One Shot

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"Habt ihr das von Potter gehört? Der soll doch echt zum anderen Ufer übergelaufen sein. Der hatte wohl schon so einige Stelldicheins mit ein paar Jungs aus den unteren Klassen!"
"Ja das hab ich auch gehört, nicht zu fassen oder?"
"Der gute Potter, der Held der Zauberwelt und der ganze Stolz Dumbledores, 'ne Schwuchtel!"
Die zwei schreckten zusammen, als Draco um die Ecke in ihren Gang bog. Sein Gesicht zierte ein grimmiges Lächeln.
Draco lehnte sich mit dem Rücken und verschränkten Armen an die kalte Kerkerwand.
"Ich würde gern Dumbledores Gesicht sehen, wenn er Wind davon bekommt das sein kleiner Held schwul ist. Eigentlich sollten sie so jemanden von der Schule verbannen, der ist doch einfach nur pervers."
Die drei umstehenden hingen ihm geifernd an den Lippen und schüttelten begeistert die Köpfe.
"Vielleicht sollten sie ihn mal im St. Mungo durchchecken. Vielleicht haben ihm die ganzen Flüche das Hirn aufgeweicht! Ich kann eh nicht verstehen, wie sich jemand überhaupt auf so etwas einlassen kann. Das ist doch einfach nur abartig. Wie kann man als sich als Mann von einem anderen anfassen lassen? Echt widerlich!"
Die beiden lachten zustimmend. Warum er das gesagt hatte wusste er selbst nicht genau, vielleicht war es ein altes Verhaltensmuster in das er leider immer wieder zurückfiel. Vielleicht waren es auch die erwartungsvollen Blicke der beiden gewesen, denn sie hatten auf eine Bemerkung von ihm gehofft. Nach all der Zeit sahen die meisten in ihm noch immer nur seinen Namen und den Ruf den er einst innehatte.
Nun ja, es war nicht einfach, wenn man Jahre lang seinem Namen hatte alle Ehre machen müssen, diesem Gebaren gänzlich abzuschwören.
Nicht weit entfernt den Kellergang entlang, stand verborgen in dunklen Schatten, eine hochgewachsene Gestalt. Tief grüne Augen blitzen in dem schwachen Fackellicht auf und erhellten flackernd das schmale, heimtückische Grinsen. Wie das gejagte Tier, das die Falle bereits gewittert hatte.

Harry mischte gerade die letzte Zutat in den Kessel und wartete bis sie sich mit der Flüssigkeit vermischt hatte und löschte dann die Flammen.
"Die Zeit ist um, " schnarrte die kalte Stimme seines Zaubertränke-Professors durch den stillen Raum.
Einige Köpfe fuhren erschrocken hoch und sahen verzweifelt auf das Stundenglas vorne auf dem Pult.
Neville begann leise vor sich ihn zu murmeln und er war sich sicher, dass er um die Hilfe aller Götter flehte.
Snape sah von seinen Unterlagen auf und fixierte die Schüler in den vorderen Reihen.
"Füllen Sie eine Phiole Ihres Zaubertrankes ab und bringen Sie sie zu mir nach vorn. Und das ganze etwas zügiger!"
Seit die Stunde begonnen hatte, hatte er aus dem Augenwinkel immer wieder einen ganz bestimmten Slytherin in der ersten Reihe beobachtet.
Seit Jahren waren ihre Streitigkeiten soweit abgekühlt, dass sie höflich miteinander umgehen konnten. Das einzige das sie nicht sein lassen konnten waren ihre Wettstreits und das sich aneinander messen.
Doch nach dem was er neulich gehört hatte, schien der Blonde wirklich zu denken, das Homosexualität so etwas wie eine Absonderlichkeit, gar eine Widerwärtigkeit sei.
Und das würde er auf keinen Fall auf sich beruhen lassen.
Ein winziges Lächeln schlich sich auf seine Züge, ja das würde der Slytherin noch bereuen.
