Kapitel 28:
"Verliebte und Verrückte sind beide von so brausendem Gehirn, So bildungsreicher Phantasie, die wahrnimmt, Was nie die kühlere Vernunft begreift!" - William ShakespeareSelig grinste ich vor mich hin, während ich mit Em skypte und meine Haare mithilfe eines Glätteisens misshandelte. Heikos Frau würde mit Sicherheit einen Schreikrampf bekommen, wenn ich sie das nächste Mal bat, meine Haare zu schneiden. Trotz fürsorglicher Behandlung mit Hitzeschutz und Haaröl standen meine Haaren mit sämtlichen Heißgeräten auf Kriegsfuß und pflegten, ihren Unmut mit Spliss auszudrücken.
Ich grinste sogar weiter, als ich mich zum zwölften Mal mit dem verfluchten Glätteisen verbrannte. „Also, wenn mir nicht bewusst wäre, dass du in einer dreiviertel Stunde mit Flo ins Kino gehst, würde ich jetzt den Arzt anrufen.", schmatzte meine beste Freundin und verschluckte sich fast an ihrem Stück Pizza, als ich eine Grimasse schnitt, um nicht laut aufzuschreien, da ich mir jetzt tatsächlich das Ohr verbrannt hatte. Es tat so höllisch weh, dass ich fest damit rechnete, gleich versenktes Fleisch zu riechen. Erstaunlicherweise schaffte es dieses Unglück aber auch nicht, mich länger als zwei Minuten vom Grinsen abzuhalten. „Wehe du fängst jetzt wieder an zu singen, das halte ich wirklich nicht nochmal aus." „Sei nicht so gemein, iss lieber deine Pizza, bevor sie kalt wird.", zum Leidwesen meiner besten Freundin hatte ich vorhin fröhlich und schief wie eh und je die Titelmusik der Romeo und Julia Verfilmung mit Leonardo DiCaprio geträllert. Mit einer Wahrscheinlichkeit von über 99% hatten jetzt alle, die sich im Umkreis von 10 Metern zu mir befunden hatten (Em durch Skype eingeschlossen), einen nachhaltigen, irreparablen Schaden am Gehör. In Musik war ich schon immer grottenschlecht gewesen, schlechter als im Ausdauerlauf in Sport und das sollte bei mir was heißen. Laut Zack hörte ich mich beim Singen an wie eine Katze, die gerade überfahren wird. Ein sehr schmeichelhafter Vergleich von ihm, wirklich. Ich befand mich eindeutig in einem Zustand akuter Verliebtheit.
„In welchen Film geht ihr eigentlich?". Sehr gute Frage Em, darüber hatte ich mir immer noch keine Gedanken gemacht. „War ja klar, dass du vergessen hast, darüber nachzudenken.", bemerkte Em und verschlang grinsend ein weiteres Stück Pizza. Vor lauter Aufregung hatte ich bis jetzt noch keinen Bissen herunter bekommen, obwohl mir beim Anblick von Em's Pizza das Wasser im Mund zusammenlief. Da blieb nur zu hoffen, dass mir später nicht im Kino laut der Magen knurrte oder ich vor Hunger umkippte. Allerdings konnte ich bei meinem Glück fest mit dem Eintreten beider Vorahnungen rechnen. „Da ihr ja schon das Bravo-Date schlecht hin geplant habt, solltet ihr auch in so eine richtige Liebesschnulze gehen!", meinte Em. „Bravo-Date?", hakte ich lachend nach. „Laut dem Bravo-Date-Ratgeber, den ich mit elf ausführlich studiert und verinnerlicht habe, ist ein erstes Date im Kino das mit Abstand Schlimmste, was man eigentlich tun kann.", erklärte sie und brüstete sich dabei mit ihrem Wissen, wie unsere Geschichtslehrerin beim Thema Französische Revolution. Einmal hatte ich sie berichtigt, indem ich den von ihr weiterverbreiteten Irrglauben, dass der Sturm auf die Bastille keineswegs ein heroisches Ereignis gewesen war im Sinne von „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit", sondern viel mehr wohl das Aufbegehren eines Mobs nach Nahrungsmitteln. Seit dem Tag hasste mich diese Frau bis aufs Blut. „Ah ja.", war alles, was ich darauf erwiderte. „Warte, ich schau' mal, was gerade im Kino bei euch so läuft.", eifrig begann sie auf ihrem Handy herum zu tippen. „War das WLAN- Passwort das Erste, nach dem du gefragt hast?", lachte ich und schaltete das Glätteisen aus, allerdings nicht ohne mir noch einmal ordentlich die Finger zu verbrennen. Fluchend drehte ich den Wasserhahn auf und hielt meine pochenden Finger unter das eiskalte Wasser. „So ziemlich.", grinste Em mich an und prustete sofort los, als sie sah, wie ich meine Hand kühlte. „Tinkerbell und die Piratenfee?", lachend verdrehte ich die Augen. „Na gut, dann halt nicht, wie wäre es mit ähm.....Wechselzeiten – Auf dem Weg zum ersten Triathlon." „Ich frage mich, ob er diese Dokumentation stillschweigend über sich ergehen lassen würde.", sagte ich. „Auf jeden Fall, der steht doch total auf dich und dir würde das vielleicht die nötige Motivation bringen, dich endlich mal körperlich zu betätigen.", kam es überzeugt von meiner besten Freundin, was