Mit Tränen in den Augen schleppten mich meine Beine ziellos durch die Gegend.
Die allgegenwertige Weihnachtsstimmung machte mich traurig. Der blinkende Weihnachtsschmuck, die geschmückten Tannenbäume, die fallenden Schneeflocken – all das machte mich traurig. Unter anderen Umständen hätte ich das Fest vielleicht geliebt. Es musste toll sein, mit seiner Familie rund um den behängten Baum zu sitzen und zu singen.
Ich stellte mir vor, wie es sein musste, ein Geschenk auszupacken. Vor meinem inneren Auge nahm ich eines in die Hand. Es war eine relativ kleine, silberne Schachtel, auf die süße Rentiere mit roten Nasen aufgedruckt waren. Den Deckel hob ich voller Erwartung an und lugte in die Box hinein. Voller Freude entdeckte ich eine Plastikfigur: einen schwarzen Drachen.
Alles was ich mir je gewünscht hatte, war ein bisschen Liebe und vielleicht ein kleines Geschenk. Stattdessen wollten meine Eltern jedes Jahr, dass ich mir eine Beschäftigung suche, während meine kleine Schwester mit Geschenken angehäuft wurde.
Es war jedes Jahr das selbe. Jedes Jahr schlurfte ich gedankenverloren durch die Gegend, in der Hoffnung, der Tag wäre bald vorbei.
Wie immer trugen mich meine Füße auch heute zu meinem Lieblingsplatz, einem Felsen neben einem zugefrorenen See weit weg von unserem Haus, sodass ich hier ungestört war.
Mein Hintern fühlte sich kalt an, als ich mich auf den Stein setzte, da es lange geschneit hatte und schon mehrere Tage lang Frost war.
Nachdenklich starrte ich auf den See. Auf seinem Eis spiegelten sich die umstehenden Bäume. Eine leichte Brise wehte meine Haare andauernd in mein Gesicht. Um das zu verhindern, setzte ich meine Kapuze auf.
In Gedanken versunken saß ich also alleine auf meinem Felsen und atarrte ins Nichts, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Ich stieß einen kurzen Schrei aus und hüpfte vor Schreck hoch, um dann wieder hart auf meinen Popo zu fallen. Verwirrt wedelte ich mit meinen Händen hin und her.
„Geht es dir gut?“, fragte eine Männerstimme von hinten.
Langsam drehte ich mich um und entdeckte einen rothaarigen Kerl. Trotz seiner dicken Jacke bemerkte ich, wie muskulös er gebaut war. Als er merkte, dass ich ihn anstarrte, räusperte er sich und sah mich mit seinen wunderschönen, grünen Augen eindringlich an.
Da fiel mir ein, ich hatte ganz vergessen, zu antworten, also nickte ich stumm.
Der Rothaarige setzte sich neben mich. „Was machst du hier ganz alleine?“
Langsam kam ich wieder zur Besinnung. Icb schaffte es sogar, etwas zu antworten: „Naja, meine Familie haz keine Lust auf mich.“
„Das kenn ich. Meine Schwester Heidrun hasst mich.“
Verwundert schaute ich ihn an. Er war ein wildfremder Mann und begann einfach mit mir zu reden…
„Warum erzählst du mir das?“
Kurz schaute er mich nachdenklich an und zuckte dann mit den Achseln. „Du siehst nett aus und es tut gut, zu reden.“
‚DU SIEHST NETT AUS‘ hatte er gesagt. Ob er das wohl ernst meinte? Das hat noch nie ein Junge zu mir gesagt, vor allem nicht so ein atemberaubend gutaussehender…
OH GOTT, was redete ich da?! Er war nur irgendjemand, den ich auf einem Felsen kennengelernt hatte, nichts weiter!
„Weihnachten ist doof“, seufzte ich nach einer Weile.
„Ja, vor allem, wenn man alleine ist. Aber das sind wir ja jetzt nicht mehr.“ Er lächelte mich an. Es war ein wunderschönes Lächeln, wahrscheinlich das schönste, das ich je in meinem Leben sehen würde. Während ich ihn bewunderte und anstarrte, schaute er mich erwartungsvoll an. Er erwartete eine Antwort.
Meine Gehirnzellen waren überfordert. Einerseits mussten sie diese Schönheit verarbeiten und dann sollten sie auch noch nach Antworten suchen?! Das war doch wohl zu viel erwartet!
Zum Glück brachte ich ein „Ähm, ja“ heraus.
„Naja, ich sollte dann mal gehen und schauen, dass meine liebe, kleine Schwester keinen Blödsinn macht.“ Da er aufstand, tat ich das selbe.
„Gehst du jetzt?“, fragte ich traurig.
„Ja, leider muss ich das. Es war echt schön mit dir.“
Als hätte mich dieser Satz nicht schon genug verwundert, umarmte er mich. Er war so schön warm und roch so gut. Ich genoss es, wie seine muskulösen Arme mich umklammerten.
Leider kam auch der Zeitpunkt, wo er mich losließ, doch nicht einmal das konnte mir meine Freude nehmen. Ich strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
Er hatte mich umarmt! Auf einmal begann ich wie verrückt herumzuquietschen und auf und ab zu springen. Doch der Junge hatte es anscheinend falsch verstanden: „Was ist mit dir?“
Nachdem ich mich halbwegs beruhigt hatte, meinte ich: „Ich bin einfach nur glücklich, weil du mich umarmt hast. Das ist alles.“
Nach einer kurzen Pause, wo er mich nur musterte, fragte er: „Wie heißt du eigentlich?“
„Sarah“ Mir war es unangenehm das zu sagen, da ich meinen Namen hasste.
„Nun gut, Sarah. Ich bin Dagur. Hoffentlich sehen wir uns mal wieder, ich find dich nämlich echt toll. Naja, bis dann.“
Er drehte sich um und ging drei Schritte weit, bis er umdrehte und zu mir zurückkehrte. „Achja, ich habe noch ein Geschenk für dich.“
Bevor ich noch überhaupt darüber nachdenken konnte, was er meinte, lehnte er sich nach vorne, schob meine Kapuze beiseite und gab mir einen Kuss auf die Wange.
Bevor ich etwas sagen konnte, war er auch schon um die Ecke gebogen.
Wie in Trance hob ich meine Hand und berührte die Stelle. Meine Haut kribbelte.
DAGUR… Was für ein toller Name… Was für ein toller Mensch…
Ich betete, dass ich ihn wiedersehen würde.
Er hatte aus diesem Weihnachten das erste gemacht, an das ich gerne dachte.
Ich war glücklich.
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OHNEZAHN_LOVER_01
So, Sarah. Das war dein Weihnachtsgeschenk. Ich hoffe, es hat dir gefallen ^^
Hast du es geahnt? Ja, oder?!
Ich bin gerade die ganze Zeit gesessen und habe das geschrieben, damit ich du es am Heiligen Abend lesen kannst :/
Darf ich anmerken: Es ist der 24.12.2016 um 3:46 und ich werde morgen wie ein Zombie herumlaufen. Was man nicht alles für die Freundschaft tut…
Aber irgendwie bin ich nicht so ganz zufrieden mit dem Oneshot, also hab ich irgendwie Angst, dass er dir nicht gefällt. Aber egal.
Ok, also Frohe Weihnachten, mein Furzi <3
Und auch Frohe Weihnachten an alle anderen, falls das hier irgendjemand liest ^^
caroanja
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Der Klang der Worte
Krótkie Opowiadania... Beste Platzierung: #336 in Kurzgeschichten Begonnen: 24.12.2016