Kapitel 6 - Alles für einen Funken Beachtung!

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Kapitel 6

vier Tage später...

>> Na los! Beeil dich doch! << Ich saß wiedereinmal, wie jeden Dienstag zu dieser Uhrzeit, in einer langweiligen Mathestunde und glotzte erwartungsvoll auf die Uhr. Fünf Minuten, bis zur Pause! Dann würde der Spuck endlich ein Ende haben und... Kevin würde endlich wieder zurückkehren!

Leider, war ich die Einzige, die sich wirklich darüber freute, dass er kam. Eine Reihe hinter mir hörte ich bereits Geflüster. Die Jungs redeten mal wieder darüber, was sie Kevin als Nächstes antun würden, sobald er käme. Niemand durfte es erfahren, deswegen flüsterten sie nicht nur, sondern unterhielten sich auch schriftlich miteinander, was hieß, dass sie alles, was sie sonst sagen würden auf ein Blatt Papier schrieben. Ich konnte darüber nur verwundert den Kopf schütteln.

Jedenfalls war das Geflüster wohl doch nicht so leise, dass es wirklich niemand hörte. Denn schon kam ihnen auch unser Lehrer, Herr Müller, entgegen und nahm ihnen, verärgert darüber, dass sie die ganze Aufmerksamkeit der Klasse auf sich ziehen und somit den Unterricht stören, das Blatt weg auf welches sie soeben ihren Wir-schlagen-Kevin-in-die-Flucht-Plan draufgekritzelt hatten. Er las ihn laut vor: >> Erst hauen wir dem Pisssack in die Fresse und locken ihn dann ins Jungenklo. Dort geben wir ihm den Rest... << Herr Müller brach an dieser Stelle das Vorlesen ab, zerknüllte das Blatt und warf es in den Mülleimer. Die ganze Klasse begann zu lachen, während ich nur entsetzt auf den Mülleimer starren konnte. Unser Lehrer ging zu den Jungen und schrie: >> Was erlaubt ihr euch eigentlich euren Mitschüler so zu demütigen?! << Bevor irgendwer von ihnen antworten konnte fuhr er fort. >> Ihr kommt nach der Stunde zu mir und wir gehen danach gemeinsam zum Direktor. Die Pause ist für euch gestrichen! << Wütend ging er zurück zu seinem Pult und dann ertönte endlich der Gong! Alle stürmten aus dem Klassenzimmer, bis auf Kevins Übeltäter. Sie machten sich auf den Weg zu unserem Rektor, begleitet von Herrn Müller.

Draußen auf dem Hof herrschte, wie üblich, Chaos. Die Kleinen spielten immer Fangen oder Verstecken und die Großen standen immer mitten im Weg, sodass man nirgendwo vorbeikam und auch nichts und niemanden sah.

Ich hatte beschlossen diese Pause alleine zu verbringen. Natürlich nicht ganz allein, das hatte ich Layla nur so eingeredet. Ich wollte Kevin sehen und das lieber ohne sie, denn ich wusste, wie sehr sie ihn verabscheute, was nichts Ungewöhnliches war, denn das tat die ganze Schule.

Ich beschloss mich beim Eingangstor hinzustellen, sodass ich ihn besser im Überblick hatte, falls er kam. Was würde ich überhaupt dann machen? > Hallo< sagen? Ihn umarmen? Die ganze Schule würde uns anstarren und vorallem mich, weil ich mich mit ihm sehen lasse und ihn anspreche. Okay, sogar, wenn es aus meinem eigenen Mund kommt, hört es sich banal an! So etwas sollte mir doch nicht peinlich sein! Der Rest ist mir egal! Na ja, abgesehen von ein paar Leuten aus der Klasse..., aber sonst, könnten sie mir eigentlich gestohlen bleiben! Ihre Blicke. Ihr Geflüster.... Oh nein! Es ist mir doch peinlich! So jetzt ist es offiziell ich hasse mich selbst! Ich sollte doch keinerlei Komplexe davor haben! Immerhin war Kevin mein... - gute Frage! Was waren wir eigentlich? Also, Freunde garantiert noch nicht, wir haben nicht ein Wort miteinander gewechselt! Hm, dann kommt wohl Bekannte auch nicht in Frage... Na toll! Ich war also wirklich nicht besser, als der Rest an dieser Schule! Und, weil das jetzt so war, brauchte ich einen Plan, um mit ihm zu sprechen ohne, dass es die ganze Schule mitkriegte.

Also, es gäbe ja die Möglichkeit ihm so einen Zettel unterzujubeln, in dem ein genauer Treffpunkt und eine Uhrzeit standen. Ja, genau! Und im Unterricht würde ich ihm dann den Zettel in die Schultasche stecken. Das, war definitiv ein guter Plan! So, jetzt musste ich nur noch schleunigst dafür sorgen, dass ich von diesem Tor wegkam, bevor...Oh, nein! Zu spät! Da bog er nun um die Ecke! Ich muss mich schnell verstecken! , dachte ich schon, aber überdachte es nochmal und ließ es lieber sein. Ich bin ja schließlich Keines von diesen kleinen Kindern mehr!

Ich blieb einfach weiter am Tor stehen, ganz locker, cool. Als er hindurch trat, beschleunigte sich jedoch mein Puls wieder und ich war tierisch aufgeregt. Er sah mich plötzlich an, lange, als hätte er irgendetwas in meinem Blick verloren und versuchte es wiederzufinden. Wiedereinmal stand ich nur da und starrte ihn an. Wofür ich mich später verfluchen werde. Verdammt! Warum habe ich nichts gesagt sondern schon wieder so blöd geglotzt?! Wahrscheinlich hätte ich mir doch ein Versteck suchen sollen!

Er ging schließlich weiter und wendete den Blick wieder ab. Ich konnte nichts anderes mehr tun, als ihm nachzusehen und zu hoffen, dass mein Plan aufgehen würde.

Im Reich der TotenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt