Teil 9

7.3K 455 18
                                    

Wir stiegen die Treppen hinauf, ich als Erster, während er hinter mir lief. Ich war, oben angekommen, total geschafft, doch es hatte sich gelohnt.
Vor uns erstreckte sich eine wunderschöne, bunte Landschaft, die einen heftigen Kontrast zum strahlend blauen Himmel abgab.
Ich sah schneeweiße Schäfchenwolken, Windmühlen, einen Bach...wundervoll.
Ich fühlte mich, als würden mir jeden Moment Flügel wachsen, sodass ich wie ein Vogel abheben und der Abendsonne entgegen fliegen konnte.
"Und, gefällt es dir?", fragte er und stellte sich dicht neben mich. Er lehnte sich gelassen auf den Zaun vor uns, der vermutlich dazu dienen sollte, dass niemand den Hügel herunterfallen konnte.
Ich strahlte ihn fröhlich an.
"Es ist unglaublich! Hier war ich noch nie."
Er schmunzelte und ließ seinen Blick über die Szenerie wandern.
"Das dachte ich mir schon. Deshalb hab ich dich auch hierhin mitgenommen."
Ich atmete die herrliche Luft tief ein und genoss den Moment.
Durch meinen Körper strömten Wellen aus Glücksgefühlen, die ich schon lange nicht mehr zu spüren bekommen durfte.
Ich dachte erst, es wäre nur der wundervolle Moment, der mich so fühlen ließ, doch als ich zu James herüber sah, da realisierte ich, dass er es war.
Er hatte mich nach unserem Wiedersehen herzlich begrüßt, mich getröstet, sich um mich gekümmert, mir seine verwundbaren Seiten gezeigt...und mich zu diesem Ort geführt.
Er war der Grund für diese warmen Gefühle in meinem Herzen.
Nach einer Weile schien er meinen Blick gespürt zu haben, denn er drehte seinen Kopf zu mir und schenkte mir das allerschönste Lächeln, dass ich je gesehen hatte.
Mein Herz begann zu rasen und ich spürte das Blut in meine Wangen laufen.
James richtete sich auf und war wieder einen Kopf größer als ich, also musste ich zu ihm aufsehen. Erst jetzt fiel mir auf, wie nah wir uns die ganze Zeit gewesen waren.
"Davin...was geht dir gerade durch den Kopf?", flüsterte er und machte noch einen ganz kleinen Schritt auf mich zu.
Am liebsten hätte ich ihn angesprungen. Mein Verstand drehte durch bei diesem Blick, bei diesen Augen.
"Also...ich..."
Sein Gesicht befand sich gefährlich nah an meinem, was meine Knie zittern ließ.
Küss mich. Bitte, James.
Wie ein Hellseher erfüllte er mir meinen Wunsch.
Seine weichen Lippen küssten mich liebevoll und mein Herz war an seinem Limit.
Als ob ich eine weiche Feder küssen würde. Wundervoll.
Der Augenblick war viel zu kurz, denn wenige Sekunden später waren meine Lippen einsam.
Mein Körper stand in Flammen, mein Gesicht kribbelte wie verrückt.
James strich ganz kurz mit seiner Zunge über seine Unterlippe.
"Ich bin froh, dir endlich meine Gefühle zeigen zu können."
Ich fragte mich, wie er das meinte. Er hätte mir jederzeit seine Gefühle offenbaren können...
Oder hatte er das nur nicht getan, um mich kurz vor den Prüfungen nicht aus der Bahn zu werfen? Hatte er deswegen extra gewartet und Rücksicht auf mich genommen, weil ich so unter Druck stand?
War das möglich?!
"Du bist...ein Engel.", murmelte ich.
James sah mich verdutzt an, was ich ihm nicht übelnehmen konnte, und als ich realisierte, was ich da gerade für eine Scheiße herausgebracht hatte, wurden meine Wangen und Ohren so rot wie Sauerkirschen.
Doch James reagierte ganz anders, als erwartet.
Sein Gesicht nahm eine heftige, rosarote Färbung an, die er mit seinen Händen zu verdecken versuchte.
Sein Haar wehte im Wind, während er lachte.
Er war perfekt.
"Wirklich, Davin? Das sind deine ersten Worte nach unserem ersten Kuss?"
Er lachte wieder. Mir fiel auf, das er von einem 'ersten Kuss' gesprochen hatte.
Sollte das heißen, es würden noch weitere folgen?
"Willst du damit etwa andeuten...", ich kam ihm ein Stück näher und stellte mich auf die Zehenspitzen, damit sich unsere Nasenspitze berühren konnten (sein überraschter Blick war das Beste dabei), "...dass du das von eben wiederholen willst?"
Er lächelte sein unwiderstehliches Lächeln, griff nach meinen Hüften und schloss die Augen.
"Liebend gern, mein Schöner."
Der nächste Kuss war genauso schön wie der erste, vielleicht sogar noch schöner.
Unsere Zungen kämpften, allerdings so zärtlich, als würden sie ansonsten schmelzen.
Ich genoss alles an diesem Moment: die leichte Brise in meinen Haaren, das Gefühl seiner weichen Wangen unter meinen Fingern, seinen süßen Geschmack, seine Hände an meiner Taille.
Wir lösten uns erneut voneinander und grinsten uns dämlich an.
Ein bisschen awkward, aber äußerst romantisch.
"Davin?"
"James?"
"Dir ist klar, dass ich dich über alles liebe und dich nie wieder gehen lasse, oder?"
"Ist es. Dir ist es aber hoffentlich auch klar, dass ich dich mindestens genauso sehr liebe und auch nie wieder gehen will, nicht wahr?"
Seine Augen schimmerten. Tränen glitzerten in seinen Augenwinkeln.
"Du bist der Erste...der mir das jemals gesagt hat.", murmelte er schwach und unterdrückte ein Wimmern.
Ich legte beide Hände an seine Wangen, streichelte sie leicht.
"Keine Sorge, das wird sich ab jetzt ändern. Ich werde es dir jeden Tag, jede Stunde, sogar jede einzelne Sekunde unter die Nase reiben, wie wundervoll du bist und wie sehr ich mich in dich verliebt habe. Denn mannometer, ich bin sowas von in dich verschossen!"
Er lachte peinlich berührt, wodurch eine Träne herunterlief und von meiner Hand aufgefangen wurde.
"Du machst mich verdammt glücklich, Davin. Ich hoffe, du weißt das."

Wir verbrachten noch so lange Zeit auf diesem Hügel, bis sich die rotgoldene Sonne verabschiedete und uns die Sterne begrüßten.

Grown up now (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt