Hand in Hand liefen sie durch das Eingangstor. Im Schatten einer Lampe blieben sie stehen und sahen sich tief in die Augen. ''Danke, dass du mir die Geschichte, von den Engeln und Vampiren, erzählt hast'' sagte Vera lächelnd. ''Und ich danke dir, dass du mir deinen Traum anvertraut hast'' zärtlich strich er ihr die Haare hinters Ohr. Langsam nahm er sie in die Arme und küsste sie. Vera zog ihn an sich. Sein Griff um ihre Hüften verstärkte sich.
Schwer atmend löste er sich von ihr. ''Gute Nacht, Mylady'' lächelnd streichelte er ihre Wange. ''Wieso nennst du mich ständig Mylady?'' Vera bereute die Worte, sobald sie über ihre Lippen gekommen waren. Du Volltrottel! Hirnlose Kuh, ging es ihr durch den Kopf. Aaron ließ sich allerdings nichts anmerken. ''Weil du meine Mylady bist.'' und er küsste sie wieder. Es war ein kurzer Abschiedskuss. ''Nacht'' flüsterte sie.
Aaron war zum Speisesaal gegangen und hatte Vera zurück gelassen. Vera wollte ihm gerade folgen, als sie Gekicher und Geschnatter hörte.
Als sie sich umdrehte, sah sie Lea, Nina und Luise auf sich zu kommen. ''Na, was war das denn?'' kicherte Lea. ''Hast du gesehen, wie er sie geküsst hat?'' fügte Luise hinzu. Beide waren sichtlich neugierig, nur Nina sah aus, als hätte sie einen Schlag ins Gesicht bekommen.
Bei ihr angekommen, musterten sie Vera. ''War das gerade Aaron?'' fragte Luise kichernd. ''Klar, das hast du doch gesehen!'' rief Lea. ''Seid ihr etwa zusammen?'' fragte Luise neugierig. Verlegen zuckte Vera die Achseln. Sie wusste selbst nicht, was zwischen Aaron und ihr lief. Aber das war ihr egal, sie war glücklich.
Heute war Asia-Tag, das Motto der Küchenchefs. Es gab Sushi, Reis, süß-sauer-Soße und Frühlingsrollen. Vera hatte sich für Reis mit süß-sauer-Soße und eine Frühlingsrolle entschieden. Die Soße war mehr sauer als süß, der Reis war viel zu hart und die Frühlingsrolle pampig.
Sie spürte Kevins Blick. Er hatte sich an einen anderen Tisch gesetzt und durchbohrte sie jetzt mit Blicken. Es war ihr sehr unangenehm.
Die Mädels hatten sie mit Fragen bombardiert, entweder ging es um Aaron und sie oder um Kevin und sie. Beides waren nicht gerade die Themen, die sie unbedingt bequatschen wollte. Schließlich wusste sie selbst nicht, ob sie mit Aaron zusammen war oder was da zwischen Kevin und ihr gelaufen ist.
Aaron war nirgends zusehen. Sie war sich sicher, dass er hier her gegangen war. Suchend sah sie sich um. Wo war er?
Nachdem sie das Essen hinunter gewürgt hatte, lief sie allein in ihr Zimmer.
Im Hof angekommen, bemerkte sie Schritte hinter sich. Kevin war ihr unbemerkt gefolgt. ''Hast du kurz Zeit?'' Vera drehte sich zu ihm.
Einen Meter vor ihr stand Kevin. Er hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt.
Sein Haar schimmerte im Mondlicht golden und seine Augen blitzten herausfordernd.Vera verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust.
''Dauert nicht lange'' behauptete er, bevor sie verneinen konnte. ''Ok, ich gebe dir 5 Minuten.'' Dankend lächelte er.''Erklärst du mir vielleicht, was passiert ist, dass du mich so hasst?'' fragte er. Geschockt fiel ihr die Kinnlade runter. ''Ich hasse dich nicht, Kevin'' murmelte sie. ''Und was soll dann dein Verhalten, mir gegenüber? Erklär's mir, denn ich versteh es nicht'' entgegnete er. ''Du bist total abweisend, verhältst dich, als wäre ich eine Krankheit'' warf er ihr vor. Kopfschüttelnd atmete sie tief durch.
''Du bist keine Krankheit, aber ich versteh nicht, wieso du mir ständig auf die Pelle rückst?'' fauchte sie.
Seine Muskeln spannten sich an und sein Gesichtsausdruck verhärtete sich.
''Willst du etwa behaupten, du hättest am See nichts für mich empfunden? Was war es dann, was zwischen uns abgelaufen ist, erklär es mir bitte.'' In seinen Augen konnte sie den Schmerz sehen, den er empfand.
''Doch ich habe etwas gefühlt, aber das war nur Freundschaft'' gestand sie. ''Hör zu, falls du das alles falsch verstanden hast, dann tut's mir leid, aber ich empfinde nichts für dich.''
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Vom Engel geküsst
МистикаVera, 18Jahre alt, muss das Shadow and Light Internat besuchen. Verschlossen, wie sie ist, freundet sie sich nur langsam mit anderen an. Als sie dann 6Jugendlichen begegnet ist die Katastrophe schon im vollem Gang. Eigenartige Dinge geschehen. Träu...