Taylor Haywey

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Er steht vor mir und blickt mir direkt in die Augen. Sein Atem spüre ich auf meiner Haut und ich rieche sein ausgefallen, sogar gut riechendes Parfüm, das er immer drauf hat. Seine braunen Haare sind wie immer top gestylt und nun funkeln mich seine blauen Augen an. Ich kann mir vorstellen was er von mir will, doch ich reagiere nicht. Ihm passt es nicht, dass ich nun mit Keyvin zusammen bin, da sich die beiden abgrundtief hassen. Ich kann Keyvins Perspektive sehr gut nachvollziehen, denn Taylor ist nun mal der größte Vollidiot der Welt.
"Was willst du?", zische ich und sehe mich in dem Klassenzimmer um. Warum will er ausgerechnet in der Schule mit mir reden? Kann das nicht warten bis wir wie jeden Dienstag Nachmittag schwimmen gehen?
"Mit dir reden!", wiederholt er sich mit tiefer, fester Stimme.
Er rührt sich nicht vom Fleck. Er steht einfach weiter da und starrt mich finster an.
"Ich wüsste nicht worüber wir reden sollten", zucke ich mit den Schultern und will mich gerade umdrehen um das Zimmer zu verlassen, als sich Taylor direkt vor mich stellt mit verschränkten Armen.
"Was willst du mit Keyvin?", fragt er sauer und seine Stimme wird lauter. Ich habe es gewusst, es geht um ihn.
"Geht dich das in irgendeiner Art und Weise etwas an? Nein tut es nicht!", beantworte ich mir meine Frage selber.
"Und wie mich das was angeht!", widerspricht er mir und seine Körperhaltung wird noch angespannter.
"Taylor! Das geht dich absolut nichts an. Du hasst mich, ich hasse dich! So war das schon immer und so wird das auch immer bleiben. Jetzt Versuch mir keine Ratschläge zu geben. Glaub mir, ich bin groß genug um selber entscheiden zu können mit wem ich zusammen sein will und mit wem nicht. Also bitte halt dich einfach da raus!" Ich verdrehe genervt meine Augen und will mich an ihm vorbei schlängeln, doch er lässt mich nicht durch.
"Das geht mich sehr wohl was an!"
Ich ziehe meine rechte Augenbraue in die Höhe und blicke zu ihm hoch. "Ach ja? Und was?"
"Wir sind jetzt Nachbarn und wenn ich diesen Arsch jetzt jeden Tag sehen muss wegen dir, dann geht mich das was an!"
Als kurze Erklärung: Er ist letzte Woche mit seinen Eltern und seinen Geschwistern in das Haus neben uns gezogen.
Aber zurück zum Thema, er vertauscht da meinen Freund mit sich selbst, denn er ist schließlich wie er so schön sagt der Arsch und nicht Keyvin.
"Jetzt reg dich mal ab. Es ist und bleibt meine Entscheidung und es ist mir scheiß egal ob du damit ein Problem hast oder nicht! Und jetzt lass mich durch!"
Er ballt seine Hände zu Fäusten und holt tief Luft. "Ich habe damit kein Problem...", setzt er den Satz an, doch ich unterbreche ihn mit einem: "Dann ist ja alles gut!"
Ich lächle ihn mit einem übertriebenen Lächeln an und schiebe mich dann an ihm vorbei zur Tür.
"Stopp! Warte!", höre ich Taylor hinter mir rufen und ich drehe mich genervt zu ihm um: "Taylor, kann ich jetzt nicht gehen? Wir haben alles geklärt, du hast damit kein Problem und gut ist die Sache. Jetzt lass mich meine Kostbare Zeit nicht mit dir verbringen, glaub ich hab besseres vor!"
Wie nicht anders zu erwarten bekomme ich wieder eine schnippische Antwort von ihm: "Ich habe auch besseres zu tun, als mit dir hier in diesem Klassenzimmer zu sein, aber du lässt mir ja keine andere Wahl, du Zicke!"
Wow, wie Machohaft... Idiot!
"Was findest du an Keyvin?", fragt er mich angewidert und verzieht dabei das Gesicht. Ich atme hörbar aus und Söhne laut auf. "Taylor, ich...", doch weiter komme ich nicht, denn Taylor tritt einen Schritt auf mich zu und legt seine Hand auf mein Handgelenk.
Noch kannst du schreien!, höre ich meine innere Stimme sagen.
"Ach halt doch die Klappe", erwidre ich laut und im nächsten Moment registriere ich was ich da tu. Ich reden mit mir selbst. Um himmelswillen ich werde verrückt. Das kommt bestimmt von Taylor, ich sollte nicht zu viel in seiner Nähe sein!
Taylor steht da mit hochgezogenen Augenbrauen und schaut mich fragend an. "Ich hab doch gar nichts gesagt", meint er und ich bin schon dabei mir eine Ausrede zu überlegen, als zu allem Überfluss die Klassenzimmertür aufgerissen wird.
Und herein stürmt Tobi, der wie Taylor zu der Badboy- Truppe gehört.
Taylor lässt sofort mein Handgelenk los und tritt einen Schritt zurück, aber zu spät, Tobi beginnt schon zu grinsen.
"Ich wollte nicht stören", sagt er und hebt lachend die Hände.
Taylor schüttelt ganz leicht den Kopf und wirft Tobi einen bösen Blick zu, doch dieser achtet darauf erst gar nicht.
"Aber mal im Ernst", meint Tobi nach einer Zeit und wird ernst. "Wirklich Emilia? Du könntest jede haben und du nimmst sie?"
Als ich realisiere was Tobi da von sich gibt, reagiere ich schneller als Taylor: "Also erstens stehe ich hier mitten im Raum und zweitens hab ich nichts mit Taylor! Bevor das passiert muss erst die Welt unter gehen!"
Wie kommt er auf den Mist? Als ob ich etwas mit Taylor anfange. Um Gotteswillen...
"Ahh", beginnt Tobi wieder zu grinsen. "Sie fehlt dir noch bis du die Wette gewonnen hast richtig?"
Wovon redet der Spast denn jetzt wieder?
"Was für eine Wette?", will ich wissen und drehe mich mit Absicht zu Taylor, denn der hat sich an diesem Gespräch noch gar nicht beteiligt.
"Ej Alter!", zischt er Tobi zu und wenn Blicke töten könnten, dann wäre Tobi spätestens jetzt tot, doch er scheint das nicht ernst zu nehmen.
"Wir haben gewettet wer von uns fünf die meisten Mädchen aus den unterschiedlichen Kategorien rumkriegt!", erklärt er mir ganz locker.
Ich reiße meine Augen auf. "Was für Spasten ihr seid und falls es dich interessiert, wir haben nichts, rein gar nichts am Laufen!!!"
Und dann verlasse ich endgültig diese Tür.
Oh mein Gott, wie bescheuert können Jungs denn sein? Ernsthaft solche Wetten abzuschließen, das ist schon ziemlich krank.
Und das ist wirklich mein Nachbar, den ich schon kenne seit ich klein bin. Um genau zu sein seit 16 Jahren. Unsere Eltern sind schon lange, sehr lange miteinander befreundet und letztens ist das Haus neben unserem frei geworden und die Familie Haywey hat von jetzt auf gleich beschlossen dorthin zu ziehen.
Und meine Freude auf diesen Entschluss hielt sich sehr in Grenzen.
Früher haben Taylor und ich viel zusammen gemacht, wir waren das dream-Team, doch dann hat er angefangen zu trinken und kiffen. Am Anfang war das noch aushaltbar, doch es wurde immer extremer. Dann hat er sich der Badboy-Gruppe angeschlossen, immer mehr Mädchen wollten was von ihm und er hatte immer weniger Zeit für mich.
Seine ein bis zwei Tages Beziehungen waren ihm dann wichtiger als ich. Seine Gruppe hat angefangen Leute zu hänseln, Leute zu mobben, unter anderem bin ich dabei gewesen. Wir haben angefangen uns zu hassen und das hat sich bis heute nicht geändert, wie man gerade gesehen hat.
Er ist einfach ein totaler Depp, der nur Leute verarscht, hauptsächlich Mädchen.
Zudem hat er eigentlich auch eine Freundin, (Bitch hoch hundert) aber er macht das immer so geschickt mit seinen ganzen Affären, dass sie das einfach nicht mitbekommt.
Aber dazu ist sie auch einfach zu dumm. Was erwartet man schon von einer Person, die tausend Tonnen Make-up im Gesicht hat und Bekleidung an hat, die nur das nötigste bedeckt?
Richtig, man kann nichts erwarten.
Genug gemeckert, ich bin hier schließlich in der Schule.
Der langweiligste Teil des Tages und zugleich der schrecklichste.
"Hallo Emilia", sagt eine Stimme hinter mir und ich drehe mich zu ihr um und sehe Frau Teichert vor mir stehen. Sie ist voll bepackt mit allem möglichen und versucht dabei einen netten/ freundlichen Gesichtsausdruck aufzusetzen.
"Hallo", begrüße auch ich sie und lächle sie an.
"Du warst in der letzten Stunde nicht da richtig?" Das ist wohl eine rhetorisch gemeinte Frage, denn sie spricht weiter: "Der Stoff den wir durch genommen haben ist wichtig für eure Klausur nächste Woche und du bist in Mathe jetzt auch nicht so die super Schülerin, deshalb habe ich für dich einen Nachhilfelehrer besorgt. Bitte komm nach dem Unterricht zum Lehrerzimmer, ich stelle euch dann einander vor. Du wirst bestimmt mit ihm klar kommen, hoffe ich. Zu deiner Info, er ist eine Klasse über dir, also in der 12." Das war ja klar.
Sie kann gleich sagen, dass ich Mathe absolut nicht kann. Ich habe letztens eine fünf+ geschrieben und bin mega stolz auf mich gewesen. Ja, ich bin in Mathe eine Niete und das wird sich wahrscheinlich auch mit meinem Nachhilfelehrer nicht ändern.
"Natürlich", erwidre ich trotzdem und füge hinzu: "Ich komme nach dem Unterricht zum Lehrerzimmer, danke für die Mühe!"
Sie nickt mir zu. "Das freut mich zu hören, aber jetzt ab in die Klasse, der Unterricht beginnt gleich!"
Ich lächle ihr kurz zu und drehe mich dann weg. "Bis nachher!", ruft sie mir hinterher, doch ich tue mal so, als hätte ich es nicht gehört.
"Emilia!", wieder werde ich aufgehalten. Gleich komme ich noch zu spät. Diesmal ist es Marike, meine beste Freundin seit dem Kindergarten. Sie wohnt zwei Straßen weiter und somit sehen wir uns so gut wie jeden Tag. Sie kennt Taylor auch schon lange, früher hatten wir drei viel miteinander zu tun mit Alex, doch dieser zog weg und wir lebten uns auseinander.
Momentan hat Marike mehr mit Taylor zu tun als ich. Die beiden reden ab und an mal miteinander, neulich haben sire sich sogar getroffen.
Das Thema "Taylor" wird bei uns nicht mehr oft angesprochen. Es würde nichts bringen über ihn zu reden. Sie weiß nicht alles über Taylor und mich, wie es in der Vergangenheit gelaufen ist.
Es ist mir peinlich darüber zu reden, also Rede ich lieber nicht drüber.
"Da bist du ja! Ich hab dich überall gesucht! Wo warst du denn?"
"Ich hab mit Taylor und Frau Teichert geredet", sage ich, während ich sie umarme.
"Du hast mit Taylor gesprochen? Warum?"
Ich hole tief Luft und lasse diese dann ganz langsam wieder raus.
"Er hat offenbar ein Problem mit Keyvin und mir!"
Sie zieht eine Augenbraue hoch. "Wieso das?"
Ich zucke mit den Schultern. "Frag ihn doch selbst, ich hab keine Ahnung. Ich glaub so genau will ich es nicht wissen. Ich denke das wird noch ein Spaß mit den beiden, schließlich wohnt Taylor jetzt neben uns. Ich krieg die Wörter: das wird total toll, wenn wir neben euch wohnen, nicht mehr aus dem Kopf!"
Ich verziehe das Gesicht. "Ja, das wird super toll..."
Marike geht langsam Richtung Klassenzimmer und auch ich setze mich in Bewegung, die ersten beiden Stunden haben wir nämlich zusammen Physik. Das einzige Fach, das wir in der Woche zusammen haben und auch leider nur drei Stunden.
"Ach komm, so schlimm ist er doch nicht!"
Ich werfe ihr einen Blick zu. "Er hat angefangen mich zu beleidigen und in irgendeiner Art und Weise zu mobben. Er ist schlimm!", zische ich und ziehe mein Tempo ein wenig an.
"Emilia! Warte! So hab ich das doch gar nicht gemeint. Es tut mir leid, wir haben darüber doch schon gesprochen!"
"Mach was du willst, ich hasse Taylor und wir werden dieses Thema jetzt nicht mehr ansprechen, nie wieder!" Und damit betrete ich den Physikraum und setze mich für diese Stunde ganz nach hinten.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 24, 2016 ⏰

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