Gefängnis

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Luisa

Ich war nun fast 3 Monate in diesem Gefängnis und meine Gefühle rannten immer noch einen Staffellauf. Die Wut überschlug sich täglich immer wieder aufs Neue und war mein stärkstes Gefühl. Es hielt mich aufrecht. Es gab mir antrieb. Es ließ mich in dieser Scheiße nicht untergehen. Die Scheiße in die mich meine Schwester gesteckt hatte. Wie konnte ich glauben, diese scheiß Idee wäre eine gute? Warum hatte ich mich nur darauf eingelassen? Wer oder was hatte mich da nur geritten? Ich hätte mich einfach mit Timo wieder versöhnen und zu ihm ziehen sollen. Das wäre einfach mal eine gute Idee gewesen und nicht mich hier in diese Anstalt für Bekloppte einweisen lassen. Der Psychologe und auch die Psychotherapeutin gingen mir so auf den Sack, dass ich das Gefühl des Erstickens hatte. Am liebsten hätte ich den ganzen Tag an meinem Hals rum gekratzt, um mir ein Loch in die Luftröhre zu reißen. Ich hatte drei Sitzungen die Woche und die restliche Zeit war mit Schule voll gesteckt, oder ich war mit Lernen beschäftigt. Anfangs hatte ich keine Lust mir den Lernstoff rein zuziehen, doch es gab nichts anderes für mich zu tun, also war es schon zwangsläufig. Ich durfte nur mit Begleitung in die Stadt, denn man wollte verhindern, dass ich Kontakt zu meiner Schwester aufnahm. Zoe war mein einziger Kontakt zur Außenwelt, per Brief. Mein Handy hatte man mir weggenommen und die Schul-PCs hatten kein Internetzugang. Abgeschnitten von jeder Art der Zivilisation. Wie sollte man da klar im Kopf werden? Man erreichte nur das Gegenteil. Ich hatte die Masche der Psychologen schnell durchschaut und irgendwann fing ich an aus jeder Sitzung eine Märchenstunde zu machen. Es war mir jedes Mal ein inneres Blumen pflücken wenn mir etwas einfiel, was noch besser und toller war, als beim letzten Mal. Gedanklich schlug ich mir sogar auf die Schultern für diesen Meisterclou. Die hatten etwas zum Schreiben und ich etwas zum Lachen. Irgendwann wurde es aber langweilig und ich brauchte neue Beschäftigung. Also pickte ich mir einen Mitschüler raus, über den ich mir eine Geschichte einfallen ließ und brachte sie in Umlauf. Nichts lässt sich besser verbreiten als ein Gerücht. Noch schneller geht es in einem Raum voller Idioten. Idioten gab es reichlich an dieser Schule und Bekloppte. Meine Zimmernachbarin ritzte sich. Bekloppt! In meiner Stufe gab es einige, die diesen Scheiß machten. Hätte ich einkaufen gehen können, so ganz ohne Beobachtung, hätte ich fleißig 100er Packungen Rasierklingen gekauft, um sie dann am Wochenende zu verteilen. Gegen Geld. Klingen-Dealerin! Meine ultimative Geschäftsidee, mit Zukunft. Zumindest in diesem Schuppen. Was hätte ich Kohle machen können? Unvorstellbar!

Ich sah gelangweilt zum Fenster raus und ließ den Lehrer seine Scheiße runter leiern. Es war so oder so nur Wiederholung und sollte zur Auffrischung dienen, da vor den Ferien noch ein Test anstand. Ferien, auch so ein Stichwort. Ich würde den Kasten nicht verlassen, also waren es keine Ferien. Weihnachtsferien, wie das schon klang. Es war Hohn und gequirlte Kacke. Es würde dieses Jahr keine Weihnachten für mich geben. Kein Luca, der Geschenke unter dem Baum aufriss und mit großen Augen anfing zu brüllen. Meine Kehle wurde trocken und ich musste unkontrolliert schlucken. Ja verdammt, mein kleiner Bruder fehlte mir echt! Er sah aus wie Papa und ich liebte ihn aus tiefstem Herzen. „Danke Nicole du Fo..." brummte ich leise vor mich hin und wurde durch ein Stupsen unterbrochen. Ich sah zu meiner Sitznachbarin, die kleine verblödete Ritzerin aus meinem Zimmer, die aufgeregt nach vorne Nickte. „Frau Müller, können sie uns etwas zu der Gleichung sagen?"-„auf der einen Seite steht was und auf der anderen auch" gab ich gleichgültig von mir und wollte nur wieder zum Fenster rausschauen. Hanswurst sah das anders „Frau Müller, ich weiß, der Unterricht langweilt sie, dennoch würde ich es begrüßen, wenn sie daran teilnehmen würden"-„sie glauben gar nicht was ich alles begrüßen würde" der Lacher der Klasse hatte ich auf meiner Seite, doch Hanswurst saß am längeren Hebel und ich durfte ein Referat über die Stunde schreiben. Als würde es mich wirklich treffen, da konnte ich nur lachen. So hatte ich wenigstens etwas zu tun! Trotz allem ging Erleichterung durch mich hindurch, als die Glocke zur Pause ertönte und ich für ganze 30 Minuten diesen Kasten verlassen durfte. Ja, einmal am Vormittag durften wir raus ins Außengehege. Es gab ein Gittertor, welches die Verbindung zur Außenwelt war. Es war ganze 2,80 Meter breit und von der anderen Seite war es unscheinbar. Keiner von den Leuten auf der Straße sollte die Bekloppten sehen, darum auch die 3 Meter hohe Hecke um den Rest des Hofes. Nur an diesem Vormittag war etwas anders. Ganz anders. An dem Tor stand eine schlanke, große Person und das Gesicht war mir bekannt. Automatisch gingen meine Füße schneller und mein Herz kloppte im gleichen Takt, dabei ermahnte ich mich selbst cool zu bleiben.

„Timo? Was suchst du denn hier?" mein Vorhaben mich mehr gleichgültig anzuhören klappte ganz gut, aber es hatte einen Unterton in dem Freude mitschwang. „Lulu, ich wollte wissen wie es dir geht. Du gibst mir ja keine Antwort" ich fing an zu grinsen „wie auch? Ich hab kein Handy. Das haben die Wichser einkassiert"-„oh" mehr sagte Timo nicht mehr und sah dann auf den Boden. Ich tat es ihm gleich und wusste auch gar nicht was ich ihm hätte sagen sollen. Unsere letzte Begegnung endete im Streit und ich hatte die Beziehung lautstark beendet. Gleich nach dem ich ihm Tod und Teufel an den Hals wünschte. Natürlich hatte ich auch nicht vergessen zu erwähnen, wie sehr ich meine Zeit an ihn vergeudet hatte. Nun tat es mir leid und ich suchte nach Worten, die sich irgendwie wie eine Entschuldigung anhören sollten. Ich fand keine, dafür beobachtete ich Timo. Der hatte angefangen sich umzusehen und die Fassade der Schule verächtlich anzustarren. „Hässliches Ding was?"-„Naja geht so. Es scheint sehr modern zu sein. Geht's dir denn gut?"-„mhmm, geht so"-„wann hast du denn Schulschluss?"-„um 2"-„können wir dann etwas trinken gehen?" vorsichtig und langsam schüttelte ich den Kopf. „Mhmm, bist immer noch böse auf mich was?"-„Damit hat es nichts zu tun"-„nein?" verwundert sah er mich an und ich hatte keine Ahnung wie ich ihm von dem „Hausarrest" erzählen konnte. „Ich darf nicht raus"-„was?" erschrocken zog er seine Augenbrauen in die Höhe und ich erkannte deutlich die Sorge in seinem Blick. „Wo hat dich deine Schwester nur rein gesteckt? Sie selbst wohnt jetzt in der nobel Villa und du in einem Gefängnis?" nun war ich es die ein ungläubiges „Was?" von sich gab und mit hochgezogenen Augenbrauen da stand. „Weißt du das nicht?"-„Wa ... wa ... was, weiß ich nicht?"-„Na das Nicole zu Marco gezogen ist" als wäre ich dämlich sah er mich an und schüttelte leicht mit dem Kopf. Diese Nachricht kam auch nur zögerlich in meinem Zentrum an. Die Datenautobahn in meinem Hirn hatte Verkehrsstockungen und Staus. „Nicole ist was?" ich musste einfach noch mal nachfragen, um den Zusammenhang irgendwie zu bekommen. „Zu Marco gezogen. Also zumindest glaube ich es. Ich hab ständig versucht bei euch zu Hause jemand zu erreichen und irgendwann habe ich die zwei beim Einkaufen getroffen. Luca hatte dann an Marcos Hand rum gezogen und gefragt wann sie endlich zu Hause wären und Nicole erwähnte, das sie wenig zu Hause sei, weswegen ich sie nicht erreicht hatte. Es war also mehr ein kombinieren" Timo lächelte mich unschuldig an und doch schlug es wieder um in Skepsis, da er es wohl nicht so recht glauben konnte das ich von dieser Fügung des Schicksals nichts wusste. Von der Wut, die sich gerade in mir entwickelte, konnte er nichts ahnen und ich stand kurz vor einer Explosion. Ich musste hier raus!

Ich, meine Schwester und Marco II Eiskalte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt