Cinderella And Reality

629 18 4
                                    

...Stop looking for the next secret door that is going to lead you to your real life
Stop waiting
This is it: there's nothing else.
It's here.
('The Magicians 1' –Lev Grossman)

Ich wachte von einem Geräusch aus dem Flur auf. Der Platz neben mir war leer, die Tür des Schlafzimmers war nicht ganz geschlossen. Mario war offensichtlich schon aufgestanden. Der Gedanke an Mario, lenkte mich kurz vom Geräusch aus dem Flur ab. Geistesabwesend fuhr ich mir mit dem Zeigefinger meine Lippen nach. Er hatte mich geküsst. Mich. Einfach so.

Mein Herz schlug schneller.

Doch dann vernahm ich plötzlich Stimmen aus dem Flur, ich stand auf, lief zur Tür und trat hinaus. Der Anblick, der sich mir dort bot, ließ mich wie erstarrt stehen bleiben.
Dort war Mario in einer Umarmung mit einer blonden Frau, die einen Ticken größer als er war. Die Frau und Mario waren mitten in einem leidenschaftlichen Kuss. Für einen Moment, verspürte ich nichts als puren Schock.

Damit hatte ich definitiv nicht gerechnet, als ich aus dem Bett gestiegen war. Doch plötzlich entfernte sich Mario von der Frau, so als hätte er sich an ihr verbrannt. Er starrte mich wohl genauso geschockt an, wie ich es tat.

„Ich hätte gleich wissen müssen, dass du dir ne Schlampe angeln würdest!", unterbrach die mir Unbekannte unser Schweigen. Ihre Stimme triefte nur so vor Verachtung, dass ich erschrocken zusammenzuckte.

Schlampe. Ich?

Aber ich hatte doch nichts getan, sie war doch diejenige, die Mario gerade... 'dass du dir ne Schlampe angeln würdest.' Sie war doch nicht etwa... Oh Gott. Sie war doch nicht seine...Freundin?

„Nein, nein, du siehst das falsch, Bella ist nur...", stellte Mario sich halb vor mir und bestätigte so meine Vermutung. Mein Herz zog sich zusammen. Ich hörte mich wie ich leise „Nur irgendeine Freundin.", sagte. Als müsste ich mich für etwas rechtfertigen, obwohl ich nichts davon gewusst hatte. Ich hatte es nicht gewusst, sonst hätte ich doch nie...

„Sie ist eine Freundin aus Schulzeiten und hat Gestern mit Fabian und mir Abend gegessen, es ist spät geworden und sie hat hier übernachtet.", übernahm Mario das Rechtfertigen für mich. Eigentlich verteidigte er damit bloß sich selbst.
„Aus Schulzeiten?", fragte die Frau und ihr kritischer Blick huschte wieder zu mir, ging von meinen zerzausten Haaren, die morgens immer ein Chaos waren, zu meinem ungeschminkten Gesicht, wanderte weiter nach unten zu meinem weiten Pyjama.

Ich fühlte mich plötzlich ganz klein und schmutzig. Als ich sie meinerseits betrachtete; die blonde langbeinige Schönheit (man konnte sie einfach nicht anders beschreiben), fühlte ich mich dem hinzu auch noch furchtbar hässlich.

Natürlich Dummerchen, hast du etwa gedacht, er würde sich mit jemandem aus deiner Liga zufrieden geben, wo er doch alle haben konnte?

Und die bildschöne Frau vor mir, war alle, wahrscheinlich war sie sogar die bestaussehende Frau, die ich je in Fleisch und Blut vor mir gesehen hatte.

Das schien auch ihr klar geworden zu sein, denn sie lächelte auf einmal zufrieden, fast schon mitleidig, und schlang Mario einen Arm um den Rücken. „Das ist ja reizend. Magst du mich deiner kleinen Bekannten vorstellen, Schatz?"
Mario sah mich kaum an.
„Bella, ähm, das ist Ann-Kathrin ...meine...Freundin." - „Deine Freundin.", wiederholte ich leise, konnte die Schwäche in meiner Stimme nicht verstecken.

Auch wenn ich es schon gewusst hatte, es aus seinem Mund hören, versetzte mir einen noch größeren Stich. Und dann fragte ich mich, wieso es eigentlich so weh tat, wo ich mich die ganze Zeit doch beschützt hatte. Ich hatte doch aufgepasst nichts zu fühlen, was in diese Richtung hätte gehen können. Nie wieder, hatte ich mir geschworen. Nie wieder.
Aber hier stand ich und war verletzt, weil Mario Götze eine Freundin hatte.

Maybe tomorrow (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt