CODE - Gefährliche Gegenwart

Kapitel 21

,,Gib mir den Bogen, Reece.",sagte Stave ruhig. Ich sah ihn an.
,,Warte, gib mir noch eine Chance, ich möchte nur-"
,,Es läuft weg, wenn du nochmal danebenschießt.",murmelte Dean.
Es hatte den Pfeil nicht als Gefahr gesehen, weil ich sehr weit von dem Tier weggeschossen hatte.
Ein wenig wütend drückte ich Stave den Bogen in die Hand und stellte mich neben ihn. Er stellte sich aufrecht hin, setzte den Pfeil an und schoss.
Das Tier taumelte und fiel um, vorsichtig kamen wir näher.
Genau ins Herz. Angeber.
Dean freute sich, während Stave sagte:,,Wie sollen wir es rein bringen?" 
,,Ich glaube, wir sollten zuerst die Wunde versorgen.",meinte ich. Das Blut floss über die Erde, es war ekelhaft.
,,Was willst du damit erreichen? Es ist tot.",stellte Dean fest.
,,Man könnte es länger frisch halten."
Ich hatte keine Ahnung, ob das stimmte.
,,Dean, ich lass dich kurz runter, mein Rücken-"
,,Geht klar." 
Stave ließ Dean auf dem Boden und ich wollte nicht zu ihm runtersehen. Er schaffte es, sich über den Boden zu einem Baum zu bewegen und sich gegen ihn zu lehnen.  
Stave beugte sich runter zum Tier und überprüfte ob es atmete.
,,Zieh den Pfeil raus.",sagte Dean und wies auf das Tier.
,,Nein, es würde mehr bluten und..."
Stave sah mich an, zog den Pfeil demonstrativ einfach raus. 
,,Es ist besser, wenn das Blut hier bleibt. Wir brauchen kein Blut im Club."
Er hatte Recht, aber ich war angepisst weil er nicht auf mich hörte. Es ergab keinen Sinn, ich war einfach schlecht gelaunt. 
Ich stellte mich an einen Baum und verschrenkte die Arme.
,,Jemand muss zurück und Hilfe holen.",beschloss Stave und sah dabei nur mich an.
,,Mit Jemand meinst du mich."
,,Ich kann nicht so gut zurücklaufen, Reece.",sagte Dean.
,,Ich geh aber nicht.",weigerte ich mich sturr, Stave sah Dean kurz an, dann wieder mich.
,,Aber-"
,,Ich kenne mich hier nicht gut aus, vielleicht würde ich den Weg hierhin nicht finden.",argumentierte ich. Es war so gelogen, wir waren vielleicht 30 Meter von dem Club entfernt und ich hatte hier gestern mehrere Stunden trainiert. Ich würde mit geschlossenen Augen zurückfinden können.
,,Gut, ich gehe.",seufzte Stave und lief los.
Dean und ich sagten nichts, ich schaute einfach geradeaus und weigerte mich, den Blick auf das Tier zu richten.
,,Reece, ich muss dir was sagen.",meinte Dean langsam ohne mich anzugucken.
,,Klar, was ist?",fragte ich verwirrt und ging auf ihn zu, hockte mich hin.
Dean sah mich total komisch an, mein Herz machte einen Sprung. Er raufte sich die Haare, schaute weg und seufzte.
,,Es tut mir so Leid, Reece. Ich wusste selbst nicht, was ich da gemacht habe, ich werde alles versuchen, um es wieder gutzumachen. Ich halte das einfach nicht mehr aus, ich habe ständig Schuldgefühle und wollte mich schon seit einer Ewigkeit entschuldigen. Ich-"
,,Warte, worüber redest du?"
Es machte mir Angst, dass er sich so krass entschuldigte.
Er schaute mir tief in die Augen, sein Blick tat weh.
,,Ich habe deinen Vater getötet."
Etwas in seinem Gesicht verriet mir, dass er es ernst meinte.
Ich brauchte ein Paar Minuten, um zu realisieren, was er da gesagt hatte.
Er. Der Mörder meiner Eltern.
Tränen stiegen in meine Augen, ich versuchte sie wegzublinzeln. Dann ohrfeigte ich ihn und stand ruckartig auf.
,,Warum?!",schrie ich.
Warum ausgerechnet er? Er stand mir so nahe, war mein bester Freund. Es wäre mir lieber gewesen, es wäre jemand den ich nicht kannte.
,,Du hast mir alles genommen! Warum hast du das gemacht?!",brüllte ich weiter. Tränen flossen meine Wangen hinunter. Dean antwortete nicht.
,,Du bist ein Mörder! Ich hasse dich!",rief ich und trat aus Wut gegen einen Baum.
Mars und ein Paar andere kamen, ich wollte nicht, dass sie mich weinen sahen, allerdings konnte ich es nicht verbergen.
,,Was ist hier los?",fragte Mars und sah mich stirnrunzelnd an. Er hatte mein Geschrei gehört. Aus dem Blickwinkel sah ich, wie Stave sich um Dean kümmerte.
,,Er hat meine Eltern getötet!",rief ich voller Hass und zeigte auf Dean.
,,Und jetzt bist du zu feige, um mir wenigstens ins Gesicht zu gucken! Und zu feige, um zu dem zu stehen, was du gemacht hast! Nein, stattdessen lässt du es einfach über dich ergehen. Du bist ein Arschloch, Dean Zmith."
Während Dean mich ansah, als würde er etwas sagen wollen, sahen alle anderen besorgt und verwirrt zwischen mir und Dean hin und her.
Mars sah Dean kurz an, wollte mich dann wegführen.
,,Und wehe, Dean, du kommst ein Mal zu mir! Ich will nichts mit dir zu tun haben, du bist für mich gestorben!",schrie ich und ging weg.
Mars folgte mir.
,,Er hat deine Eltern getötet?! Wann war das?"
,,Wieso willst du das wissen?",knurrte ich wütend und schlug einen Ast zur Seite.
,,Reece, jetzt bleib doch mal stehen!",rief Mars und hielt mein Handgelenk fest. Ich drehte mich energisch um.
,,Wieso?! Vor Problemen wegzulaufen ist eh das Beste, was ich kann."
Mars ignorierte diesen Satz.
,,Falls Dean schon mehrfach Chiplose getötet hat, stellt er eine Gefahr für den Noah's Ark Club dar. Ich will nicht, dass-"
,,Schon klar, du mochtest ihn von Anfang an nicht und willst ihn nicht in deinem Club haben.",verdrehte ich die Augen, obwohl ich im Moment auch nicht wollte, dass Dean in diesem Club ist.
Man sah Mars an, dass er sich zusammenriss, sein Kiefer mahlte.
,,Nein, es geht darum, ob er Leute aus meinen Club verletzten könnte. Ich muss wissen, wann das war und ob er aus eigenen Stücken gehandelt hat."
,,Es war vor einem Jahr und es wurde ihm von der NC befohlen. Er würde so etwas nie wieder machen.",nahm ich Dean in Schutz. Eine Weile schwiegen wir, dann sagte Mars:,,Dir ist klar, dass du seinem Image geschadet hast?"
Ich schnaufte.
,,Was interessiert mich sein Image? Er ist der Mörder meiner Eltern, das ist das Einzige, was zählt."