Silvesternacht

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Hallo Leute

Ich hab mir gedacht, dass ich mal ne Kurzgeschichte schreibe, um auch mal was zu veröffentlichen. Denn bei der anderen Geschichte könnte es noch ein paar Wochen? Monate? Jahrhunderte? dauern, bis sie fertig ist… Ich hoffe ihr findet die Short Story nicht allzu langweilig und bescheuert.    GlG MAN024 alias Soey

 Ich erkannte ihn. Ich hatte gehofft, dass er auch ans Neujahrsfest kommt. Jetzt war er da. Sébastien. Er sah heute wieder umwerfend gut aus. Sein Hemd, mattschwarz mit vier Knöpfen, zwei davon waren lässig geöffnet, verlieh ihm unglaublichen Sexappeal, seine hellen Skinny Jeans folgten seinen geschmeidigen Bewegungen perfekt. Er tanzte wirklich gut. Ich hätte ihn gerne angesprochen, um ihm zu zeigen das ich auch existierte, anwesend war auf dieser Welt. Doch das schien er nicht zu bemerken. Von zu vielen Mädchen wurde er umgeben und angehimmelt. Heute Abend würde er sich wieder für eine von ihnen entscheiden, mit der würde er die Nacht verbringen, wenn sie Glück hatte noch zwei oder drei Wochen mehr. Er war ganz klar ein A****, trotzdem hatte ich mich in ihn, bis über beide Ohren verliebt, denn ich wusste, dass er einen weichen Kern hatte.  Ich starrte ihn schon seit längerer Zeit sehnsüchtig an. Doch er warf seine blauen Augen, in denen ich mich schon oft verloren hatte, nicht auf mich. Plötzlich tippte mir jemand auf die rechte Schulter. Ich erschrak, drehte mich unverzüglich um und blickte in ein mir bekanntes Gesicht. Manon, meine beste Freundin schaute mich amüsiert an, während ich sie umbringen hätte können, so hatte sie mich erschreckt. „Alles klar?“, fragte sie. „Ja und bei dir?“, antwortete ich immer noch total geschockt. Sie brüllte mir ins Ohr, dass sie sich mit Guillaume vergnügen werde, ich sie aber trotzdem jederzeit auf dem Handy erreichen könne. Ein kräftiges Nicken war meine Antwort darauf. Sie drehte sich um und zwängte sich durch die Menschenmenge. Guillaume, den ich erst jetzt bemerkt hatte, folgte ihr. Ein neuer Track begann; Animals von Martin Garrix. Einer meiner Favorities derzeit. Ich fing an, wie verrückt zu tanzen und verlor mich ganz im Gemenge, bis ich plötzlich direkt vor Sébastien stand. Ich wusste nicht, wie das passieren konnte oder wie ich dahin gekommen war. Ich schaute angsterfüllt in seine leuchtenden Augen. Was würde er sagen? Die anderen Mädchen starrten mich perplex an. Gerade wollte ich eine Entschuldigung stammeln, als er zu den anderen brüllte: „Was macht die denn hier?“ Ich starrte ihn noch ängstlicher an und konnte mich einfach nicht aus meiner Starre lösen. „Du bist ja immer noch hier und klaust mir meinen Platz!“, schnauzte er mich an. Das war der zweite Schlag mitten ins Herz. Er tat mir so weh. Blindlings versuchte ich zu fliehen, doch ich kam nicht voran. Überall standen Leute, die mich entsetzt anstarrten. Heisse Tränen liefen mir über die Wangen. Ich lief und lief, verliess die Festhalle, lief weiter bis ich an einer Hausmauer stoppte. Sie gab mir Halt, sonst wäre ich womöglich umgekippt. Abrupt liess ich mich auf den Boden fallen, verschränkte die Arme um meine nackten Knie und heulte weiter. Ich weiss nicht mehr, wie lange ich da sass und weinte. Doch ich war schon fast durchgefroren, als ich Schritte hörte. Ich schaute auf. Eine mächtige Gestalt kam direkt auf mich zu.Es war ein Junge. Er war sehr gross und auch relativ dick. Er setzte sich neben mich und fragte, was denn ein so hübsches Mädchen, wie ich hier mache. Ich antwortete ihm, er solle mich gefälligst in Ruhe lassen. „Aber du zitterst vor Kälte“, meinte er sanft, nahm seine braune Lederjacke und legte sie um mich. „Danke“, flüsterte ich und duldete, nein war sogar froh, dass er hier war. Er merkte, dass mir nicht zum Reden zumute war und blieb stumm neben mir sitzen. Bis ich nach langer Zeit das Schweigen brach, um ihn nach seinem Namen zu fragen. „Lucas“, antwortete er und fragte nach meinem. Ich nannte ihn. Er meinte es sei ein sehr schöner Name. Ich zuckte mit den Schultern. Wir redeten noch ein Bisschen über belangloses Zeugs, bis er fragte, ob wir uns nicht in sein Auto setzen wollen, um uns ein wenig zu wärmen. Ich willigte ein, denn bis mich Manon nach Hause bringen würde, dauerte es noch Stunden. In seinem weissen Seat Cupra angekommen, drehte er die Heizung voll auf, während ich ihm seine Jacke dankend zurückgab. Im Licht erkannte ich, dass er kurzen, dunklen Bartansatz hatte. Seine schwarzen Haare waren mittellang und  glänzten. Unter der Spitznase zierten schwungvoll gezogene Lippen sein rundliches Gesicht.  „Woher hast du diese coole Karre?“, fragte ich heiser mit Begeisterung, als ich meine Finger wieder spüren konnte. Er antwortet: „Sie ist mein ganzer Stolz, du verstehst etwas von Autos?“ „Ein wenig ja“, antwortete ich bescheiden. Doch dies schien ihn plötzlich nicht mehr zu interessieren. Denn er wollte von mir wissen, weshalb ich geweint hatte. Ich erzählte ihm die ganze Sache, weil ich das Gefühl hatte, es ihm schuldig zu sein. Ich begann, wie ich Sébastien zum ersten Mal sah an unserer Schule in der siebten Klasse, als ich beobachtete, wie er seine kleine Schwester verteidigte und ich mich ihn in verliebte. Am Schluss meiner Erzählungen schilderte ich, wie es zu meinem Geheule gekommen war. Er hörte mir geduldig zu und meinte als ich fertig war, dass sich doch die hübschesten Mädchen in die dämlichsten Deppen verliebten. Er meinte es als Kompliment, doch es kam, wie eine plumpe Anmache rüber. Da ich nicht wusste, was ich ihm antworten soll, war ich froh, dass mein iPhone in der Tasche vibrierte. Manon rief mich an und wollte wissen, wo ich steckte. Denn sie wollte nach Hause. Ich sagte ihr nur, dass ich in Kürze bei ihrem Peugeot sein würde. Ich verabschiedete mich von Lucas. Er fragte mich nach meiner Nummer. Ich diktierte sie ihm nur ungern, obwohl er wirklich für mich dagewesen war. Auf dem Nachhauseweg, starrte ich abwesend aus dem hinteren Fenster von Manons blauen Wagen. Guillaume belegte den vorderen Sitz. Er plauderte fröhlich mit Manon. Dieses Pärchengetue ging mir so auf die Nerven, dass ich froh war, als wir stoppten und ich rausklettern konnte. Ich verabschiedete mich von den beiden und schlurfte ins Haus. 

 Warme Sonnenstrahlen schlichen sich durchs Fenster und weckten mich viel zu früh auf. Ich starrte auf das Handydisplay. Es war erst halb neun, trotzdem hatte ich schon drei SMS erhalten. Die erste war von Manon; nichts Wichtiges. Die zweite war irgendeine Reihen-SMS, die mir eine Kollegin schickte. Die dritte Nummer war mir unbekannt. <Hei! Bist du noch gut nach Hause gekommen? Wie geht es dir?>, schrieb Lucas. Ich antwortete 0815, obwohl ich keine Lust auf irgendwelche Kommunikation hatte: <Ja, du?> Die Antwort liess nicht lange auf sich warten. So schrieben wir miteinander. Er bemüht das Gespräch aufrecht zu erhalten, ich besorgt, dass er mir noch ewig simsen würde. Irgendwann kam dann keine Nachricht mehr und ich legte mich wieder hin, um noch ein Bisschen zu schlafen. Bis am Abend erreichte mich keine neue Message mehr. Bis er dann das Gespräch wieder aufgriff. Es wurde mit der Zeit auch sehr lustig, denn er hatte wirklich eine besondere Art Dinge zu sehen, die mir bisher noch gar nicht aufgefallen war, mir jedoch gefiel. In den nächsten Tagen und Wochen tauschten wir uns häufig über Facebook und per SMS aus. Es entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zwischen uns.

 Eines Tages hatte er die Idee mit mir ins Kino gehen zu wollen. Ich willigte zögernd ein. Am nächsten Samstag schauten wir uns zusammen Fack ju Göthe an. Anschliessend assen wir im Mc Donalds. Solche Ausflüge wurden zur Gewohnheit. Einmal ins Alpamare ein anderes Mal an den See oder in den Seilpark. Er war mein bester Freund bis wir uns eines Tages zum Shoppen verabredeten. An einem sonnigen Mittwochnachmittag streiften wir durch die Luzerner Altstadt und betrachteten die dekorierten Schaufenster. Von Zeit zu Zeit machten wir ein Geschäft unsicher, indem wir alle möglichen Sachen anprobierten und Unordnung schufen. Lucas probierte gerade elegant auf High Heels durch einen Schuhladen zu gehen, als ich Sébastien mit dem heissesten Girl der Schule entdeckte; Marine. Sie praktizierten gerade einen Zungenkuss. Ich starrte mit weit aufgerissenem Mund in ihre Richtung. Da knallte jemand mit voller Wucht gegen mich und hätte mich fast zu Boden gerissen. Lucas war gestolpert und hatte versucht, sich an mir fest zu halten. Da ich einen Schritt zur Seite gemacht hatte, schlug er in voller Länge und Breite auf dem Boden hin. Das Lachen dröhnte mir laut aus dem Hals. Ich konnte mich nicht mehr halten und lag plötzlich auch auf dem Boden. Nun musste auch Lucas lachen, der vorhin eine schmerzverzerrte Miene gemacht hatte. Kurzerhand darauf wurden wir aus dem Laden geschmissen. Immer noch laut lachend machten wir uns auf dem Weg  zum Eisstand. Wir teilten uns eine riesige Portion Vanille-Eis und setzten uns schliesslich auf eine Bank am Ufer des Vierwaldstättersees. Wir amüsierten uns noch immer prächtig über unsere Kreuzbeige im Schuhgeschäft, als Lucas plötzlich ernst wurde und meinte: „Du hast ihn noch immer nicht vergessen?!“ Ich errötete und stammelte: „Ich möchte so gerne jemanden anderen lieben.“ Dabei schaute ich verlegen auf meine Finger, die gerade den Plastiklöffel vom Eis essen auf alle möglichen Arten verbog. „Warum fällt dir das so schwer? Du weisst ich würde dich nie verletzen und immer gut zu dir sein. Ich liebe dich, seit ich dich zusammengekauert gefunden habe“, meinte Lucas ernst. „Ich weiss es nicht“, sagte ich und schämte mich dafür, dass ich meine Gefühle nicht in den Griff bekam. Er sagte nichts mehr. Ich schaute auf, verschüchtert in seine ruhigen, grünen Augen. Mit seiner kräftigen Hand strich er mir sanft eine Strähne hinters Ohr. Ich senkte meinen Blick, seiner ruhte immernoch auf mir. Seine Finger strichen zärtlich meiner Wange entlang, erhoben sanft mein Kinn, damit ich ihm wieder in seine Augen sah. Es herrschte eine enorme Spannung zwischen uns. So kamen wir uns immer näher, bis seine zarten Lippen auf meinen ruhten und wir uns küssten. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Es war magisch. Sein Kuss, zärtlich und einfühlsam, erstreckte sich über eine gefühlte Ewigkeit. Ich vergass alles um mich herum, bis er sich langsam von mir löste und wir uns tief anblickten, während wir Stirn an Stirn aneinandergeschmiegt waren. Jetzt sah ich ihn mit anderen Augen. Er war nicht mehr mein bester Freund, mit dem ich jeden Scheiss anstellen konnte. Er war mehr. Nun war er der Seelenverwandte mit dem ich mein restliches Leben verbringen wollte, mein fester Freund.  

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