Niall POV:
Lächelnd schlug ich meine Augen auf und fuhr mir mit meinem Zeigefinger über die Lippen. Ich konnte ihren Kuss immer noch spüren. Angenehm prickelte es. Der Traum fühlte sich jedes Mal so echt an. So echt, dass ich mir gar nicht vorstellen konnte, dass die Lichtung und der Wald nicht existierten. Normalerweise hatte ich keine so blühende und lebendige Fantasie. Aber müsste ich jemandem von meinem Traum erzählen, könnte ich ihm jeden Grashalm beschreiben. Welches Grün er hat oder ob er nach rechts oder links gebogen ist. Ich könnte ihm jeden einzelnen Baum vor sein inneres Auge führen oder den Weg, den ich jedes Mal zurücklegte. Doch das Allerwichtigste war, dass ich sie genau beschrieben könnte. Ihr Aussehen, ihr Verhalten, ihre Fehler, die jedoch nur in geringen Mengen vorhanden waren. Ich wüsste, was sie glücklich machte. Oder traurig. Ich könnte meinem Gegenüber ihr Gesicht bis ins kleinste Detail schildern. Ich könnte ihm erzählen, wo sie kitzlig war oder an welchen Stellen ihres Körpers besonders empfindlich. Über was sie ungern redete und über welche Themen sie stundenlang referieren könnte. Theoretisch könnte ich auch ihre Geheimnisse ausplaudern. Doch, auch wenn sie nur eine Traumfigur war, würde ich dies nie tun. Ich kannte sie besser als mich selbst. Nur eine Sache wusste ich nicht. Ihren Namen. Sie hatte ihn mir nie gesagt und ich hatte ehrlich gesagt auch nie danach gefragt. Ich hatte das Gefühl es wäre falsch. Ihr Alter und den Ort, wo sie herkam, wusste ich ebenso wenig. Ich wusste nur eins. Sie war ein Engel. Ein Engel, der meiner Fantasie entsprungen war. Mein Engel erschien mir in jener Nacht zum ersten Mal.
Es war zur Zeit unserer Take Me Home Tour in Amerika. Eine sehr stressige Zeit. Zum einen waren da Konzerte über Konzerte, die ich ja eigentlich sehr liebte. Doch in Amerika war eines anders als in Europa. In Europa gab es sowas wie Hateplakate nicht. Denn wieso sollte ich auf einem Konzert die Band haten. Das machte keinen Sinn. Doch hier waren manche, wenn auch nur wenige, Fans der Ansicht einen von uns haten zu müssen. Auch wenn es selten etwas gegen mich war, schmerzte es, wenn ich ein Plakat in der Menge sah mit der Aufschrift 'Zayn is a terrorist.'. Es machte uns alle fertig. Doch hinter der Bühne bauten wir uns wieder gegenseitig wieder auf, was uns auch immer sehr gut gelang.
Zum anderen hatten wir abgesehen von den Konzerten Termine über Termine. Interviews, Auftritte, noch mehr Interviews, und noch mehr Auftritte. Von einer Stadt zur nächsten. Von einem Auftritt sofort in den Tourbus auf zum nächsten.
An jenem Tag war ich besonders mies gelaunt. Normalerweise war ich immer der gut gelaunte Sonnenschein aber an diesem Tag hatte ich einfach keine Lust mehr auf irgendetwas oder irgendjemanden. Also ließ ich meinen ganzen Frust an den Jungs aus. Es endete in einem gewaltigen Streit. Eigentlich der erste richtige Streit seitdem wir zu einer Band geformt wurden. Wir schmissen uns gegenseitig Beleidigungen an den Kopf und waren sogar kurz davor uns zu prügeln. Bis Liam dazwischen ging und jeden von uns in sein Zimmer scheuchte. Ich lies mich auf mein Bett fallen und begann auf einmal zu weinen. Mir wurde bewusst, was ich eigentlich angerichtet hatte. Ich weinte, wie ein kleines Kind. Rotz und Wasser. Doch ich hatte nicht den Mut, mich bei meinen vier besten Freunden zu entschuldigen. Ich hatte große Angst sie würden mir nicht verzeihen oder noch schlimmer wie Luft behandeln. Natürlich hätten sie das nie gemacht und mir wahrscheinlich sofort verziehen. Doch zu dem Moment hasste ich mich einfach selbst abgrundtief. Irgendwann versiegten meine Tränen und ich schlief ein. In dieser Nacht träumte ich zum ersten Mal von ihr. Sie war die, die mir wieder Mut zusprach und mich tröstete.
