Die Trauerfeier

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Als ich in dem schwarzen, A- förmig geschnittenem Kleid die Treppen runtergehe, warten die beiden Herzensbrecher schon am Treppenabsatz. Jonas schaut zu mir hoch und pfeift leise.

„Wow." raunt Ben und Jonas nickt. Dann sagt er zu mir: „Kleine Planänderung. Liv besteht darauf, dass du bei uns mit fährst."

Oh, nein. Ich war so froh, die beiden für eine Weile nicht um mich herum haben zu müssen!

„Und jemand muss Günther mitnehmen. Es wäre schlecht, wenn er in einem Auto mit Ben sitzt. Also fährt Günther bei Mama mit und ihr beide fahrt mit uns."

„Passen wir denn alle in deinen Wagen?" frage ich hoffnungsvoll.

„Klar." grinst Jonas.

Ich seufze. Gehe an beiden vorbei und steige ein. Während der Fahrt sitzt Liv zwischen Ben und mir. Wir albern mit ihr rum, bis Laura uns genervt Einhalt gebietet. Mein Blick trifft Jonas' im Rückspiegel, dann schaue ich Ben an, der die Augen verdreht. Ich flüstere Liv ins Ohr, dass wir später weiter machen würden und sie kichert. Nun trifft mich Laura's verärgerter Blick. Oh. Wenn sie wüßte, dass ihr Kerl auf seine Cousine, sprich mich, scharf ist! Den Rest der Fahrt verbringen wir in eisiger Stille. In der Kirche angekommen, stellen wir uns in einer Reihe auf, um die Trauergäste zu begrüßen. Ben, der in seinem grauen Anzug einfach umwerfend aussieht, ist der Jüngste, also macht er den Anfang. Maike kriegt kaum ein Wort raus, als sie ihm ihr Beileid aussprechen will. Neben Ben steht Laura mit Liv, dann Jonas, der genauso hübsch anzusehen ist, wie sein Bruder,  ich, Henning und Veronika. Die Masse der Kondolenten will nicht enden, wir sind einfach zu bekannt. Ich seufze leise. Jonas streicht sanft über meine Hand und ich schaue dankbar zu ihm auf. Einen Moment sind unsere Blicke komplett ineinander versunken.

„Oh, was sind sie nur für ein hübsches Paar! Sie werden dem Gut wieder Leben einhauchen, oder?" fragt eine alte, weißhaarige Dame und lächelt uns beide an

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„Oh, was sind sie nur für ein hübsches Paar! Sie werden dem Gut wieder Leben einhauchen, oder?" fragt eine alte, weißhaarige Dame und lächelt uns beide an.

Wie bitte? Ich lächle verwirrt zurück. Veronika räuspert sich: „Hertha, das sind Jonas und Elena. Laura ist Jonas' Frau."

Sie deutet auf Laura und man sieht Hertha an, dass sie nicht einverstanden ist. Sie mustert die Blondine kritisch und verzieht den Mund.

„Nun, ich dachte, die gehört zu dem da." knurrt Hertha und macht eine Kopfbewegung in Richtung Ben.

Ich pruste los und Jonas grinst. Ben verdreht genervt die Augen und Laura schaut ihn an, als würde sie denken, dass das ja gar keine schlechte Idee wäre. Was mich noch mehr zum Lachen bringt.

„Kinder, Schluss jetzt!" schimpft Veronika.

„Warum? Sie sind jung, lass sie ihren Spass haben." sagt Hertha und nimmt Jonas und meine Hand. „Ich wünsche ihnen beiden von Herzen alles Gute!" raunt sie und sofort bildet sich ein Kloß in meinem Hals. 

Ich nicke und bedanke mich leise. Jonas ebenfalls. Ich vermeide es, ihn anzusehen, und auch Ben's Blick, den ich auf mir spüre, weiche ich aus. Endlich sind alle durch und haben ihren Platz gefunden, Veronika löst die Bremsen an dem Rollstuhl und schiebt ihren Mann nach vorne zur ersten Reihe. Ich starre den Sarg an, der meine liebe Oma in sich trägt und die Tränen kullern einfach. Ich kann nicht weitergehen. Genau so war es auch damals bei Martins Beerdigung, ich erinnere mich daran, wie verstört wir alle gewesen waren. Opa hatte Oma gestützt und ich hatte den kleinen Ben getragen, weil Veronika bei Henning im Krankenhaus geblieben war. Jonas hatte seine Hände in die Taschen gesteckt gehabt und mich ignoriert. Erst, als ich ihm meine Hand entgegen gereckt hatte, hatte er sie genommen und sie den ganzen Gottesdienst über nicht wieder los gelassen gehabt.

Nein, ich will hier hinten bleiben und mich verstecken! Plötzlich spüre ich, wie jemand meine rechte Hand nimmt. Dann wird auch meine linke umschlossen und beide Cousins führen mich nach vorne. Es ist wie damals, nur anders herum, dieses Mal stützen sie mich. Ich beisse mir auf die Unterlippe, hole tief Luft und versuche, nicht auf die vielen Menschen zu schauen, die uns bestimmt verwundert anstarren. Ben und Jonas nehmen mich in ihre Mitte und halten weiter meine Hände. Ich höre, das Liv quengelt und Laura, die zu Jonas' Rechten sitzt, mit ihr schimpft. Jonas muss sich nun von mir lösen und zieht seine Tochter auf seinen Schoß. Liv guckt mich an.

„Nicht weinen, Elna!" sagt sie.

„Ist schon gut." murmele ich und wische die Tränen weg. Drücke Bens Hand, was Jonas dazu veranlasst, meine freie Hand wieder zu nehmen. Liv legt ihr kleines Händchen auf unsere und ich lächle.

Die Rede des Pastors ist sehr ergreifend und ich bin plötzlich dankbar, dass die Jungs so dicht sind. Doch ich kann sie doch nicht beide haben wollen, das wäre wirklich egoistisch! 

Aber ich kann auch nicht zwischen ihnen wählen, wie Jonas vorhin meinte. 

Jonas, mein Fels in der Brandung. Und Ben, mein Seelenverwandter. So soll es bleiben!

trío de tangoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt