Mit seinen langen dünnen Beinen macht er eilige Schritte.
Er möchte seine Ziele erreichen und das mit Erfolg.
Er sieht nur Gründe, keine Hindernisse.
Jedes Mittel ist ihm Recht.
Ohne Rücksicht auf Andere.
Braune Herbstblätter bedecken die nassen Pflastersteine des grauen Gehsteiges.
Seine Schritte werden immer größer, seine Geschwindigkeit immer schneller.
Immer die Perfektion im Hintergedanken.
Der Regen prasselt hinab, aufgefangen durch das schwarze Tuch des Schirmes.
Er darf sich bloß keine Fehler erlauben.
Er ist auf dem besten Weg nach oben.
Jetzt darf er nicht zu spät kommen.
Der eisigkalte Wind schneidet in sein Gesicht.
Den Schmerz lässt er sich nicht anmerken.
Immer sein Ziel im Auge.
In wenigen Augenblicken hat er das Ende der Allee erreicht.
Jetzt muss er eine Entscheidung treffen.
Schnell biegt er rechts ab.
Er darf die Chance nicht verpassen.
Wer weiß wann sich ihn so eine Gelegenheit noch einmal bietet.
Sein Kalender ist gefüllt mit Terminen und Verabredungen. Doch ist sein Leben auch erfüllt ?
Der Regen lässt nach. Nur noch eigne Tropfen finden ihren Weg herunter.
Durch die vom regenbenetzte Brille erkennt er sein Ziel.
Die eiligen Schritte werden noch schneller.
Er kann es kaum erwarten einzutreffen.
Seine Füße renne fast von selbst.
Doch er muss acht geben, die Straßen sind nass. Die Gefahr einem Missgeschick zu verfallen ist groß.
Leicht außer Atem erreicht er das Gebäude.
Er faltet den Schirm zusammen.
Er steigt die Stufen zur Tür hinauf, seine Fingerspitzen steifen das Geländer.
Ein kurzer prüfender Blick in die Spiegelung der Eingangstür verriet ihm, dass seine Friseur perfekt saß.
Wie in jeder Situation.
Die unglaubliche Chance ist zum greifen nah.
Der Drang alles zu geben und aufzusteigen ist unaufhaltbar.
Sein Herz schlägt kräftig in seiner Brust.
Unvorstellbar wie er nächtelang geschuftet und gekämpft hat, um jetzt hier zustehen.
Mit aufrechter Gang und erhobenen Kopf läuft er den Flur entlang.
Bei jedem Schritt ertönt ein Hall der Absätze seiner Schuhe um ihn herum.
An den Seiten des Flurs stehen lange einfache und unbequeme Bänke.
Vereinzelt sitzen dort einige seiner Kommilitonen.
Voller Eifer nimmt er sein Ziel ins Visier.
Seine Aufmerksamkeit ist nur auf die große hölzerne Tür gerichtet.
Seine Umgebung verschwimmt.
Er darf sein Ziel jetzt nicht aus den Augen verlieren. Es ist zum greifen nah.
Er streckt sein Arm aus um die Klinke zu ergreifen und die Tür zu öffnen.
Plötzlich ertönt ein lauter Knall.Das Echo erhallte.
Seine Aufmerksamkeit bekommt eine neue Richtung.
Seine Füße werden weggerissen.
Er fällt.
Ein dumpfer Aufprall ist zuhören und auch dessen Hall weitet sich in den Gewölbe des Flurs.
Unsanft landet er in einer kleinen, aber nassen Regenpfütze.
Die war vorhin doch noch nicht dort.
Oder hat er sie einfach in seinem Eifer nicht wahrgenommen?
Sie muss von einem anderen Regenschirm stammen.
Es gibt kaum eine andere logische Erklärung.
Schnell rappelt er sich wieder auf. Nun ist sein Outfit verdorben.
Doch sein Aussehen war nicht alles, was er vorzuweisen hat.
So leicht lässt er sich nicht unterkriegen.
Er ist seinem Ziel doch so nah.
Unvorstellbar nah.
Er streicht den Dreck von seinem Mantel, sieht sich um.
Nur einige wenige schenkten ihm in diesem Moment Beachtung. Zu seinem Glück.
Schnell bückt er sich und hebt elegant und flink den schwarzen Schirm auf.
Er ist Reisesouvenier aus Wien.
Ein weiteres Mal streckt er die Hand aus um die Klinke zu ergreifen und die Tür zu öffnen.
Diese Mal mit Erfolg und ohne Missgeschicke.Das ist doch einfach.
Er tritt in den Raum ein und verschließt behutsam die Tür hinter sich.
Nach einer halben Stunde, die sich wie eine Ewigkeit gezogen hatte, öffnet sich die Tür.
Er verlässt das Büro mit einem überaus zufrieden Gesichtsausdruck.
Mit jedem Schritt, mit dem er sich dem Ausgang nähert wird sein Lächeln größer.
Er hat es geschafft.
Er hat die Chance ergriffen. Wie so oft in der Vergangenheit.
Nun ist er wieder eine Sproße hinauf gestiegen.
Als er durch die Eingangstür ins Freie tritt, atmet er tief durch.
Er bemerkt, dass er nicht mehr regnet und sein Lächeln wird breiter.
Elegant stieg der die Treppen hinunter.
Er hat einen weiteren Erfolg zu verbuchen.
Das muss gefeiert werden.
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He And His Perfection
Short StoryDer Weg eines Studenten zum Erfolg . Ein Student, der auf nichts und niemanden Rücksicht nimmt. Ein Student, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert.