Assassinen

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Wir liefen nun schon eine ganze weile durch einen Wald, der nicht zu enden schien. Arek hatte Thialda ein ganzes Stück auf seinem Rücken getragen, doch irgendwann konnte er nicht mehr und setze sie ab. Seit dem jammerte sie immer wieder, wie lange es denn noch sei, und wir antworteten ihr immer wieder, dass wir es nicht wissen. Es war egal, was wir ihr sagen, sie fragte es nach zwei Minuten wieder. Also ließen wir sie fragen, immer und immer wieder. Ich merke, dass Arek ein wenig gekrümmt lief.
"Hey Arek. Was ist los? Du läufst so gekrümmt?" sprach ich ihn darauf an.
"Ich weiß auch nicht. Seit so 10 Minuten habe ich leichte Krämpfe im Bauch..." erklärte er.
"Hm...Vielleicht liegt es daran, dass wir schon länger nichts mehr gegessen haben?" stellte Thialda die Vermutung in den Raum.
"Kann sein" überlegte ich laut. "Wir werden hoffentlich bald etwas essbares finden..."

Auf dem Boden fiel nur wenig Licht der schon untergehenden Sonne, dass meiste wurde vom dichten Blätterdach abgefangen, die Bäume streckten ihre Äste nur so danach. Es war wie ein Machtkampf, wer den besten Platz bekommt.

Aus ungefähr 20 oder 30 Metern Entfernung war eine Lichtung, ein freies Stück grün, dass nicht von machthungrigen Bäumen "befallen" wurde.
"Vielleicht finden wir da Beeren oder sowas!" rief Thialda und rannte los.
"Warte!" rief Arek ihr hinterher und wir liefen ihr nach. Als wir sie eingeholt hatten, stand sie schon auf der Lichtung.
"Hier ist es schööönn!" rief Thialda uns zu, als wir zu ihr kamen.
"Schrei doch nicht so! Sonst werden wir noch taub!" sagte Arek belustigt.
"Aua..." sagte er leise.
Thialda sah ihn sorgevoll an. "Ist es schlimmer geworden?" fragte sie.
Er nickte.
"Dann leg dich am besten mal hin, vielleicht finde ich ein paar Kräuter oder so..."
Ich sah sie halb überrascht an. "Kennst du dich mit Kräutern aus?"
"Naja, es geht. Als wir noch in der Fabrik gearbeitet haben, hat man sich öfters verletzt. Und, wir durften natürlich nicht zum Arzt oder sonstiges, also haben wir uns selbst geholfen. Daher kenne ich zumindest ein paar Kräuter gegen Husten, Bauchschmerzen oder Wunden..." erklärte sie und entfernte sich ein wenig. Ich ging mit ihr mit, ich wollte nicht, dass ihr etwas passierte, konnte aber, wenn ich mich umdrehte, Arek noch im Gras liegen sehen.

"Mal sehen...". Thialda dachte laut nach.
Dann hockte sie sich auf den Boden und krabbelte von Kraut zu Kraut, überprüfte die Auswahl.
Ich sah ihr aufmerksam zu, bis ein lauter Schrei die Stille durchbrach.
Dieser Aufschrei stammte von Arek.
Thialda zuckte zusammen und wir drehten uns um.
Ein Junge, ungefähr so alt wie Arek, 15 oder 16 geschätzt, drückte ihm eine kleine Klinge gegen die Kehle und mit einem Fuß stand er auf seinem Bauch, um sicher zu gehen, dass er sich nicht wehren konnte.
"Ey!" schrie ich und er wendete sich zu Thialda und mir um. Anscheinend hatte er uns nicht wahrgenommen, denn seine Augen strahlten Überraschung aus.
Ich rannte auf ihn zu und rammte ihn von dem immer noch am Boden festgenagelten Arek runter. Er rappelte sich auf, nahm die am Boden liegende KIinge und zeigte mit diesem auf mich.
"Ihr seit in das Territorium der Trajiu eingedrungen, Spione!" rief er durch seine Vermummung. Ein Schwatzes Tuch überdeckte seinen Mund, er trug eine dunkelblaue Kapuze, welche an einem ebenfalls dunkelblauen  Umhang angebracht war. Also ungefähr der selbe, wie ich ihn trug, nur meiner war Schwarz. Er hatte Schwarze Haare und Braune Augen.
Das Territorium der Trajiu?
Die Trajiu waren ein schon hunderte von Jahren alter Assassinen Orden. Und ein sehr einflussreicher noch dazu.
"Wir wollen euch nichts tun!" rief ich ihm zu.
"Natürlich! Und ich bin König Tali!" rief er ironisch zurück und rannte auf mich zu.
Ich sprang gerade noch so nach hinten, ehe die Klinge meinen Kopf abtrennen konnte.
"Glaubt mir! Ich bitte euch" versuchte ich es noch ein letztes mal mit Worten.
Er sagte nichts, sondern nutzte seine Chance und rannte zu Thialda, die neben Arek hockte, um ihn  zu beruhigen.
"Achtung!" schrie ich. Sie drehte sich um und riss die Augen auf. Aber, wie schon öfters gesagt, Thialda war eher ein Kind dass Handelte, nicht erst groß überlegte. Sie stellte sich in den Weg, sie stand nun zwischen Arek und ihm.
"Thialda! NICHT! WEG DA!" schrie ich und setzte ihm nach, konnte ihn gerade noch so wegschubsen, bevor er auch sie einen Kopf kürzer machte.
Er war sehr präzise und geschickt. Er war jedoch noch nicht so alt, dass er ein richtiger Assassine werden kann, dass erkannte ich. Er musste noch ein Schüler sein. Ich hatte einmal über sie gelesen. Eine Hand voll von ihnen waren genau so viel wie 30 Kämpfer von Kriegsherren.

Jetzt war auch für mich Schluss. Er hatte Thialda und Arek angegriffen und das wiederum duldete ich nicht.

"Du hast es gewagt meine Freunde anzugreifen?!"
Er stand mir gegenüber.
"Wird da jemand wütend? Was willst du schon tun? Außerdem seit ihr in unser Gebiet eingedrungen."
"Das rechtfertigt nicht deine Taten" rief ich und rannte auf ihn zu, meine Arme in Flammen gehüllt. So schnell, wie ich vor ihm stand, konnte er nicht reagieren. Ich packte seine Klinge, fasste sie mit der Hand an. Das Eisen schmolz dahin, es leistete keinen Wiederstand. Ich griff an sein Handgelenk, umfasste es und meine Flammen fügten ihm Verbrennungen zu. Jetzt war er derjenige, der aufschrie. Vor Schmerz. Er sackte daraufhin zusammen, umfasste seine Hand.
Sein Atem ging schnell, er starrte zu mir hoch.
Geschockt, nicht bewegungsfähig starrte er mich einfach an. Ich hätte ihn verbrennen können, aber dass würde mich nicht besser als einen Wahllosen Mörder machen.

Aus einiger Entfernung hörte man einen Ruf.
"Talon! Was ist passiert?!"

Zwei Männer, voll ausgebildete Assassinen kamen auf die Lichtung. Sie sahen erst zu dem Jungen, Talon hieß er, wie ich gerade erfahren hatte, dann zu  Arek und Thialda, die beide am Boden hockten und schließlich zu mir. Ihre Augen blieben bei meinem in Flammen gehüllten Armen stehen.
"Das...ist das etwa..."

Der ältere Mann trat vor. Er sprach zu mir.
"Zu'cj oder Kind Eywas? "
Auswahlverfahren.
"Ich bin ein Kind Eywas" sprach ich mit fester Stimme.
"Euer Schüler hat meine Begleiter angegriffen. Ich habe sie nur verteidigt"
Die beiden Männer sahen sich an. Dann nickten sie beide und kamen auf mich zu.
Ich machte ein paar Schritte rückwärts, entflammte meinen Körper und stand schützend zwischen Thialda, Arek und den beiden Assassinen.
"Kommt nicht näher!" befahl ich drohend.
"Wir wollen euch nichts tun, Kind Eywas...glaubt uns" sprach der ältere der beiden.
Sie gingen zu Talon, der jüngere ging neben ihm in die Hocke und träufelte einwenig, für mich undefinierbare Flüssigkeit auf die Brandwunden. Ihm entwischte ein Zischen, unterdrückte den Schmerz aber so gut es ging.

"Wir müssen euch bitten, Kind Eywas, dass ihr mit uns kommt"
"Im leben nicht! Euer Schüler hätte meine Freunde fast abgeschlachtet!" fauchte ich zurück.

"Verzeiht, aber er konnte nicht wissen, gegen wen er hier antritt..." sprach der Jüngere.
Der ältere musterte meinen immer noch entflammten Körper.
"Sagt, Kind Eywas. Was ist eure Macht?"
Ich starrte ihn an, prüfte seine Augen. Ich sah ihn ihnen nichts verräterisches.
"Ich bin Asula, das Kind der Flammen!" gab ich zurück.
"Nun gut, Asula, Kind der Flammen, wir müssen euch bitten, mit uns mitzukommen. Wir erwarten euch bereits.."
Ich sah ihn fragend an. " Wie, ihr erwartet mich bereits? Seit wann?"
"Seit 95 Jahren"

Ich hielt die Luft an. Sie warteten seit 95 Jahren auf mich? Wie kann das sein...Vieleicht...vieleicht haben sie mit Eywa gesprochen...oder Eywa mit ihnen...
"Nun gut, wir kommen mit euch..." sprach ich und drehte mich um, sah zu Thialda. Sie stütze Arek, er keuchte immer noch schwer, anscheinend hatte die Klinge von Talon ihm die Luft abgedrückt.
"Dann folgte mir, Kind der Flammen."
Der jüngere zog Talon hoch, seine Verbrennungen sahen echt übel aus.
Tja, dass kommt davon, wenn man sich mit Asul, dem Feuerdrachen anlegt. Ich traute ihnen noch nicht ganz, weswegen ich bei Arek und Thialda lief. Assassinen sind unberechenbar...
Wir kamen am älterem Mann vorbei.
Ich zischte ihm zu:
"Wenn ihr uns reinlegt, Assassine, vernichte ich euch und euer ganzes Dorf"
"Würdet ihr das wirklich tun? Oder sagt ihr das nur so, Kind der Flammen"

Ich blickte ihn feindselig an.
"Lassen wir es doch drauf ankommen"


-Kind der Flammen-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt