Kapitel Eins

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Nur langsam schaffte ich es meine Augen zu öffnen.
Es war wahrscheinlich später Nachmittag, als ich aus meinem Bett stieg. Ich wohnte allein. Nach dem großen Streit mit Jason und Sylvie hielt ich es nicht länger aus, bei ihnen zu wohnen.
Und so verbrachte ich die Nächte damit im Internet alles mögliche zu bestellen. Und es blieb nicht bei Fernsehern oder Spiele. Sondern ging bis zu Waffen. 

In den wenigen Wochen, die ich jetzt schon allein wohnte, hatte ich mich gehen lassen. Ich aß nicht mehr besonders viel, sondern bestellte nur um dann das Essen wegzuschmeißen. 

Die meiste Zeit versuchte ich das Anwesen zu finden auf dem Lukas mich fest gehalten hatte. 
Es kamen in der ersten Zeit auch noch Polizisten, aber ich sprach fast nichts mit ihnen. Lukas war tot und Dom auch und ebenso Jule. 
Also musste niemand etwas erfahren und das Anwesen war mein Rückzugsort. Und sobald ich es finden würde, würde ich dahin zurück kehren. Die Leute kannten mich und würden mich aufnehmen. Da war ich mir ganz sicher.

Übermüdet rieb ich mir über meine Augen und setzte mich auf das Sofa.
Als mein Handy klingelte ging ich nur langsam auf den Tisch zu.
,,Hallo?", fragte ich leise.
,,Endlich gehst du an dein Handy. Warum hast du eines, wenn du nicht mal ran gehst?", fragte Daniel. 
Ich seufzte und war kurz davor einfach aufzulegen. Ich mochte Daniel, er hatte sich ein bisschen um mich gekümmert. Wahrscheinlich lag es auch nur daran, dass ich am als einzige vertraute, obwohl er männlich war. Er fasste mich nie an und dafür war ich ihm dankbar. Aber trotzdem war er ein bisschen aufdringlich. Er wollte immer wissen, ob mit mir alles in Ordnung war und ob ich etwas brauchte. Ich verneinte jedesmal.
,,Weil ich andere Dinge zu tun habe."

Daniel lachte auf. 
,,Ach ja. So wie zu schlafen."
,,Daniel, wenn du etwas wichtiges zu sagen hast, dann sag es einfach. Wir sind nur befreundet.", murmelte ich. 
Er sollte sich erst gar nicht Hoffnung machen, dass ich mehr wollte. Ich würde niemals mehr etwas mit einem Mann etwas zu tun haben wollen.

,,Ich wollte dich fragen, wie es dir geht. Dr. Klark hat sich nach dir erkundigt.", sagte er und auch seine Stimme kühlte ab. 

,,Ich will nichts mit ihr zu tun haben und mit dir. Lasst mich einfach alle in Ruhe."
Ich wartete nicht mal ab, was er noch zu sagen hatte, sondern legte dann einfach auf. Ich schaffte es nicht mehr meine Tränen zurück zuhalten. Das hier war falsch. Ich war nicht dazu geschaffen allein zu sein. Sylvie und Jason verstanden mich nicht und Dr. Klark interessierte sich nur für die Beziehung zwischen Lukas und mir. Sie wollte mir nur einreden, dass alles falsch war. Das ich mich gezwungen fühlte zu Lukas zu stehen. Für sie war alles falsch.
Und Daniel verhielt sich komisch. Er wollte mehr. 
Ich wollte einfach nur wieder zurück zum Anwesen.
Wie ein angeschossenes Tier rollte ich mich zu einer Kugel und holte tief Luft.
,,Nein. Es ist alles gut. Ich muss ein neues Leben beginnen."
Ein paar Minuten blieb ich noch liegen und stand dann auf. 
Ich würde einkaufen gehen. 
Immerhin brauchte ich neue Klamotten und ich musste etwas essen.

Als ich meine Wohnung verließ, ging die Sonne bereits unter. Zitternd zog ich die Jacke enger an meinen Körper und beschleunigte meine Schritte. 
Es dauerte nicht lange in die Innenstadt. 
Aber anders als erwartet waren viele Menschen unterwegs und so wurde ich immer unabsichtlich gestreift, was mich in kleine Panikattacken versetzte. 
Doch ich zwang mich immer wieder durch zu atmen und dann langsam aus dem Weg zu gehen. 
Als ich dachte es nicht mehr länger auszuhalten flüchtete ich in ein Café.
,,Viel los draußen oder? Es gibt hier in der Nähe irgendwo ein Fest."
Erschrocken drehte ich mich zu der Kellnerin. 
Sie lächelte mich an. 
,,Ich dachte, dass.. nicht so viele unterwegs sind.", flüsterte ich und schaute nochmal nach draußen. 
,,Nun. Wenn du willst kannst du dich hier ein bisschen hinsetzten und später weiter gehen.", bot sie mir an.
Dieses Mal riss ich mich von dem Anblick weg. Im Café war nicht viel los, es saßen nur ein paar Menschen rum und die, die da waren schauten mich nicht mal an. Dann ging mein Blick zu dem Mädchen rüber.
Das Mädchen war vielleicht ein Jahr älter. Ihre schwarzen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden und ihre blauen Augen waren hinter einer Brille.

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