Kapitel 26

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Immer diese Frage „Warum?".
Warum leben wir?
Warum ist der Himmel blau?
Warum glauben Menschen an Gott oder auch nicht?
Warum sind wir wir?
Warum ist die Erde rund?
Warum laber ich so einen scheiß? Also worauf ich hinaus will, ist, dass ich mich frage, warum Sean sagt, dass ihm schlecht ist.

Ich wollte gerade meine Hand auf seinen Oberschenkel legen, als er aufgesprungen ist und zur Toilette verschwunden ist. Seitdem kotzt er sich die Seele aus dem Leib und Jaden versucht ihn irgendwie zu beruhigen.
Ich sitze auf meinem Platz und gucke aus dem Fenster raus. Ich hasse dieses Geräusch, wenn sich jemand übergibt.
Als Sean nach fünf Minuten immer noch nicht wieder da ist, mache ich mir ja schon Gedanken. Sarah setzt sich gegenüber von mir.
Ich sehe sie traurig an.

„Ihm geht's gut. Glaub mir", lächelt sie. In dem Moment kommt er aus der Toilette raus. Seine Farbe ist wie aus dem Gesicht gewischt. Sein Gesicht ist blass. Sehr blass um genau zu sein.
Ich klopfe neben mich auf den Sitz, damit er sich setzen kann und er tut es. Als er sitzt schiebe ich ihm eine Flasche Wasser zu. Er nimmt sie und trinkt einen kleinen Schluck.
„Du solltest dich gleich wenn wir da sind hin legen und schlafen", erklärt Jaden. Sean nickt leicht. Er wirkt, als wäre er gar nicht anwesend.

Als das Flugzeug gelandet ist, springt Sean auf und übergibt sich wieder. Nur diesmal in einen Mülleimer. Ich verlasse mit schnellen Schritten das Flugzeug. Sean tut mir so unfassbar leid.
Ich möchte ihm helfen, aber ich kann das weder sehen noch hören. Jaden stützt Sean etwas. Ihm geht's echt nicht gut. Sie steigen alle ins Auto.
„Darf ich vorne sitzen?", frage ich vorsichtig. Julian nickt und wir tauschen Plätze. Er klettert nach hinten und ich setze mich nach vorne.

„Devin halt an!", brüllte Jaden. Als Devin den Wagen zum stehen gebracht hat, springt Sean mit Jaden raus und mein Freund übergibt sich erneut. Was hat er nur?
Ich fange an an meinen Fingernägeln rum zu knipsen. Ich hasse dieses Geräusch.
„Was ist los?", fragt mich Devin verwirrt. „Ich kann sowas weder hören noch sehen, da wird mir schlecht", erkläre ich und Devin nickt.

Jaden klettert wieder ins Auto und auch Sean steigt wieder ein. „Geht's wieder?", fragt Julian und Sean nickt.
Devin fährt im schnellsten Weg nach Hause. Dort angekommen steige ich aus und öffne Sean die Tür. Ich möchte ihm gerade die Hand reichen, als er mit dem Kopf schüttelt. Ich trete zur Seite und Jaden und er laufen los zum Haus.

Langsam mache ich mir sorgen. Sarah nimmt mich in den Arm. „Hör auf zu weinen. Wir rufen gleich einen Arzt an", erklärt Dylan und streicht mir über den Rücken. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass ich weine.
Wir laufen ins Haus hinein. Als wir drin sind, Verschwinde ich in die Küche.

Ich öffne einen einen Küchenschrank. Und noch einen. Und alle anderen auch.
„Ist das euer Ernst?!", brülle ich laut. Devin und auch Dylan betreten die Küche und sehen mich fragend an.

„Ihr habt keinen Tee im Haus? Wirklich?", frage ich sie. Die beiden sehen mich entschuldigt an. Devin meint, dass wir sofort welchen holen. Wir verlassen also zusammen das Haus und steigen ins Auto.
Devin fährt in Richtung irgendeines Ladens.

Mein Handy klingelt. Mensch hat Sean es etwa nicht in der Hosentasche?
Ich gehe also ran. „Melina? Wir haben nen Arzt gerufen und der ist auch gerade schon gekommen. Sean fragt als nach dir. Er will sich nicht behandeln lassen", erklärt Jaden.
„Stell auf Lautsprecher", befehle ich und er tut es, „Sean ich bin bei dir okay? Der Arzt will dir doch gar nichts schlimmes. Du sollst dich doch nur untersuchen lassen. Ich meine, wer weiß was du hast. Ich mache mir total die Sorgen, also lass dich bitte untersuchen", bitte ich ihn.
„Komm her", schnieft er. Weint er?
„Sean wir holen dir nur schnell Tee. Danach bin ich sofort bei dir", sage ich ihm.
„Nagut", murmelt er.

„Danke Melina", sagt Jaden, als er den Raum verlassen hat. „Nicht dafür", antworte ich und steige aus dem Auto.
„Was für Tee brauchen wir?", fragt mich Devin.
„Irgendwas mit Kräutern", erkläre ich.
„Was ist mit kräutern?", möchte Jaden wissen. Ich erkläre ihm, dass Devin mich eben gefragt hat, was wir für Tee bräuchten.

„Melina?", fragt mich Jaden, nachdem wir uns angeschwiegen haben. „Jaa?", frage ich zurück.
„Ich hab dich lieb", kichert er. Ich antworte ihm, dass ich ihn auch lieb habe.
Devin bezahlt den Tee und noch andere Sachen. Wir wollten doch nur Tee holen? Warum holt er jetzt noch Kekse? Ach da ist die Frage „warum?" wieder.

„Jaden sag Sean, dass ich aufm weg zurück bin", bitte ich Jaden und steige ins Auto.
„Sie kommt gleich", höre ich Jaden sagen.
„Darling?", murmelt Sean. „Yes," frage ich ihn.
„Ich liebe dich", sagt er leise. Wie kann er in so einem Moment an so etwas denken? „Ich liebe dich auch", lächle ich.
Man hört Jaden im Hintergrund, wie er ein leises „Nawww" von sich lässt.

Während Devin das Auto fährt, merke ich, wie Sean sich immer mehr beruhigt und langsam wieder normal wird. Als er das Auto endlich vor dem Haus parkt, lege ich auf und betrete das Haus.

„Da seid ihr ja", grinst Jaden. „Jaja", gebe ich von mir und laufe zur Couch, wo Sean liegt. „Wie geht's dir? Was hat der Arzt gesagt?", frage ich ihn vorsichtig und ruhig. „Mir geht's an sich gut, ich fühle mich nur schwach. Und er sagte, dass das an meinen Tabletten liegt, die ich nehmen muss. Also die, wegen der Schmerzen von den Rippen", erklärt er.

Stimmt, dass hat er mir erzählt. Sean ist neulich mit Jaden Skateboard gefahren und auf dem Weg zum Haus, ist Sean sein Rad abgefallen und er ist runter gefallen und ziemlich ungünstig auf die Rippen gefallen. Seitdem musste er Tabletten gegen die Schmerzen nehmen.

„Also nimmst du die Tabletten jetzt nicht mehr?", frage ich ihn. Sean nickt. „Er sagte, dass wenn ich schmerzen habe, du mir wie ein kleines Kind Küsschen drauf geben sollst", lacht er. Jaden fängt auch an zu lachen.

Ich Verschwinde in die Küche und koche ihm einen Tee. Nochmal die Frage. Warum hat Devin Kekse gekauft? Ich meine Sean darf sie nicht essen. Er selbst ist sie glaube ich auch nicht. Naja egal, frage ich ihn nachher halt.

Nachdem der Tee fertig ist, gehe ich ins Wohnzimmer. Ich setze mich neben Sean und lege ein Kissen auf meine Beine.
„So komm her", lächle ich und klopfe auf das Kissen. Er rutscht höher und legt seinen Kopf auf meine Beine.

Ich streichle ihm etwas durch die Haare, als er wie ein kleines Kind sein Tee trinken möchte und sich die Zunge an dem heißen Wasser verbrennt. Ich lächle leicht. Er ist ja schon süß.
„Warum ist das denn so heiß?", meckert er. „Naja möchtest du kalten Tee trinken oder wie?", kichre ich.
Sean schüttelt mit dem Kopf.

Langsam merke ich, dass Sean fast schläft und auch meine Augen sich langsam schließen. Bevor ich etwas dagegen tun kann, schlafe ich ein. Und die Hölle beginnt mal wieder...

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