Knoblauch und Kurzsichtigkeit

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Gabriel's PoV:

Als wir in den Speisesaal kamen, herrschte schon reges Treiben. Die einten Schüler deckten Tische, andere kochten. Neugierig gehe ich in die Küche. Mr. Möchtegernvampir folgt mir. "Was hat Knoblauch eigentlich für eine Auswirkung auf euch?" Flüstert er mir leise zu. "Das werde ich dir garantiert nicht sagen." zische ich zurück. Was hat sich Luk nur dabei gedacht ihm alles zu erzählen. Wenn das rauskommt... "Ich meine nur, weil in der Tomatensauce Knoblauch sein wird" Ich schaue ihn mit einem 'dein Ernst' Blick an. Na bravo. Diese Klasse ist ja mal alles andere als Vampifreundlich. "Hei Gabriel und Luk, wärt ihr so nett und schneidet den Knoblauch klein?" mit einem Grinsen drückt Melanie Luk, der eben auch in die Küche kommt und mir Knoblauch in die Hand. Dieses Biest legt es wirklich darauf an uns umzubringen. Seufzend nehmen Luk und ich Messer zur Hand und hacken dieses Teufelszeugs klein. Umso kleiner die Knoblauchstücke werden, umso ruhiger wird das Schloss. Plötzlich höre ich nicht mehr, was im nebenan Raum passiert. Zusätzlich sehe ich nur noch unscharf. Scheiss Kurzsichtigkeit. Wenn meine Vampirkräfte lahmgelegt sind, dann bin ich praktisch so blind wie ein Maulwurf. Tja, was will man machen, das war schon vor meiner Vampirzeit so. Als das Zeug meiner Meinung nach klein genug war, machte ich mich auf die suche nach Melanie. Ich glaube dort hinten steht sie. "Hei Melanie, wohin kommt der Knoblauch wenn er geschnitten wird?" lautes lachen erfüllt den Raum. Ich werde am Arm gepackt und zu einer anderen Person geführt. "Gabriel, das war der Kückenschrank, das hier ist Melanie" hör ich Luk neben mir sagen. Seht ihr? Mindestens so blind wie ein Maulwurf. Und sobald ich Knoblauch einnehme, wird das noch schlimmer. Das einzige was ich dann noch sehen kann sind vereinzelte Farbflecken in meiner nächsten Umgebung, dahinter verschwindet alles in einem weissen Nebel. "Bekommt dir der Knoblauch nicht gut?" Fragt mich Melanie scheinheilig. "Ne, ich habe meine Kontaktlinsen rausgenommen. Meine Augen fangen in der Nähe von Zwiebeln und Knoblau an zu tränen, so wie bei jedem.. Und damit ich sie dann nicht verliere habe ich sie Luk gegeben, der diese aber verschusselt hat. Ergo: Ich sehe jetzt praktisch nichts mehr." Tut mir leid Luk, aber anders wäre ich da nicht rausgekommen. "Dann setzt du dich am besten an einen Tisch un wartest." Schlägt Frau Rinderknecht vor. Gute idee... Unsicher tappse ich durch die Küche in den Speissesaal. Ich setze mich brav an einen Tisch und warte. Immer wieder höre ich Stimmen und Schritte. Ich muss mich wohl oder übel wieder daran gewöhnen praktisch blind zu sein. Ihr könnt euch sicher vorstellen, das mein früheres Leben nicht wirklich leicht war mit dieser Behinderung. Meine kleine Schwester war das Vorzeigekind. Mein älterer Bruder war der, der in Vaters Fussstapfen treten wird. Und ich? Ich war der 'blinde' und nutzlose, was ich auch deftig zu spüren bekam.

Luks PoV:

Na, toll. Langsam glaube ich echt, dass Gabriel uns beide noch in den Holzpfahl stürzen wird. Und dann diese Ausrede. Vermutlich hat die nicht mal diese Lehrerin geglaubt. Aber mir bleibt keine Zeit für Müsiggang. Im nächsten Moment ist Melanie wieder zur Stelle und scheucht mich ans Knoblauchbrett zurück, erstarrt dann aber, als sie sieht, wer gerade die letzten gschnittenen Knoblauchzehen in die Tomatensauce plumpsen lässt. Mit breitem Grinsen überreicht Kili Melanie das Schneidebrett samt Messer und zieht mich dann von ihr fort. Gerade rechtzeitig verschwinden wir um die Ecke. Da brechen wir auch schon beide in schallendes Gelächter aus. Melanies verblüffter Gesichtsausdruck war wirklich jede Unannehmlichkeit wert.

Den Rest des Tages verbringen wir damit, der Klasse das Schloss in allen Einzelheiten zu zeigen. Sogar einige Geheimgänge bekommen die Menschen zu sehen, nur über der Gruft wo sich unsere Särge befinden, bleibt natürlich weiterhin das Verbotenschild hängen.
Gabriel schlug sich erstaunlich gut. Immerhin kann er ja aufgrund seiner Sehschwäche und ohne Vampirkräfte nur sehr verschwommen sehen. Er griff zwar ab und zu nach meinem oder Kilis Arm, wobei er sich einmal irrte und stattdessen Melanie packte, doch ansonsten verhielt er sich optimal unauffällig. Ich habe zum Glück keine grossen Einschränkungen, bis auf den Verlust meiner Nachtsicht und einiger, nach Raffzahn weniger wichtigeren, Fähigkeiten Chrm. Fliegen Chrm. Und deshalb blieb die Führung an mir hängen. Zum Glück blieb Kili an meiner Seite und hielt die anderen Kinder einige Male davon ab, Dummheiten zu machen. Oder er half mir aus brenzligen Fragen heraus, wie zum Beispiel, wo die anderen Schüler denn seien oder unser Schulleiter. Alles in Allem bin ich also sehr zufrieden, wie die Führung gelaufen ist. Mittlerweile ist es zudem Dunkel geworden und Lehrerin und Kinder beschliessen, schlafen zu gehen, was ich für die beste Idee seit der Erfindung von Särgen halte. Leider hat diese fiese Melanie nicht vor, das Feld zu räumen, ehe sie nicht noch ihren Senf dazugegeben hat. Und so verkündet sie der teils gelangweilt, teils genervten Schülerschar, dass das Wetter am nächsten Tag sehr sonnig werden würde und sie somit doch etwas draussen machen könnten. Auf die begeisterte Zustimmung der Lehrerin, die ich immer weniger leiden kann, wirft sie mir einen triumphierenden Blick zu. Hat sie etwa das Gefühl, Gabriel und ich würden bei der blossen Berührung zu Staub zerfallen? Aber auch Kili wirft mir einen unsicheren Blick zu. Naja, eigentlich klar. Die wissen schliesslich nicht, dass wir Tagbisse sind. Und ich finde, dabei kann es ruhig noch bleiben.
Wir einigen uns darauf, uns um 10 Uhr am nächsten Morgen in der Eingangshalle zu treffen. Und endlich. Endlich sind wir von allen nervigen Schülern samt Lehrerin befreit. Zumindest für den Moment. Kili ist als Einziger bei uns geblieben, schliesslich klammert sich Gabriel immer noch an seinem Arm fest und es sieht nicht so aus, als würde er seinen Griff ohne fremde Hilfe lockern. Nachdem er an meinen Arm gewechselt ist, wir Kili gute Nacht gewünscht und ihm eingeschärft haben, niemanden bei Menschenschlafender Zeit noch aus dem Raum zu lassen, verschwinden wir für eine kurze Zeit in unseren Särgen. Ehe es wieder los geht und eine altbekannte Stimme ertönt: "Luk, Gabriel! Aufstehen. Ihr habt wieder mal verschlafen!"

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