mich wieder dazu brachte, meine Augen zu verdrehen. „Obwohl für die körperliche Betätigung bald Flo zuständig sein dürfte.", ergänzte sie frech, nicht ohne dabei anzüglich mit ihren Augenbrauen zu wackeln. Sie war einfach unmöglich! „Em!", schnappte ich empört, „Du kannst froh sein, dass du und dein loses Mundwerk gerade in Texas sind!" „Liebe im Gepäck.", quietschte meine Freundin begeistert und ignorierte meine Drohung damit völlig. Keine Minute später wurde vorsichtig an die Tür geklopft und ein blonder Junge in unserem Alter erschien in der Tür und fragte, ob alles in Ordnung sei. Es war nicht zu übersehen, dass Em gerade gern im Boden versunken wäre, der Typ sah aber auch verboten gut aus. „Das ist also der besagte heiße Gastbruder, der offensichtlich auf dem besten Wege ist, dein neuer Fitnesscoach zu werden", feixte ich. „Mhm.", kam es einsilbig von ihr. „Und wie du auf ihn stehst.", stellte ich weiter feixend fest. „Mhm." „Wollen wir das Thema wechseln Em?" „Mhm." Lachend schüttelte ich meinen Kopf und musste nach Luft schnappen. Gerade mal zwei Stunden in Houston und schon verschossen in den Gastbruder, typisch Em. „Jetzt hör auf mich auszulachen!", versuchte sie so würdevoll wie möglich zu sagen, kam aber ebenfalls nicht um einen Lachflash herum.
„Geht doch einfach in Edge of Tomorrow.", schlug sie vor, nachdem wir uns beide wieder einigermaßen beruhigt hatten. „Ich bin begeistert Em, das ist mit Abstand das Vernünftigste, was du in der gesamten letzten halben Stunde von dir gegeben hast.", gespielt beleidigt streckte sie mir die Zunge raus.
Nervös fummelte ich an meinem Kleid herum und überprüfte zum gefühlt tausendsten Mal in einem der zahlreichen Schaufenster, dass auch alles saß. Warum zum Teufel hatte ich auch ein trägerloses Kleid angezogen und nicht einfach eine Hose und ein schlichtes Top, bei dem ich keine Angst haben musste, dass etwas verrutschte? Ach, ja, weil Em es tatsächlich geschafft hatte, mich dazu zu bequatschen. Was sie einzig und allein ihrer Ich bin total gejetlagt und skype trotzdem mit dir, weil euer erstes Date fieser weise an dem Tag nach meiner Abreise stattfindet – Karte und dem bettelnden Labradorwelpen-Blick zu verdanken hatte und dem Aspekt, dass ich kein Unmensch war.
Die Tatsache, dass ich das Mediakraftbüro von hier aus schon sehen konnte, trug nicht gerade zu meiner Beruhigung bei. Ich fühlte mich, wie die Protagonistin in einem dieser amerikanischen Teeniefilme, die Em und ich so verabscheuten. Fehlte nur noch die Zickenclique, die mir gleich etwas über meine Klamotten kippen würde.
Bevor ich in den Gewissenskonflikt kommen konnte, ob ich hier unten wie ein Trottel warten sollte oder hochgehen und dort wie ein Trottel warten sollte und mich damit vielleicht sogar noch aufdrängte, öffnete sich eine Seite der großen, gläsernen Flügeltür. „Pünktlich wie die Maurer.", lächelte Flo und umarmte mich zur Begrüßung. „Hey.", nuschelte ich leise und mein Blick fiel auf sein Longboard, das er auf den Boden gelegt hatte und mit einem Fuß am Wegrollen hinderte. „Willst du mal probieren?", anscheinend war er meinem Blick gefolgt und sah mich nun abwartend an. „Um Himmels Willen", lehnte ich ab, „aber wenn du statt den Weg ins Kino den Weg ins nächste Krankenhaus einschlagen willst gern.", scherzte ich, mein Skateboard war aus gutem Grund zuhause geblieben, auf den Weg hierher hätte ich mir, durch meine vor Aufregung wackligen Beine, sicher die Knie aufgeschlagen. „Dann machen wir das nach dem Kino.", wie selbst verständlich verschränkte er unsere Hände miteinander.
„Ich hoffe uns bleibt einer dieser feministischen Streits erspart.", grinsend hielt er mir die Tür des Kinos auf. „Ich habe dich eingeladen, also...." „Gehen die Kinokarten auf dich und der Rest auf mich, schön, dass wir das geklärt haben.", unterbrach ich ihn und lächelte Flo verschmitzt an. Sein verdutzter Gesichtsausdruck brachte mich dazu noch eins draufzusetzten und ihn einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu drücken. „Und Danke für das Tür aufhalten.", flötete ich und machte mich mit leicht glühenden Wangen auf den Weg, die Getränke zu besorgen.
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If you're going through hell, keep going (LeFloid FF)
Fanfiction(LeFloid x OC) Ein geschickt gesponnenes Netz aus Lügen, eine gehörige Portion Sarkasmus, sowie eine Prise Selbstironie und eine effektive Verdrängungstaktik mehr braucht Mel nicht, das selbsternannte menschliche Komplettfiasko, um sich still und l...