Als ich am nächsten Morgen erwachte, war ich zunächst verwirrt, Der Traum hatte sich so echt, so real angefühlt. Ich hörte ihr engelsgleiches Lachen noch in meinen Ohren.
Ab diesem Zeitpunkt, ging ich fast jede Nacht auf die Lichtung, um sie zu treffen. Jede Nacht hatte ich im Prinzip den selben Traum. Nur dass wir jedes Mal etwas anders machten. Entweder wir redeten einfach nur, jagten uns gegenseitig über die Wieso oder spazierten Hand in Hand durch den Wald. Am Morgen fühlte ich mich stets ausgeruht, glücklich und lebendig. Sie war die Kraft, die mich immer daran erinnerte, wie schön mein Leben doch eigentlich ist und dass ich es genießen sollte. Im Gegensatz zu den Jungs, die eher Morgenmuffel waren, könnte ich jeden Morgen die ganze Welt umarmen. Während die anderen verschlafen und erledigt beim Frühstück sitzen, hüpfte ich schon singend durch die Küche und lache, lache, lache.
Von meinem Traum hatte ich bis jetzt jedoch nur Harry erzählt. Denn mit ihm unternahm ich in letzter Zeit am meisten. Besonders weil die anderen oft mit ihren Freundinnen beschäftigt waren, waren ich und Harry so etwas wie Single-Buddies. Deswegen hatten ich und Haz beschlossen, dass er mich in unserer Pause einmal in Irland besuchen würde.
Wir hatten nun schon seit einem Monat die besagte Pause. Ich war zurück nach Irland geflogen und hatte sehr viel Zeit mit meiner Familie verbracht. Meine Lieblingsbeschäftigung war auf meinen kleinen Neffen Theo aufzupassen. Ich liebte den kleinen Kerl sehr. Auch liebte ich es ihm Schuhe zu kaufen. Meistens kaufte ich ihm dann die gleichen Schuhe, die ich hatte. Bis auf die Größe natürlich. Verglich man seine mit meinen Schuhen war es als würde man einen Tischtennisball neben einen Fußball legen. Einfach nur zum anbeißen.
Gestern war Harry in Dublin am Flughafen angekommen und war dann mit einem Taxi nach Mullingar gekommen. Ich hatte mich riesig gefreut meinen Wuschelkopf wieder zu sehen.
Da ich noch keinen Hunger hatte, beschloss ich noch ein paar Minuten im Bett liegen zu bleiben. Ich drehte mich auf den Bauch und machte es mir bequem, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde. Es folgte ein Knall und dann ein Stöhnen. Ich hatte zwar nicht gesehen, wer der Trampel war, aber es konnte eigentlich nur einer sein. Denn weder meine Mum noch mein Dad waren so tollpatschig. Ich rappelte mich auf. Meine Vermutungen bestätigten sich. Harry lag auf dem Boden und rieb sich seine Stirn. Anscheinend war er in seinem Eifer über die Türschwelle gestolpert. Lachend sprang ich aus dem Bett und bückte mich zu Hazza hinunter. Immer noch stöhnend und mit geschlossenen Augen, murmelte er vor sich hin. „Jaja Niall, zum totlachen. Hauptsache unser kleiner Kobold hat etwas zum lachen. Müsst ihr denn auch so hohe Türschwellen in euer Haus einbauen?!“ Oh Harold. Tollpatschig wie eh und je. Ständig passierten ihm solche Sachen. Er stolperte, rannte gegen Sachen, lief auf der Bühne fast ins Feuer, fiel aus Betten, knallte mit seinem Kopf gegen alle möglichen Sachen, schlug ausversehen andere Leute, und so weiter. Liam war dann immer der, der ihn vor Schlimmerem bewahrte. Ich wüsste nicht, ob Harry ohne Liam überhaupt noch leben würde. Ok, das war zugegebenermaßen etwas übertrieben. Aber zumindest wäre er bestimmt schon das ein oder andere Mal im Krankenhaus gelandet.
Ich hielt ihm meine Hand hin und zog ihn amüsiert hoch. Auch er lachte mittlerweile über sein Missgeschick. Das würde eine lustige Zeit mit Harry werden. Da war ich mir sicher.
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The little Hole in my Heart
Hayran KurguEigentlich ist mein Leben perfekt. Eine Familie, die mich liebt. Freunde, die immer für mich da sind. Ich habe alles was ich je wollte, was ich brauche. Tiefpunkte hat es in meinem Leben auch noch nicht gegeben. Also kann ich mich wirklich nicht bek...