In der Bibliothek saßen nur wenige Schüler. Vera kauerte in einem der Sessel, die am Fenster standen und hatte lauter Bücher um sich. Ein paar der Bücher stammen aus dem spirituellen Teil der Bücherei und der Rest handelte von Mythen und Sagen. Sie hoffte, etwas brauchbares für den Religionsunterricht und über ihren seltsamen Traum zu finden. Bisher aber erfolglos. Frustriert warf sie das nächste Buch auf den Tisch.
''Was kann denn das Buch für deinen Frust?'' fragte Aaron, der an einem der Bücherregale lehnte. ''Da steht nicht drin, was ich wissen will'' schmollte sie. ''Was suchst du denn?'' Interessiert hob er einzelne Bücher hoch und begann zu lachen.
''Mythos, Vampir? Gottes Kinder? Was willst du mit DIESEN Büchern anfangen?'' Aaron warf die Bücher zurück auf den Tisch und ließ sich auf den freien Sessel nieder. ''Ich wollt gucken, ob hier irgendwas von der Geschichte steht, die Herr Futz uns erzählt hat'' erklärte sie nüchtern. ''Also, wenn du was darüber wissen willst, kann ich dir helfen'' nervös griff er sich in den Nacken. ''Meine Familie steht auf so ´nen Quatsch.'' Auffordernd hielt er ihr die Hand hin.Sie liefen durch den Wald Richtung See.
''Was meintest du damit, dass deine Familie auf so etwas steht?'' fragte sie neugierig. ''Mein Großvater war Theologe und hat solche Sagen überprüft. Er fand zwar keine Beweise für die Existenz der übernatürlichen Wesen, war aber trotzdem besessen davon.'' Überrascht sah sie zu ihm auf. ''Besessen?'' Amüsiert grinste er.
''Nicht so wie du denkst. Er war nicht von einem Dämon befallen oder so was. Er konnte die Finger nur nicht von dem Thema lassen'' erklärte er.
''Herr Futz´ Geschichte hat Ähnlichkeiten mit den Aufzeichnungen meines Großvaters'' begann er. ''Also die drei bösen Engel, Morael, Mordad und Luzifer werden auch MML genannt, dass ist einfacher und kürzer.
Na ja, nach dem Bruch mit dem Himmel, haben MML versucht so viel Macht, wie nur möglich zu bekommen. Der Teufel half ihnen, indem er ihnen Dämonen zur Verfügung stellte. Aber die Machtgier der drei war zu groß. Sie töteten einen der Dämonen und injizieren das Dämonenblut einem menschlichen Mann'' er machte eine Pause und sah zu ihr. Zärtlich strich er mit einem Finger über ihre Hand.
''Nach seinem Tod, wurde das Blut des Dämons aktiv und brachte ihn zurück ins Leben. Er war gezwungen in der Nacht zu leben, sich von Blut zu ernähren und er war dazu verdammt ewig zu leben.
Am Anfang fand er dieses Leben intensiver, denn er war stärker als alle Andere, er war schneller als jeder Andere und unverwundbar. Das Alles war sehr verlockend, doch er war der Einzige seiner Art und fühlte sich nach mehreren Jahren einsam. Später gab er seinen Opfern sein Blut und nach deren Tod, kehrten diese ins Leben zurück, so wie er.
MML waren begeistert und überzeugt, die größte und beste Schöpfung erschaffen zu haben, doch ihre erschaffenen Kreaturen lehnten sich gegen ihre Herren auf. Zu ihrem Leidwesen erkannten MML, dass ihre erschaffenen Monster, viel stärker und machtvoller waren, als sie selbst. Sie waren in der Lage, Engel und Dämonen zu töten. Als Folge dessen, wurden MML, in einem Jahrhunderte andauernden Kampf, vernichtet.'' Gebannt hing Vera an seinen Lippen und saugte jedes Wort auf, dass er sagte.
Sie waren an dem See angekommen. Sie standen an einer Klippe, hoch über dem Wasser. Aaron setzte sich an die Kante und ließ die Beine baumeln. Hilfsbereit reichte er ihr die Hand. Als sie sicher neben ihm saß, erzählte er weiter.
''Der Teufel war sehr wütend, dass einige seiner besten Dämonen tot waren und
verfluchte die verantwortlichen Vampire. Jeder Vampir, der ihm Treue schwor, wurden verschont. Die, die sich weigerten, wurden verflucht.
Auch die Engel bereiteten Gott Schwierigkeiten. Viele vernachlässigten ihre Aufgaben oder halfen den Vampiren, MML zu ermorden. Wie genau sie das anstellten, weiß ich nicht. Jedenfalls verwünschte Gott seine gefallenen Engel und fesselte jeden abtrünnigen Engel an einem verfluchten Vampir. Jeder Fluch und jedes Band, war individuell auf die Persönlichkeiten abgestimmt.
Doch Gott gab den gefallenen Engeln eine Chance, ihre Fehler zu korrigieren. Sollte ein Engel, seine Verbrechen einsehen und zu tiefst bereuen, würde er wieder ins Himmelreich aufgenommen werden. Die Abtrünnigen waren weder einsichtig, noch bereit, sich der Strafe Gottes zu beugen.''
Still verdaute Vera die Geschichte, die Aaron erzählt hatte. Auch er schien nicht gewillt zu sein, weiter zu reden. Reglos und mit in sich gekehrten Blick sah er zum Horizont. Aaron war in Gedanken ganz woanders und wollte bestimmt nicht weiter erzählen, also schwieg auch Vera.
Schweigend beobachteten beide die Wellen auf dem See und ließen ihre Gedanken wandern. Irgendwann nahm Aaron Veras Hand und wie zum Zeichen, seiner Anwesenheit, drückte er sie sachte.
''Stand in den Aufzeichnungen etwas von geteilten Augen?'' fragte Vera plötzlich in die Stille. Verwirrt musterte er sie. ''Ich meine Augen, die zur Hälfte blau und zur Hälfte schwarz sind.'' Er schüttelte den Kopf. ''Wieso fragst du so etwas?'' Verlegen sah sie auf ihre Hände. ''Ich hatte in der Nacht einen Traum...'' begann sie unsicher, brach aber ab, da es ihr selbst auf einmal suspekt vorkam.
''Was für einen Traum?'' hakte er nach. ''Ach, nicht so wichtig'' nervös begann sie ihre Hände zu kneten. Um mehr aus Vera heraus zu bekommen, sagte Aaron: ''Ich habe dir eine verrückte und unglaubwürdige Geschichte erzählt, also kannst du mir auch einen deiner verrückten Träume zum Besten geben.''
''Es war verdammt komisch... Es hat sich so real angefühlt, als wäre es wirklich passiert... Ich hatte das Gefühl, im Körper einer anderen Frau zu sein, die mit irgendwelchen Leuten diskutiert hat.'' Neugierig geworden, lehnte Aaron sich zurück und stützte sich auf seine Ellenbogen ab. ''Plötzlich wurde ich aus diesem Körper gezogen und schwebte über dieser Frau, in der ich gesteckt hatte. Aufgefallen sind mir sofort ihre langen, roten Haare und diese eigenartigen Augen.
Solche Augen gibt es überhaupt nicht... Sie waren halb blau und halb schwarz'' erklärte sie.
Vera spürte, wie Aaron neben ihr erstarrte. ''War da noch mehr?'' fragte er aufgewühlt. ''Es war viel zu dunkel, ich konnte kaum etwas erkennen. Aber ich glaube, dass dort noch mehr Leute waren. Aus der Dunkelheit, strahlten mir mehrere Augenpaare entgegen. Ich glaube, das es Augen waren, was sollte es sonst sein? Es waren immer zwei gleiche Farbpunkte. Ich konnte orangene, rote, grüne, blaue erkennen und ich glaube es waren auch schwarze Augen dabei.''
Vera sah sich um und erkannte, dass Aaron sich extrem verändert hatte. Sein Gesicht war aschfahl, seine Hände zitterten und seine Halsschlagader war stark hervor getreten. Sie erschrak bei seinem Anblick.
''Aaron, ist alles ok? Du siehst zum fürchten aus. Du kippst doch nicht um, oder?'' Aaron atmete mehrmals tief durch, rieb sich übers Gesicht und stand auf.
''Es war nur ein Traum'' murmelte er und reichte ihr die Hand. Misstrauisch ergriff Vera sie und ließ sich von ihm auf die Füße ziehen. ''Ist alles ok bei dir?'' wiederholte Vera, doch bekam keine Antwort auf ihre Frage.
''Hast du solche Träume öfter?'' entgegnete Aaron. ''Hin und wieder. Warum fragst du?'' ''Nur so.''
Schweigend gingen sie zurück und hingen ihren Gedanken nach.
Aaron ergriff Veras Hand und strich ihr zärtlich über den Handrücken. Behutsam drehte er Vera zu sich, sodass er ihr tief in die Augen sehen konnte. Mit beginnender Zärtlichkeit erwiderte sie seinen Blick und verlor sich darin. Liebevoll strich er ihr übers Haar, seine Hand wanderte weiter über ihre Wange und endete am Kinn. Mit einem tiefgründigen Blick hob er Veras Gesicht empor, legte ganz vorsichtig seine Lippen auf ihre und strich sachte darüber.
Wie von selbst, hob sie ihre Arme und verschränkte ihre Hände in seinem Nacken. Mit unsagbar viel Gefühl und Zärtlichkeit küsste Aaron Vera. Ihr Herz schlug mit solcher Schnelligkeit und Gewalt gegen ihre Rippen, dass es schmerzte. Dieser Kuss war viel schöner und intensiver, als in der vergangenen Nacht. Leidenschaftlich umfasste seine Hand ihre Hüfte und presste Vera an sich. Sanft fuhr er ihren Rücken hinauf und versenkte seine Hand in ihrem Haar. Sehnsucht und Verlangen nach mehr, ergriff sie und sie drängte sich näher an Aaron. Ein besinnliches, kaum beschreibbares Gefühl, nahm von ihr Besitz und ihre Atmung entfuhr ihr stoßweise. Stürmisch fuhr sie ihm durchs Haar und erhob sich auf die Zehenspitzen, um ihm näher sein zu können. Leidenschaftlich keuchte er auf und sein Kuss wurde drängender.
Plötzlich stieß er sie von sich und trat einen Schritt zurück. ''Hab ich etwas falsch gemacht?'' hauchte Vera verstört. ''Nein...'' gab Aaron atemlos zu ''ich.'' Nachdem er mehrmals tief durchgeatmet hatte, gestand er: ''Ich hätte meine Gefühle kontrollieren müssen. Es tut mir leid.''
Verwirrt ging Vera auf ihn zu und legte ihm ihre Hand auf die Wange. ''Dafür brauchst du dich nicht entschuldigen.''
Dankbar nahm er lächelnd ihre Hand von seiner Wange und drückte sie zärtlich.
,,Wenn du wüsstest" sagte er so leise, dass sie ihn kaum verstand.Hallo,
Ich wünsche euch allen ein wunderschönes Weihnachtsfest. Genießt das leckere Essen!
LG Larissa
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Vom Engel geküsst
ParanormalVera, 18Jahre alt, muss das Shadow and Light Internat besuchen. Verschlossen, wie sie ist, freundet sie sich nur langsam mit anderen an. Als sie dann 6Jugendlichen begegnet ist die Katastrophe schon im vollem Gang. Eigenartige Dinge geschehen. Träu...