Vorsichtig verkorkte er die kleine Phiole und ließ sie unbemerkt in seiner Manteltasche verschwinden. So ganz allmählich nahm sein Plan Gestalt an.

„Geht schon vor, ich muss noch in die Bibliothek und das Buch hier zurück geben," sagte Draco und machte sich auf den Weg in den dritten Stock, während Blaise und Pansy in die Große Halle zum Abendessen gingen.
Gerade als er in den Korridor zur Bibliothek bog, spürte er einen festen Ruck an seinem linken Oberarm.
Im nächsten Augenblick fand er sich in einer kleinen, dunkeln Nische hinter einem Wandteppich wieder. Bevor er noch begriff was los war spürte er einen großen, kräftigen Körper, der seinen eigenen fest gegen die Mauerwand in seinem Rücken presste. Wie Hände seine Handgelenke umfassten, eisern festhielten und ebenfalls fest gegen die Wand drückten.
Mit rasendem Herzen sah er auf und traf auf dunklen Smaragd.
„Potter, was zur Hölle soll der Scheiß? Lass mich auf der Stelle...", zischte er wütend, doch im nächsten Moment wurde er unterbrochen, weil Potter ihm einfach seine Lippen auf den Mund presste.
Völlig erstarrt und mit vor Schock geweiteten Augen spürte Draco, wie Potters Zunge durch seine Lippen in seine Mundhöhle drang.
Als er die kühle Flüssigkeit spürte und er reagierte, war es bereits zu spät.
Er riss den Kopf zur Seite und starrte finster und völlig entsetzt zu dem Griffindor empor, da begann sein Sichtfeld bereits zu verschwimmen und im nächsten Augenblick wurde seine Welt schwarz.
Ganz allmählich fand er aus der Dunkelheit. Irgendwie fühlte er sich wie in Watte gepackt. Sein Körper war schwer wie Blei und es dauerte eine Weile bis er die Augen öffnen konnte.
Er blinzelte die restliche Benommenheit weg und sah an eine mit dunklem Holz vertäfelte Zimmerdecke, die ihm in keiner Weise bekannt vorkam.
Das Zimmer lag nur im Halbdunkel, irgendwo musste eine Kerze brennen, denn schwaches Licht tanzte an der Zimmerdecke. Sein Schädel dröhnte unangenehm, als hätte er was an den Kopf bekommen.
Er versuchte seine Arme zu heben, doch mitten in der Bewegung hielt er inne, nein, wurde aufgehalten.
Seine Arme lagen rechts und links neben seinem Kopf und dann fühlte er den weichen, aber fest sitzenden Stoff um seine Handgelenke.
Mit ungläubigem Gesichtsausdruck, drückte er den Kopf in den Nacken. Und tatsächlich, seine Handgelenke waren mit jeweils einer Krawatte der Schuluniform von Slytherin, grün-silber, und Griffindor rot-gold, an zwei Bettpfosten fixiert.
Er zerrte daran, als glaubte er, sie würden sich mit etwas mehr Mühe lösen, doch dem war nicht so.
"Was zum...?"
"Bist du endlich aufgewacht?" erklang eine wohlbekannte Stimme rechts von ihm," Hast dir ja mächtig Zeit gelassen!"
Draco wandte den Kopf, blickte an Arm und Kissen vorbei in grüne, funkelnde Smaragde.
"Potter?!"
Einen Moment war er sich nicht sicher, dass es wirklich sein wiederholter Rivale war, der da in einem breiten Sessel, nicht weit vom Bett, saß. Nicht wegen des schummrigen Lichtes. Nein, seine Haltung, die langen, schlanken Beine überschlagen, die muskulösen Arme gebieterisch vor der Brust verschränkt, das schwarze Haar, das ihm leicht in die Stirn fiel und der flammende Blick aus tief grünen Seen. Dies alles kam ihm so fremd vor.
Er wirkte wie eine dunkle Erscheinung, wie ein überirdisches Wesen. Aber auf eine Art so kalt und verändert.
Ein leichtes Grinsen stahl sich auf Potters Miene und schnell verbarg Draco den überraschten Ausdruck in seinem Gesicht. Er setzte seine Maske aus Kälte und Distanz auf und warf dem anderen hasserfüllte Blicke zu.
"Was soll der Scheiß Potter? Mach mich auf der Stelle los!"
Das Grinsen des Griffindors wurde nur noch tiefer und in seinen Augen loderte etwas, dass ihn erschauern ließ.
Geschmeidig und leicht, wie ein Raubtier, erhob er sich aus dem Sessel und schlich regelrecht au ihn zu. Er beugte sich zu ihm hinab, stützte beide Hände links und rechts neben seinem Kopf auf und im nächsten Moment Kniete er bereits über ihm.
Draco spürte, wie ihm das Herz beinahe aus der Brust sprang, er war unfähig auch nur etwas zu sagen. Und dann, ohne dass die funkelnden Smaragde von ihm ließen, senkten sich warme, weiche Lippen auf seine.
Draco riss die Augen auf, als er die feuchte Zunge spürte, die über seine Unterlippe leckte. Und er begriff, was der Schwarzhaarige da eigentlich tat und biss zu.
Ein leises, dunkles Knurren entrang sich dem Griffindor, als er auf den Schmerz folgend Blut schmeckte.
Er wich etwas zurück und sah die Erkenntnis in den Silberaugen aufblitzen.
"Was.zum.Teufel.soll.das?"
Draco spürte wie die Unsicherheit auf seine Stimme überging, hörte, wie ängstlich sie klang. Wieder grinste der andere, ließ ihn nicht für einen Moment aus den Augen.
"Ich habe gehört, was du über mich gesagt hast. Über meine ‚Abnormalität', wie du es ausgedrückt hast," begann Harry mit tiefer, rauer Stimme zu erklären," Deiner Meinung nach, bin ich also krank und widerwärtig?!"
Draco schluckte. Das Funkeln der grünen Seen war für einen Augenblick der Wut gewichen, einem unbeschreiblichen Zorn.
"Du sagtest, du könntest nicht verstehen, wie einem Mann die Berührungen eines anderen Mannes gefallen könnten, dass es widerlich sei," sprach Harry weiter, hob eine Hand und ließ die Fingerspitzen sacht über den Hals seines Gefangenen gleiten. Draco wollte sie weg schlagen, zerrte an den Fesseln, die sich allmählich schmerzhaft fest zogen.
„Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, dich in dieser Hinsicht zu belehren," fügte er mit fester Stimme hinzu.
Potter beugte sich nah zu ihm hinab, mit großen Augen verfolgte Draco jede seiner Bewegungen.
Sein Herz schlug ihm bis zur Kehle, pochte fast schon schmerzhaft.
Für einen Moment glaubte Draco er würde ihn wieder küssen, doch stattdessen verspürte er heißen Atem unterhalb seines rechten Ohres kitzeln. Im gleichen Augenblick in dem ihm seine Gänsehaut bewusst wurde, legten sich weiche Lippen auf seinen Hals, hauchten unglaublich sanfte Küsse darauf.
Reflexartig bog er sich der Berührung fort, soweit es seine Fesseln zuließen. Kühle Finger schlossen sich sanft, aber bestimmt um sein Kinn, hielten ihn an Ort und Stelle, neigten sein Gesicht zur anderen Seite. Sein Hals bot sich Potter nun schutzlos dar und alles was Draco noch übrig blieb, war die Augen zu schließen.
Abermals spürte er die nun heißen Lippen, wie sie sich seine empfindsame Haut hinab küssten, bis zu seiner Halsbeuge. Die nächste Berührung ließ ihn keuchend zusammenfahren. Zähne gruben sich in sein Fleisch und ließen ihn erschauern.

Drarry One Shot Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt