Teil 39

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Calla's Sicht
Nachdem ich den Polizisten alles erzählte hatte und Anzeige gegen unbekannt erstattet habe, lief ich mit Ihnen nach unten. Sie verabschiedeten sich von mir und liefen raus.
Marco kam sofort zu mir.
'Ein Noah ist da.' Er deutete mit seinem Kinn ins Wohnzimmer. Oh scheiße. Das Frühstück.
'Oh scheiße ja.' Flüsterte ich und legte meine Hände auf mein Gesicht. Marco zog mich in eine Umarmung. Ich schaute an ihm vorbei und sah direkt in Noah's Augen. Dann drückte ich mein Gesicht in Marco's Brust.
'Ich geh dann jetzt, Noah bleibt hier.' Flüsterte er mir zu. Ich fühlte mich wie ein Baby, auf das unbedingt aufgepasst werden musste.
Ich nickte nur leicht, er gab mir einen Kuss noch auf die Stirn und lief dann wieder zu Noah. Er klopfte ihm auf die Schulter und sagte ihm etwas, das ich leider nicht verstehen konnte. Marco lief dann wieder an mir vorbei, lächelte mich noch aufmunternd an und verließ meine Wohnung. Toll, jetzt war ich alleine mit Noah. Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust. Noah stand direkt vor mir und schaute mich an. Er streichelte mir über meine Wange. Ich sah auch das er was sagen wollte, aber letztendlich doch nichts sagte. Ich schaute daraufhin auf meine Füße.
Ich wollte nicht bemitleidet werden.
Ich bin doch stark. Keiner sollte mich je so sehen. Ich hasste es wenn man mich so zerbrechlich sah.
Und genau jetzt konnte ich die Tränen nicht mehr halten und weinte darauf los. Noah bemerkte es sofort und zog mich in eine enge Umarmung. Ich wollte ihm sagen, das bei mir alles gut ist, aber es kam stattdessen nur sein Name raus. Er musste mich für eine totale Heulsuse halten. Er rieb mir beruhigend über den Rücken und strich mir ab und zu mal über meinen Kopf, währenddessen murmelte er die ganze Zeit. 'Ich bin da.'
Zum Glück war er da.
Ich flüsterte noch ein 'ich brauch dich' eigentlich so leise das er es kaum hören konnte. Er drückte mich noch näher an seinen Körper. 'Ich bin da und bleib. Keine Angst.'
Ab diesem Satz, fing ich mich immer mehr an zu beruhigen. Irgendwann konnte ich nicht mehr weinen und schaffte etwas Abstand zwischen uns. Noah gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn und flüsterte gegen diese.
'Ich bin immer für dich da, Calla.'
Ich bekam Gänsehaut als er das sagte und drückte mich ganz von ihm weg.
Ich wischte meine letzten Tränen weg und flüsterte ihm zu das ich mir schnell einen Tee machen würde und ihm dann alles erzählen würde. Deswegen war er ja da, er wollte bestimmt wissen warum ich nicht zum Frühstück gekommen war.
Ich lief in die Küche und schaltete den Wasserkocher an. Dann schnappte ich mir einen Beruhigungstee und legte den schon mal in meine Tasse. Ich begutachtete meine Handgelenke. Es sah fast so aus wie nachdem Vorfall mit Mario. Nur das es jetzt viel schlimmer aussah. Dann machte es Klick und der Wasserkocher zeigte mir so an, das das Wasser heiß war. Ich nahm den Wasserkocher und versuchte das Wasser so gut wie es ging in meine Tasse zu schütten. Es dauerte nicht lange, da legte Noah seine Hand auf meine und half mir das Wasser in die Tasse zu schütten.
Wahrscheinlich sah er jetzt meine Handgelenke. Ich zog meine Hand vorsichtig vom Wasserkocher und ließ ihn weiter machen. Als meine Tasse voll war, stellte er den Wasserkocher wieder auf seinen Platz und blieb dicht hinter mir stehen.
Oh wie ich sein Parfum liebe.
Ich wartete bis mein Tee gezogen hatte, wie lange muss ich denn überhaupt warten?
'Calla du musst mir das heute nicht erklären.'
Prompt flog mir ein riesen Stein vom Herzen.
Ich wollte es einfach nicht nochmal erzählen, es reicht. Ich will es erstmal vergessen.
'Danke.' Flüsterte ich und lehnte mich an ihn an. Irgendwann erzähle ich es ihm, aber heute habe ich nur noch vor, es meiner Schwester zu erzählen. Sonst niemanden.
Meine Schwester. Da war was. Sie wollte mir schreiben, wenn sie los fährt.
'Meine Schwester. Wo ist mein Handy?' Fragte ich mehr mich als Noah. Ich lief sofort ins Wohnzimmer und fand mein Handy auf dem Tisch. Ich scrollte durch und fand tatsächlich eine Nachricht von ihr. Um 9 hatte sie geschrieben, das sie unterwegs ist. Also müsste sie so um 1 Uhr hier sein. Ich entsperrte mein Handy und schrieb erstmal nur meiner Schwester zurück. Dabei lief ich in die Küche.
Ich drückte senden und schaute auf, direkt in Noah's Augen.
'Komm wir gehen in mein Zimmer.' Ich nahm meine Tee und lief die Treppen voran. Noah mir hinterher. Als wir in meinem Zimmer waren, stellte ich meinen Tee erstmal auf meinem Schreibtisch ab und legte mich dann vorsichtig in mein Bett. Mein Oberschenkel spannte an der Wunde noch leicht. Noah setzte sich gleich neben mich und fragte mich was mit meinem Bein ist. Darauf war ich nicht vorbereitet. Er strich mir langsam über den Oberschenkel, blieb dann stehen wo der Verband anfing. Er hatte den Verband bestimmt gespürt, scheiße.
'Nichts nur ein Verband.' Ich legte dann sofort meine Hand auf seine und zog sie dort weg.
Ich legte mich in meine Kissen und fing an zu Gähnen. 'Bist du müde?' Fragte mich Noah leise während er über mich stieg und sich neben mir gemütlich machte.
'Ja wenn du wüsstest.' Flüsterte ich und schloss meine Augen kurz. Ich hatte bis jetzt nichts geschlafen, obwohl ich sooooooooo müde war.
'Schlaf, ich bin doch da.' Lächelte mich Noah dann leicht an und zog mich noch etwas näher an ihn. 'Ich kann nicht.' Flüsterte ich ihm zu und drehte mich auf die rechte Seite, so das ich ihn anschauen konnte.
'Doch du kannst. Ich pass doch auf dich auf.'
Währenddessen strich er mir mit seinen Fingern langsam über meinen Arm, noch vorsichtiger über die blauen Flecken und dann zog er mich die letzten Centimeter an seinen Körper. Okay, ich konnte wirklich etwas Schlaf gebrauchen. Ich legte meinen Arm auf seinen Bauch. Keine Ahnung warum.
'Meine Schwester kommt so um 1, weckst du mich dann? Wenn ich überhaupt schlafen kann.' Flüsterte ich ihm wieder zu.
'Ja mach ich. Schlaf jetzt.' Lachte er leise und fing an kleine Kreise auf meiner Handfläche zu zeichnen. Ich schloss meine Augen, versuchte es zu genießen, schlief dann aber sofort ein.
So viel zu ich kann nicht schlafen...
'Calla, deine Schwester ist da.' Flüsterte mir auf einmal jemand ins Ohr. 'Mh.' Brummte ich und öffnete meine Augen. Boah scheiße war ich müde. Noah saß neben mir und sagte gerade zu meiner Schwester, das er jetzt geht. Aus Reflex sagte ich sofort, er kann ja bleiben.
Er schaute mich wieder an.
'Nee passt. Ich komm heute Abend nochmal vorbei, okay?' Heute Abend musste ich ins Lissi, stimmt ja. Aber da geh ich nicht alleine hin, Noah muss mit.
'Kannst du dann vor 6 Uhr kommen, dann kannst du mit mir ins Lissi gehen, um mein Geld zu holen.' Flüsterte ich. Er runzelte sofort seine Stirn. 'Warum Geld?' Fragte er mich.
'Erzähl ich dir später.' Antwortete ich nur und warf einen kurzen Blick zu meiner Schwester. Die stand einfach nur  breit grinsend in der Tür. 'Okay dann bin ich halb 6 hier. Bis dann.' Lächelte Noah mir zu. Er lief raus und verabschiedete sich auch von meiner Schwester. Die schrie ihm ein 'Bis später' hinterher, knallte die Tür zu und sprang sofort aufgeregt auf mein Bett.
'Das war Noah?' Fragte sie mich. Ich rollte mit meinen Augen. 'Ja, hat er dir doch bestimmt gesagt.' 'Stimmt, ach ich bin so froh, das ich da bin.' Sie umarmte mich fest, wahrscheinlich entdeckte sie dabei meine blauen Handgelenke. 'Was ist passiert?' Sie schaute mich geschockt an. Ich seufzte kurz, setzte mich gescheit im Bett auf und fing an die ganze Geschichte zu erzählen. Ich schaffte es sogar ohne zu heulen, was schon ein großer Fortschritt für mich war.
'Oh Gott, Calla. Du Arme. Ja dann ist ja klar, das du heute Abend da nicht alleine hin willst.'
'Jap gut erkannt, Schlauberger.' Lächelte ich sie an. Ich stand langsam aus meinem Bett auf.
'Boah mir ist so warm, ich zieh mich mal um.'
Es war echt warm in meinem Zimmer und ich hatte eine lange Jogginghose an, die mir an meinen Beinen schon klebte. Eklig. Ich lief zu meinem Schrank, packte eine kurze Hose aus und zog sie sofort an. Dann legte ich mich wieder zu Cina und kuschelte mich an sie.
'Ich hab dich vermisst.' murmelte ich ihr zu.
'Ich dich auch, aber jetzt bin ich ja bis Freitag hier und währenddessen Bau ich dich wieder zu einer starken Frau auf.' Lächelte sie mich an. 'Oh Gott ob ich das wirklich will.' Lachte ich leise. 'Aber Cina ich will erst noch bisschen schlafen, ich bin noch sooo müde.'
'Mach das, ich schlaf auch noch bisschen.' Grinste sie und legte sich wieder hin.
Es dauerte nicht lange und schon schlief ich ein. Geweckt wurde ich durch Cina, die in mein Zimmer spaziert kam und mir mitteilte das es bald halb 6 war.
'Ist Sarah schon da?' Fragte ich sie während ich aufstand. 'Ja wir haben bisschen was gekocht. Ihr Freund ist auch da.' Lächelte sie mich an.
'Okay.' Ich lief ins Bad um mich wenigstens ein bisschen aufzufrischen. Die im Lissi mussten ja nicht wissen was passiert war. Ich kämmte mir meine Haare, machte einen Zopf und puderte mein Gesicht etwas. Dann noch ein bisschen Wimperntusche und Parfum. Fertig. Ich lief wieder aus dem Bad und traf im Flur auf Noah.
'Oh Noah, Hi.' Er musterte aber nur mein Bein.
'Ist nicht schlimm, Noah. Komm.' Ich zog ihn an seinem Arm in mein Zimmer.
'Sorry Calla, aber ich würde doch gerne wissen was passiert ist.' Er setzte sich auf mein Bett und schaute mich abwartend an. War klar.
Ich drehte mich zu meinem Schrank und suchte erstmal eine lange Jeanshose und ein schwarze Adidas Jacke raus.
Ich fing an den Verband abzumachen.
'Ich hab gestern Abend im Lissi drüben gearbeitet, weil Ben gemeint hatte sie bräuchten Kellner die für den Abend kurzfristig einspringen könnten.' Ich atmete kurz ein und schmiss den Verband auf den Boden. 'Aufjedenfall hab ich gearbeitet, war dann um halb 2 fertig und bin heim gelaufen, durch den Park.' Ich lehnte mich mit meinem Rücken an meinen Schrank.
'Im Park ist mir dann jemand hinterher gelaufen. Erst dachte ich mir nichts dabei, bis die Person dann schneller lief. Ich drehte mich dann um und vor mir stand irgend ein Mann. Er hatte mein Name gesagt und noch irgendwas. Dann habe ich ihn gemustert, weil er ja meinen Namen kannte und dann hab ich gesehen das er ein Messer in der Hand hatte. Ich bin dann weggerannt aber er hielt mich fest. Ab da ging dann alles ganz schnell, ich versuchte mich zu wehren und schrie wie eine Verrückte. Er zog mich dann vom Weg runter, ich trat immernoch um mich und erwischte ihn auch. Daraufhin hat er mit dem Messer..' Ich schluckte wieder und zeigte stattdessen auf meine Wunde. Noah nickte nur langsam.
'Aufjedenfall kamen dann eine Frau und ein Mann und der Mann ist dann weggerannt und hat mich liegen gelassen. Die hatten dann Polizei und Krankenwagen gerufen und ja das war's dann.' Noah legte seine Hände über sein Gesicht. 'Hast du Anzeige erstattet?' Ich nickte.
'Hoffentlich finden die das Arschloch.' Er schüttelte ungläubig mit seinem Kopf.
'Glaube ich eher nicht, aber mal schauen.'
Ich zuckte mit meinen Schultern.
'Ich geh mich jetzt mal umziehen.' Flüsterte ich ihm noch zu und lief ins Bad. Dort zog ich mich um und lief dann wieder zu Noah.
'Wie viel Uhr ist?' Fragte ich ihn, weil er eh auf seinem Handy tippte. Er schaute erst zu mir auf und sagte dann '17:45 Uhr.' 
'Okay, dann gehen wir am besten los.' lächelte ich ihn an. 'Wir können fahren, Calla.'
Er stand auf. 'Nee bisschen laufen tut mir glaub ich gut.' lachte ich leise. 'Aber wir laufen nicht durch den Park.' Fügte ich noch hinzu und lief mit Noah aus meinem Zimmer.
Unten angekommen begrüßte ich Daniel und sagte Bescheid, das wir los laufen würden.
Ich schloss die Haustüre, Noah wartete auf mich. 'Musst du dich nicht eigentlich etwas schonen? Zumindestens mit deinem Oberschenkel?' flüsterte er, legte seinen Arm um meine Schulter und zog mich etwas an seinen Körper. Ich antwortete erst gar nicht.
'Wer ist Ben?' Fragte er mich dann wieder.
Ich schaute ihn an. 'Was? Ich bin nur neugierig.' Lächelte er. Ich fing an zu lachen.
'Okay. Nur ein Kumpel, wie du und ich.' sagte ich. Er blieb daraufhin sofort stehen. Okay, das war übertrieben. Ben und ich hatten uns nicht geküsst. Ich drehte mich zu ihm um. 'Also nicht nur Freunde?' 'Doch klar nur Freunde.'
'Calla, wir sind nicht nur Freunde. Wir sind gute Freunde, wenn du weißt was ich meine.'
'Okay okay. Ben ist nur ein Freund.' Lachte ich.
'Okay damit bin ich zufrieden. Kennt ihr euch schon lange?' Wir liefen wieder weiter.
'Nee, das ist der Kerl wegen dem du mich letztens angerufen hattest, weil Nils mich mit dem in der Stadt gesehen hatte.'
'Ach der also.' Wir standen schon vor dem Lissi. 'Du kannst hier warten. Ich geh schnell rein.' Sagte ich zu Noah.
'Nee nee, ich komm schon mit rein.' Er grinste mich frech an, worauf ich nur mit den Augen rollte. 'Dann los.' Sagte ich, während ich die Tür aufstieß. Dann lief ich mit meinem persönlichen Bodyguard da rein....

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