"Auf der Couch ist es kalt", meint er. "Willst du dein Bett wieder?", frage ich, "Ich kann auch auf die Couch." "Nein, schon gut."
Wir schweigen und draußen zucken Blitze. Da rutsche ich etwas und Axl beobachtet mich.
Nach einem kurzen Zögern legt er sich neben mich und nimmt sich auch etwas Decke.
Ich spüre, wie mein Herz etwas schneller schlägt und bin fast schon froh, dass der Regen, der gegen sie Hütte prasselt, so laut ist.
"Gefällt es dir bei uns?", fragt er mich unvermittelt. Ich blicke schnell zu ihm, doch er schaut aus dem Fenster.
"Ja, sehr", antworte ich und lächle dabei.
"Das freut mich", antwortet er, "Weiß eigentlich jemand, dass du hier bist?" Diese Frage bringt mich komplett aus dem Konzept. Ich hatte erwartet, dass er mich fragt, wie ich hier her gekommen bin und was davor passiert ist.
"Nein", antworte ich ganz leise und er scheint zu merken, dass die Frage nicht die beste war, die er hätte stellen können. Ich spüre seinen besorgten Blick.
"Entschuldige", meint er ruhig, "Ist alles in Ordnung?"
"Ich habe darüber nachgedacht, dass ich eigentlich meinen Freunden sagen sollte, was passiert ist und wo ich bin", erzähle ich ihm leise, da ich irgendwie hoffe, dass er vielleicht eine Lösung hat.
"Und?"
"Ich... ich weiß nicht, wie sie reagieren werden, beziehungsweise nein", verbessere ich mich, "Ich weiß genau, wie sie reagieren werden."
"Und das willst du nicht?"
"Keine Ahnung."
"Hm. Naja, ich kann dir nicht sagen, was du machen sollst, ich kenne deine Freunde nicht. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es besser wäre, zumindest einer Person zu sagen, was los ist und wo du bist. Das wird sie sicher beruhigen und dich ebenfalls."
Ich denke über seine Worte nach.
"Du könntest nur deine beste Freundin anrufen, das würde doch genügen oder?", schlägt er vor.
Ich kann nicht anders als etwas zu lachen. "Wenn ich meine beste Freundin anrufe, dann steht sie bald hier vor der Tür."
"Hm, wenn das so ist, dann wird es recht eng hier", stellt Axl fest. Verwirrt blicke ich Axl an. "Es würde euch also nichts ausmachen, wenn plötzlich eine Freundin von mir hier vor der Tür steht?"
Axl lacht leise. "Uns ist das vollkommen egal, mach dir da keinen Kopf."
"Okay..."
Der Gedanke, hier quasi nicht mehr nur alleine mit den Jungs zu sein, ist seltsam für mich. Ich bin unsicher, ob es eine gute Idee wäre. Doch ich spüre auch, dass ich meine beste Freundin schon etwas vermisse. In meinem Magen breitet sich ein komisches Gefühl aus, weshalb ich versuche, nicht weiter darüber nachzudenken.
Neben mir gähnt Axl und ich muss ebenfalls gähnen.
"Gute Nacht", murmelt Axl einfach, legt sich hin und zieht sich die Decke über die Schulter.
Kurz blicke ich ihn an und überlege, zur Couch zu gehen, schließlich ist es sein Bett.
"Bleib hier", meint er jedoch zu mir, "Sonst wird es wieder kalt."
Ich zögere, doch als ich erneut gähnen muss, lege ich mich ebenfalls hin und schließe die Augen. Draußen lässt das Gewitter etwas nach und ich kann endlich einschlafen.So kommt es immer häufiger vor, dass sich Axl nachts zu mir legt, immer mit der Aussage, auf der Coch wäre es zu kalt. Manchmal legt er sich einfach so dazu, vermutlich weil er denkt, dass ich schon schlafe.
Schnell habe ich mich daran gewöhnt und genieße seine Nähe. Von den anderen kommen glücklicherweise keine Kommentare, zumindest nicht, wenn ich in Hörweite bin.
Ebenfalls denke ich ständig über die Möglickeit nach, ob ich meine beste Freundin tatsächlich anrufen soll oder nicht. Das Bedürfnis, zumindest einer Person zu sagen, wo ich bin, wird immer größer und auch die Vorstellung, dass sie ebenfalls hier in der Hütte sein könnte, gefällt mir immer mehr.
Jedoch würde das auch heißen, dass sie sehr wahrscheinlich wissen wollen würde, was genau passiert ist und ich weiß genau, dass ich noch nicht bereit war, darüber zu sprechen. Vielleicht würde sie auch gar nicht herkommen wollen oder mir nicht glauben.
Als ich wieder beim Mittagessen darüber nachgrüble, seufze ich laut auf. Es hat doch alles keinen Sinn, stelle ich fest und merke dann, wie alle mich anschauen. Entschlossen schaue ich sie an.
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Die Hütte im Wald [In Überarbeitung]
FanfictionAls Sarah ihre Freundin Jenni in Köln besucht, hätte sie nicht gedacht, wie alles endet. Nach der Halloweenparty geht alles ganz schnell und nach der Flucht vor IHM, landet sie in einer Hütte mitten im Wald. Doch dass von da an ihr normales Leben ei...