Missmutig gehe ich runter und rieche schon im Flur, dass jemand wohl gerade Mittagessen kocht. Es sind Henning und Ben, während Veronika, wie ich höre, mit Liv spazieren gegangen ist.
„Sind Jonas und Laura immer noch oben?" frage ich verwundert und Henning nickt.
„Vielleicht haben sie sich wieder vertragen und feiern jetzt Versöhnung..." blinzelt Ben und wieder sticht es in mir.
„Ha, ha." brumme ich und schnappe mir Geschirr, um den Tisch zu decken.
Ben folgt mir in den riesigen Speisesaal, der einmal für an die zwei Dutzend Landarbeiter gedacht gewesen war.
„Was ist?" fragt er. „Warum bist du so verärgert?"
Ich berichte vom Telefonat mit Luis. Ich schließe verzweifelt:
„Wenn ich keinen Job mehr habe, kann ich die horrenden Kosten, die wir für die Renovierung brauchen, nicht decken. Und ich will nicht alles Jonas und dir überlassen."
„Ich kann meinen Job auch nicht mehr machen. Aber vielleicht finde ich in der Nähe einen Country- Club, der einen Tontechniker gebrauchen kann. Und du findest sicher auch was."
Ich nicke.
„Hast recht. Noch nicht gleich verzweifeln, hm?"
„Yup. Wie sieht's aus, brauchst du ne kleine Knuddeleinheit? Vielleicht geht's dir dann besser..." grinst er süß.
Ich seufze. Wenn jemand reinkommt...egal. Wir dürfen ja wohl knuddeln! Ich kuschele mich an seine Brust und er küsst zärtlich meinen Hinterkopf. Hm, riecht Ben gut! Plötzlich wandern seine Hände über meinen Rücken und landen auf meinem Hintern.
„Knuddeln, hast du gesagt. Also Pfoten weg." brumme ich in seine Brust.
Er kichert und dann hören wir Schritte auf dem Flur. Schnell mache ich mich los. Jonas kommt rein, sieht uns und verzieht das Gesicht, sodass er noch miesepetriger guckt als vorher schon.
„Hab ich euch bei was gestört?" knurrt er.
„Nein. Ben mich nur getröstet, wie du gestern." entgegne ich.
„Und warum guckt ihr so, als hättet ihr gerade was Verbotenes gemacht?" giftet er.
„Das geht dich n Scheiß an, Bro!" zischt Ben.
Jonas baut sich auf und Ben ebenfalls. Na, es sieht nicht so aus, als sei Jonas gerade von Laura gechillt worden...ganz im Gegenteil! Ich schiebe mich schnell zwischen die Streithähne.
„Leute, kommt mal wieder runter! Jonas, ich kann mir denken, dass du schlechte Laune hast, aber lass es nicht an uns aus. Und Ben, wir sind eine Familie, da geht's ihn schon was an."
Jonas nickt. Ben brummt und geht wieder in die Küche. Ich schaue zu Jonas.
„Also, was ist mit dir und deiner Frau los?"
Er brummelt und will gehen. Ich greife nach seinem Arm.
„Hey, hast du mir nicht zugehört? Wir teilen uns jetzt diese Hütte und sollten offen zueinander sein!"
„Dann fang du an. Was läuft da zwischen Ben und dir?" fragt er ernst.
„Nichts. Was denkst du denn von mir?" entgegne ich empört und schüttele den Kopf.
„Ihr macht doch ständig unterm Tisch herum! Das kriegt sogar Günther mit!" brummt Jonas.
„Das ist doch nur Herumgealbere! Und auch, wenn Ben nicht mein Cousin wäre und ich seinen Babyhintern gepudert hätte, wäre er trotzdem noch viel zu jung für mich!"
Wir funkeln uns an und Jonas hält die Arme verschränkt. Er murmelt:
„Das sieht Ben aber nicht so!"
„Mag sein. Ich sehe es so." brumme ich.
„Bin ich auch zu jung für dich?" fragt der große Kerl dann ernst.
Ich starre ihn an.
„Kinder, Essen ist fertig! Hey, habt ihr euch schon wieder in der Wolle? Jonas, du bist wohl heute mit allen Frauen des Hauses auf Kriegsfuss!" lacht Henning und rollt zum Tisch, um eine Schüssel mit Gemüse abzustellen, die er in seinem Schoß geparkt hatte.
Ben kommt hinterher und ohne mich anzuschauen, verteilt er weitere Schüsseln auf dem Tisch.
„Ich habe keinen Hunger." mault Jonas, ohne auf seinen Vater zu reagieren.
Er macht auf dem Absatz kehrt und flüchtet.
„Hey, du schuldest mir noch eine Antwort!" rufe ich ihm hinterher.
„Die kannst du dir selbst geben, Schlaumeier." blökt er über seine Schulter und ich zeige ihm den Stinkefinger.
„Wohoo, kleines Fräulein, das gehört sich aber nicht!" lacht Henning.
„Er hat nichts anderes verdient." brummt Ben.
Ich schaue ihn an und er legt den Kopf schief.
„Oder?" fragt er und grinst schief.
Ich antworte ruhig:
„Weißt du, ich habe langsam die Nase voll von eurem Getue und ich denke nicht, dass wir das hier gemeinsam hinkriegen werden. Ich habe auch keinen Hunger. Sorry, Henning."
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trío de tango
General FictionTango zu Dritt. Wo sich diverse jugendliche Heldinnen aus weltweit bekannten Stories schon öfter wieder gefunden haben, wird für Elena eine Herausforderung. Sie ist der Sprössling einer wohlhabenden norddeutschen Großfamilie, die ein Gut in der Nähe...