Lindsays Sicht:
Valentinstag. Meine Hausdame machte mir das Kleid hinten zu und rückte es zurecht. „Sie sehen sehr hübsch aus Mrs. Mason", sagte sie und ließ mich allein. Ich schaute in den großen Spiegel vor mir. Das Kleid reichte mir bis auf den Boden. Eine wunderschöne Schleppe führte durch das halbe Zimmer. Meine Haare fielen mir über die Schultern. Meine Augen waren dunkel geschminkt und meine Lippen feuerrot. Zaghaft lächelte ich in den Spiegel. Heute war es also soweit. Ich griff nach meinen weißen Absatzschuhen und setzte mich auf das weiche Bett, um sie mir anzuziehen. „Sind Sie fertig?", fragte die Hausdame und schaute mit ihrem großen runden Kopf in das Zimmer herein. „Ja", sagte ich kalt und ließ mich von ihr nach draußen führen.
„Hübsch siehst du aus", sagte Victoria und kam direkt auf mich zu. Unerwartet nahm sie mich in den Arm. Ich wusste nicht richtig, wie ich mich verhalten sollte und streichelte ihr leicht über den Rücken, um nicht desinteressiert zu wirken. „Da kann ich dir nur zustimmen mein Schatz", sagte mein Schwiegervater zu seiner Frau, „Eine hübsche Braut haben wir hier". Ich fühlte mich geschmeichelt, aber ich wünschte Pattie würde das gerade zu mir sagen. „Deine Eltern sind auch gleich hier", kündigte sie an und ich konnte nur meine Augen verdrehen bei dieser Aussage. Ich wollte niemanden sehen, ich wollte den Tag hinter mich bringen ohne in Tränen auszubrechen. Ich hatte zwar die Chance, vor dem Altar „nein" zu sagen, aber auch das würde Alex nicht imponieren, er würde es nicht akzeptieren.
„Ihr Wagen ist jetzt da", sagte ein Butler und geleitete mich hinaus. Ich starrte lediglich aus dem Fenster und wollte es wäre ein Traum. Aber immer wieder öffnete ich die Augen und trotzdem fand ich mich in diesem Auto wieder. Der Himmel war hellblau und die Sonne blitzte zwischen den Wolken hervor. Meine Beine zitterten vor Angst, ich war mehr als aufgeregt. Als ich von weitem die Kirche schon erkennen konnte spürte ich wie mein Herz pochte und wie meine Augen glasig wurden. Eine Träne fand den Weg über meine Wange hinab. Ich spürte Justins Hand, als ich die Augen schloss. Er wischte mir die Träne weg und nahm mein Gesicht in seine warmen Hände. „Ich liebe dich", flüsterte er und küsste sanft meine Lippen. Es fühlte sich an wie die Realität. Ich liebe dich auch – Ich sprach es nicht aus, aber behielt es ganz fest in meinen Gedanken. „Sie können aussteigen", sprach der Fahrer und hielt mir die Autotür höflicherweise auf. Einen Moment lang blieb ich noch sitzen und schaute wirr um mich. Ich versuchte meine Atmung zu kontrollieren und atmete nochmals tief ein, bevor ich mich zu ihm drehte und meine weisen Schuhe den Asphalt berührten. Er führte mich in einen Saal neben der Kirche, sodass mich Alex nicht sehen konnte. „Hallo mein Kind", hörte ich meine Mutter und vor mir stand sie zurechtgemacht in einem rosafarbenen Kleid. Ihre Haare waren nach oben gesteckt und mit goldenen Klammern befestigt. „Schön siehst du aus, so eine hübsche Braut", sagte sie und ich konnte in ihren Augen die Tränen sehen. „Danke Mutter", sagte ich monoton. „David komm schau", sagte Elisabeth und holte meinen Vater zu uns. „Wunderschön", sagte er und nahm mich in den Arm. Erstarrt stand ich da und legte meine Hand an seinen Rücken. Für alle schien es der schönste Tag zu sein, um mich herum nur lächelnde fröhliche Gesichter, die mich voller Erwartung anschauten. Für mich hingegen war es ein Tag der Trauer, ein Tag des Abschieds von dem Leben, das ich mir erträumt hatte mit Justin. Es war eine Veränderung, die nun endgültig schien und eine Entscheidung für mein ganzes Leben. Er ließ mich los und schaute mir in die Augen. „Deinen Mann haben wir auch schon gesehen, Alexander sieht fabelhaft aus", sagte meine Mutter und nahm meinen Vater an der Hand. „Komm zu uns Elisabeth, es geht gleich los", sagte meine Schwiegermutter, als sie in den Saal herein kam, in dem wir versammelt standen und lächelte zu mir. Ich stand nun allein mit meinem Vater in dem engen Raum und ich hörte wie der Zeiger der Uhr um Sekunde zu Sekunde tickte. „Du bist nicht glücklich oder?", fragte mein Vater, als er mich ansah. Ich wusste nicht, ob ich nun die Wahrheit sagen sollte, aber vermutlich hatten sie es verdient. „Nein", sagte ich nur und schwieg. „Es tut mir leid Schatz, auch wenn ich nur unser bestes wollte. Ich war nicht fair gegenüber dir, dass solltest du wissen. Ich bereue viel, was ich zu dir gesagt habe", sprach er und sah mich an. In seinen Augen konnte ich sehen, dass er es ehrlich meinte. „Es ist ohnehin zu spät... Mir ist egal was du zusagen hast, nichts kann das wieder gut machen. Ihr beide habt mein Leben zerstört und mir das genommen was mir am wichtigsten war, die Liebe zu einem anderen Mann, der alles für mich getan hätte, auch wenn er nicht viel Geld hat. Aber Dad, ich war glücklich mit ihm und das bin ich mit Alexander nicht. Bei Justin fühlte ich mich wie eine Prinzessin, denn er behandelte mich so... Nichts kann das je wieder gut machen! Nichts! Ich hab mein Leben für euch aufgegeben!" Weinend stand ich vor ihm. Meinen Vater hörte ich schluchzen, als ich aufhörte zu reden. „Chasity-Clair", sagte er meinen Namen ernst und kam zu mir, „Ich weiß, es ist zu spät, aber ich wollte mich wenigstens entschuldigen". „Ja, das hast du jetzt. Wahrscheinlich aber auch mehr für dein schlechtes Gewissen als wegen mir. Würde es dir wirklich leidtun, hättest du mir die Chance gegeben mit Justin zusammen zu sein, aber du kannst nicht auf deinen Porsche verzichten und auf die Putzfrau der du hinterhergaffst, hab ich nicht recht?!", ich schrie vor Wut, um alles herauszulassen, was sich in mir angestaut hatte. Auch diese Worte konnten aber nur schwer beschreiben, wie ich mich fühlte. Dennoch, ich wollte das er es wenigstens etwas verstehen konnte was in mir vorging, und ich wollte dass er litt. „Miss Londyn", ich hörte wie sich die Tür öffnete und ein Butler hereinkam, „Es geht los". Ich schaute in den Spiegel, richtete mein Makeup und nahm meinen Blumenstrauß, der auf dem kleinen Tischchen lag, vor dem Sofa. „In Ordnung", sagte ich und setzte mein gefälschtes Lächeln wieder auf. „Dad", sagte ich streng und ging mit ihm um die Kirche herum.
Die Türen der Kirche standen offen, die geladenen Gäste erhoben sich von ihren Bänken und schauten alle auf mich. Mit weichen Knien ging ich mit meinem Vater an der Seite den Gang herunter. Rechts und links waren die Bänke mit Blumen geschmückt, genauer gesagt, mit roten Rosen. Alexander schaute zu mir auf und wartete gespannt darauf mich in seine Arme nehmen zu können. „Ich liebe dich mein Kind, es tut mir leid", sagte mein Vater und gab mir einen Kuss auf die Wange. Meine Hand reichte er an Alex weiter, der mich zu sich zog und mich kurz in seine Arme schloss. „Heute sind wir hier versammelt, die zwei Anwesenden miteinander zu trauen", sprach der Pfarrer und schaute uns beide grinsend an. „Liebes Brautpaar. Ihr seid in dieser wichtigen Stunde nicht allein. Familie und Freunde sind gekommen, die ich herzlich willkommen heiße. Zugleich sollt ihr wissen: Gott ist bei euch: Er ist der Gott eures Lebens und der Liebe. Nun bitte ich euch zu bekunden, dass ihr beide zu dieser Ehe entschlossen seid. Im Falle dessen, das ein Anwesender gegen eure Verbindung etwas vorzubringen hat, so soll möge er jetzt sprechen oder für immer schweigen".
In der Kirche war es ruhig. Meine Eltern schauten mich mit großen Augen an und lächelten mir aufmunternd zu, auch wenn sie nun die Wahrheit wussten. „So bitte ich-", sprach der Pfarrer weiter, aber er wurde unterbrochen. Die Tore der Kirche wurden aufgerissen und eine bekannte Stimme schrie in den Saal. „Sie ist mein Mädchen", hörte ich ihn sagen. Meine Wangen färbten sich rot, mein Herz begann ungeheuer schnell zu schlagen und meine Augen trafen in seine. „Justin", flüsterte ich leise und ich strahlte. „Sie wird ihn nicht heiraten, nicht solange ich am Leben bin", sagt er und rannte den Gang hinab zu mir. Seine starken Arme schlangen sich um mich. „Justin", flüsterte ich gegen seinen Hals. „Und Sie sind?", fragte der Pfarrer. „Ihr Freund", sprach er, „Sie liebt Alex nicht, das war nur erzwungen von den Familien!" Alles war ruhig. Ich schaute Justin an, seine Hände legte er um mein Gesicht und küsste mich. „Ich liebe dich Lindsay", flüsterte er und drückte mich fest an seinen Körper.
Ich erwachte aus meinemTraum und lauschte der Rede des Pfarrers. „So möge er jetzt sprechen oder fürimmer schweigen", sprach der Pfarrer und wartete auf einen Einspruch. „Lindsay",hörte ich meinen Namen, es war wirklich seine Stimme. „Justin", flüsterte ichwie in meinem Traum. Ich konnte es nicht fassen, dass er hier war. Meine Augenwurden groß und erstarrt lief ich ihm entgegen. „Lassen sie ihn abführen",schrie Alexander, packte mich am Handgelenk und zwei Wachen kamen auf Justinzu. „Lindsay, ich liebe dich. Du bist für immer meine Prinzessin, mein Mädchen",schrie er durch die Kirche und versuchte sich gegen die zwei Männer zu wehren.Ich antwortete nicht darauf, weil ich ärger aus dem Weg gehen wollte, den ichmit Alex dann hätte. „Sie können ihr das nicht antun, lassen Sie mich los.Baby, sag doch was". Verzweifelt schaute er mich an, aber ich konnte nichtstun, alles was ich tun würde, würde ihm zu Schaden kommen. Er hatte keineAhnung, wie mächtig Alexanders Familie ist, sie könnten ihn umlegen lassen. Ichwollte ihn schützen. Er würde irgendwann wieder jemanden finden. Dennoch, ich hatte mein Lächeln wiedergefunden, ich sah Justin in die Augen, als sie ihn weg brachten und seine Worteblieben in meinem Ohr. „Ich liebe dich", hörte ich ihn immer und immer wiederschreien. Es tat mir im Herzen weh, ihn so zurückzulassen, aber es war dasBeste. Tief in mir, hatte ich den Wunsch etwas zusagen, aber nichts konntediese Hochzeit verhindern. Jeder in diesem Raum würde Justins Geschichteleugnen und ihn ins Gefängnis stecken. Auch wenn ich ihn nun nie wieder sah,ich ihn nie wieder küssen konnte. Die Zeit mit ihm war unbezahlbar, niemandenliebte ich so sehr wie ihn und nur deshalb blieb ich stark. Er ist die Liebemeines Lebens. Mein ein und alles. Der Einzige, der mir je etwas bedeuten wird.Ich liebe dich Justin.
Das ist nun das letzte Kapitel dieser Story! Ich hoffe ihr hattet Spaß, die Geschichte eine längere Zeit lang zu verfolgen und seit nicht zu traurig über das Ende. Ich schreibe auf Anfrage gerne ein zweites Ende, welches an ihrem Traum anknüpft;)
Aber nun wünsche ich euch erstmal einen guten Rutsch ins Jahr 2017! Vielen Dank das ihr dabei wart, danke für eure Votes, Kommentare und die zahlreichen Leser*-* Und danke an @Sweeetcaaat, die mit mir die Fanfiction geschrieben hat und mich immer wieder motivierte!
Schreibt gern in die Kommentare was euch an der Ff am besten gefallen hat und wie ihr das Ende findet. Ich nehme auch gerne private Nachrichten an und antworte euch darauf:)
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She isn't allowed to love him
FanfictionEin Abend. Ein zuälliges Treffen. Ihr Schicksal? Lindsay soll einen jungen Mann heiraten, was sie jedoch noch nicht weiß. Ihre Eltern haben Geldprobleme und beschließen die Hand ihrer Tochter Alex zu geben, einem Mann aus sehr gutem Hause. Doch der...