34: Temporärer Waffenstillstand

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Der Schlaf hatte mich nicht wirklich entspannt und dass wir am nächsten Tag Punkt Fünf zum Training geweckt wurden, machten es nicht besser. Ich machte mich fertig, stocherte in meinem Frühstück herum und ging dann mit meinen Freunden zusammen zum Trainingsplatz.

"Hat es dir die Sprache verschlagen, Black Beauty?", ich boxte Standfort für die Frage gegen den Arm. Sofort winselte er wie ein Hund auf. Zu unserer Überraschung stand nicht der Giftzwerg mit Diktatorkomplex vor uns, sondern ein anderer Soldat. Er begann Befehle zu brüllen und wir folgten, allerdings träger, als wir es bei Ackermann getan hätten. Der Soldat brüllte uns zwar dafür an aber wir nahmen ihn gar nicht so wirklich wahr, ich jedenfalls nicht. Nach ewigen Rennen und anderen Ausdauer- und Kraftübungen, entließ er uns letztlich, wirkte dabei aber sehr genervt.

"Wo ist denn der Corporal heute?", Hana blickte mich fragend an und ich zuckte mit den Schultern. Mir war es eigentlich recht egal wo Ackermann steckte, allerdings musste ich ihm noch die Jacke zurückgeben. Ich entschied mich, nach dem Mittag einfach mal in seinem Büro vorbeizuschauen. Ich schnappte mir also die Jacke und zog los. Zögernd klopfte ich an der Tür, kurz darauf ertönte ein 'Herein'. Langsam trat ich ein. Das Büro war wie immer, nur dass sich nun Berge von Papier auf dem Tisch stapelten. Irgendwo zwischen dem weiß, erkannte ich einen dunklen Haarschopf.

"Was tust du denn hier?", grummelte er. Ich zog eine Augenbraue nach oben.

"Deine Jacke zurückbringen.", er hob den Kopf und ich zuckte kurz zusammen. "Sind die Augenringe noch tiefer geworden? Das muss ein biologisches Wunder sein."

"Tonfall, Silver. Häng sie einfach da drüben auf.", er blickte seufzend auf sein Blatt. "Wie war das Training?"

"Führen wir jetzt Smalltalk? Wollen wir dann noch über das Wetter reden?", ich schnaubte spöttisch und hängte die Jacke an den gewünschten Platz. Er grummelte bloß, starrte etwas verloren auf das Blatt vor ihm und legte die Stirn in Falten. "Okay, das hält ja niemand aus. Wie kann ich helfen?"

"Ich brauch keine Hilfe von einer kleinen Göre.", meinte er forsch und ich musste mich wirklich zusammenreißen nicht einfach zu gehen oder mir einem Kommentar zu "Klein" und "Göre" zu verkneifen.

"Mit Verlaub, Sir. Ihr komplettes Dasein schreit momentan um Hilfe.", ich stemmte die Hände in die Hüfte. Fast im selben Moment knurrte sein Magen, als wolle er mich bestätigen. "Und nur weil ich helfen will, bedeutet das nicht, dass wir Frieden schließen. Höchstens einen temporären Waffenstillstand." Er blickte gequält auf.

"Na gut...", es schien ihm schwer zu fallen. "Etwas zu Essen wäre jetzt wirklich hilfreich." Ich salutierte grinsend und erkannte für eine Sekunde ein Zucken seiner Mundwinkel. Dann wandte ich mich ab und lief in die Küche. Meine Güte, war der Kerl ein Sturkopf. In der Küche traf ich auf eine verschlafene Hanji.

"Sag mal, seit ihr heute alle überarbeitet?", sie fuhr herum und ließ fast den Apfel in ihrer Hand fallen.

"Du hast mich erschreckt.", murmelte ich. Ich lehnte mich an eine Theke.

"Das hab ich gemerkt.", dann stockte ich kurz. "Sag mal, weißt du ob es etwas gibt, dass Ackermann gern isst?"

"Wieso willst du das denn wissen?", sie machte verwunderte, große Augen.

"Ich...helfe ihm ein wenig.", meinte ich schulterzuckend. Dabei verzog ich keine Mine, auch nicht, als Hanji breit zu grinsen begann.

"Ist das süß!", ich warf ihr einen bösen Blick zu. "Jaja, schon gut. Mach auf jeden Fall Tee, da wird er sich freuen." Sie grinste noch immer blöd. Ich will nicht wissen, was sie sich gerade in ihrem Kopf ausmalt. Kopfschüttelnd begann ich ein typisches Soldatenfrühstück zusammenzusammeln, das heißt Brot, Butter, etwas Aufstrich, eh ich Wasser aufsetzte. "Übrigens, weil du gefragt hast, ich habe gestern ein ziemlich spannendes Buch entdeckt. Ich konnte es nicht aus der Hand legen."

"Lass mich raten; es ging um Titanen?", ich blickte über meine Schulter. Sie nickte begeistert.

"Ein Bericht von einem Mann, der zu der Zeit gelebt hat, als die Titanen zum ersten Mal auftraten.", der Wasserkessel begann zu zischen und zu Pfeifen. Kurz zuckte ich zusammen.

Black Beauty // Attack on Titan FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt