Blind Date (Shindy FF)

Teil 6) Tick Tack

"Ich hoffe du hast eine sehr gute Ausrede, Shindy. Dein Flugzeug ist nicht abgestürzt, das habe ich kontrolliert. Bisher sind keine Lösegeldforderungen eingegangen, daher gehe ich davon aus, dass du nicht entführt wurdest. Ich habe online nichts über einen Unfall gefunden, weshalb ich davon ausgehen muss, dass du das Interview verpennt hast, in welchem Fall ich dich leider umbringen muss."

Michael steckt das Handy zurück in seine Hosentasche und stützt sich auf das Waschbecken. Er sieht in den Spiegel und betrachtet die Schatten unter seinen Augen. Er weiß, dass sein Handy die ganze Zeit im Flugmodus war. Und die großen Zeiger auf der Wanduhr im Coffeeshop haben ihn mit jedem Ticken daran erinnert, dass er das Interview verpasst.

Aber dieser Tag, der gerade mal halb vorbei ist, fühlt sich inzwischen an wie eine Ewigkeit. Und nichts an diesem Tag hat sich richtig angefühlt, nicht der Flug nach Berlin, nicht die Kids die ihn nicht in Ruhe ließen, nicht Nicky, und vor allem nicht das bevorstehende Interview.

Bis diese Frau in ihn hineingerannt ist und sich stammelnd als Zoe mit Z vorgestellt hat.

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Zoe lässt den Blick durch den Coffeeshop schweifen. Zum hundersten mal schiebt sie sich die langen braunen Haare hinter das Ohr und räuspert sich. Sie spürt wie ihr Handy in ihrer Tasche vibriert und weiß, dass es Lexi ist, die wissen will ob ihr neuester Kuppelversuch von Erfolg gekrönt ist.

Zoe würde ihr antworten, aber Marten ist gerade auf dem Weg zurück zu ihr und hält Blickkontakt, während er sich in den Ohrensessel ihr gegenüber sinken lässt. "Wo waren wir stehengeblieben?" fragt er nach einem Moment der Stille und Zoe lächelt.

"Du hast mich gefragt was Lexi mir sonst noch über dich erzählt hat."

Er zieht die Augenbrauen hoch. "Und?"

Zoe hat über seine Frage nachgedacht als er weg gewesen ist, aber ihr ist nichts eingefallen. "Sie hat mir wirklich nicht viel gesagt. Nur, dass du das Buch dabei hast und dass du für Termine in der Stadt bist."

"Und da hast du dich einfach auf den Weg gemacht um mich zu treffen."

Marten scheint die Angewohnheit zu haben Fragen in Feststellungen zu verstecken und Zoe ist sich nicht sicher ob er eine Antwort erwartet.

"Lexi hat gesagt du siehst wirklich gut aus." erwidert sie schulterzuckend und Marten lacht laut auf. Zoe gefällt es ihn so zu sehen. Er scheint so reserviert zu sein, so vorsichtig. Er lässt sich fast immer Zeit bevor er antwortet und er wirkt oft als sei er mit den Gedanken gerade ganz woanders. Wahrscheinlich liegt das an seinem stressigen Job. Wer weiß was er für die Messe noch alles vorbereiten muss, und hier sitzt er mit ihr und trinkt Kaffee.

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Michael betrachtet sein Gegenüber als er, immer noch grinsend, einen weiteren Schluck seines Espressos trinkt. Er erwischt sich dabei, wie er Zoe mit Nicky vergleicht. Zoe wirkt so im Reinen mit sich. So geerdet. Klar, sie ist ein bisschen aufgedreht. Aber auf eine süße Art.

Nicky auf der anderen Seite scheint immer weniger sie selbst zu sein. Je mehr er darüber nachdenkt, desto mehr fragt er sich, wie gut er sie überhaupt kennt. Sie versucht so verzweifelt ihm zu gefallen und so zu sein, wie er es mag, dass sie das Gegenteil von dem erreicht was sie offensichtlich will.

Sie steht immer zur Verfügung, lässt alles stehen und liegen wenn er sie anruft, egal wie spät es ist oder womit sie gerade beschäftigt ist. Alles was ihm gefällt, gefällt ihr auch. Und weist er sie ab wird sie nur noch bemühter und fragt auch noch was sie falsch gemacht hat.

"Was hat Lexi dir denn über mich erzählt?" fragt Zoe und reißt Michael aus seinen Gedanken.

'Scheiße, gar nichts.' geht es ihm durch den Kopf und er greift erneut nach seiner Espressotasse um Zeit zu schinden.

"Ehrlich gesagt nicht viel." weicht er aus und fragt sich wie er unauffällig rausfinden kann wer diese Lexi überhaupt ist. "Sie meinte man muss dich live erleben."

„Das klingt nach Lexi." Zoe lacht und schlägt die Augen nieder. Sie lächelt und Michael spürt wie er automatisch mitlächelt. Scheiß auf das Interview. Manu wird ihn umbringen, aber das ist es wert.

Doch Michaels Stimmung schlägt schlagartig um, als er realisiert, dass er sich zwar das erste mal seit langem wieder wie er selbst fühlt und entspannt ist, doch dass dieses Hochgefühl nicht von Dauer sein kann, weil er obwohl es sich mit Zoe so anfühlt, mit ihr nicht er selbst sein kann.